Pensionierungen bei zahlenstarken Jahrgängen und steigende Schülerzahlen sowie der allgemeine Fachkräftemangel: Der Lehrpersonenmangel bleibt auf das neue Schuljahr hin eine grosse Herausforderung. Aktuell sind total 279 offene Stellen für Lehrpersonen im Kanton Bern mit Antritt im August 2022 ausgeschrieben, davon 184 unbefristet und 95 befristet. Die Bildungs- und Kulturdirektion (BKD) nimmt die Sorgen und Herausforderungen der Schulleitungen und Lehrpersonen sehr ernst und arbeitet daran, die Situation an den Schulen zu verbessern und zu entlasten.
Mehr als 1000 PH-Studierende stehen im Einsatz
In den letzten Jahren wurde die Vereinbarkeit von Studium an der Pädagogischen Hochschule (PH) und Beruf ständig optimiert. Dadurch hat sich der Anteil der Studierenden, die an den Schulen zum Einsatz kommen, in den letzten Jahren stetig erhöht. Gemäss der PHBern leisten derzeit bereits mehr als 1000 Studierende einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der offenen Stellen. Mittels Mentoraten und Begleitung durch die Schulleitungen und die PHBern werden sie unterstützt, um den herausfordernden Einstieg in den Schulalltag besser zu meistern. In den vergangenen Monaten hat die BKD zudem pensionierte Lehrpersonen sowie Musikschullehrerinnen und -lehrer angeschrieben. Zusätzlich wurde die seit einem Jahr aufgebaute Stellenvermittlungsunterstützung für Schulleitungen weiter ausgebaut.
Obwohl die BKD gemeinsam mit dem Berufsverband Schulleitungen Bern, Bildung Bern, dem Verband Bernischer Gemeinden und der PHBern alles daransetzt, den Lehrpersonenmangel zu beheben, braucht es weitere Massnahmen. Selbstverständlich sollten alle Unterrichtenden als Fachpersonen entsprechend pädagogisch ausgebildet sein. Darauf legt die BKD grossen Wert. Um den akuten Mangel aufzufangen, ist der Einsatz von möglichst fachnahen Personen als Ergänzung aber notwendig. Bereits mehrmals hat die BKD dazu bei den Studierenden der Universität Bern einen Aufruf lanciert. Zudem werden auch Quereinsteigende aus anderen Branchen aufgerufen, als Lehrpersonen einzusteigen. Die PH bietet für diese Personen wie auch für Berufseinsteigende spezifische Weiterbildungen und Beratungen an.
Belastung soll sich nicht weiter erhöhen
Mehr als 1000 Personen haben sich für die schulische Mithilfe bei der Einschulung von ukrainischen Kindern und Jugendlichen bei der BKD gemeldet. Die BKD bittet diese Personen, sich auch im Zuge des allgemeinen Lehrpersonenmangels an den Schulen einzusetzen. Die BKD klärt individuell ab, wer für welchen Einsatz an den Schulen geeignet ist.
Auf das kommende Schuljahr sollen, wenn immer möglich, die Klassengrössen nicht weiter erhöht werden, und an den Schulen sollen möglichst alle geplanten Lektionen durchgeführt werden. Die Belastungssituation für Schulleitungen und Lehrpersonen soll sich nicht weiter erhöhen, sondern soll – wo möglich – reduziert werden. Daher überprüft und entwickelt die BKD gemeinsam mit ihren Partnern weiterhin bestehende und künftige Massnahmen, die für Entlastung und eine weitere Aufwertung der wichtigen Berufe der Lehrpersonen und Schulleitungen sorgen werden.
Vorgehen bei unbesetzten Stellen
Falls an Schulen eine Stelle bis zum Beginn des Schuljahrs nicht besetzt werden kann, müssen die Schulen vor Ort gemeinsam mit den Schulbehörden und Schulinspektorinnen und Schulinspektoren organisatorisch individuelle Lösungen suchen. Temporäre Klassenzusammenlegungen in einzelnen Fächern können nicht ausgeschlossen werden. Im Notfall wird es auch notwendig sein, gewisse Angebote der Schule zeitlich befristet zu reduzieren. Dabei können die Schulen auf die Beratung der Schulaufsicht und der PHBern zählen.