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Zweisprachige Maturität – «Die italienische Kultur ist mir sehr nahe»

Leo Bellini ist Schüler am Gymnasium Biel-Seeland. Seine Maturität absolviert er zweisprachig in der Partnersprache Italienisch. Im Gespräch zeigt er auf, was das für seinen Schulalltag konkret bedeutet.

Absolviert die zweisprachige Maturität Deutsch-Italienisch: Leo Bellini. Bild: Peter Brand

       

Peter Brand

Herr Bellini, Sie absolvieren eine zweisprachige Maturität. Welche Gründe waren ausschlaggebend für diese Wahl?
Ich wählte zu Beginn meiner gymnasialen Ausbildung das Schwerpunktfach Italienisch. Das kam vermutlich daher, dass ich – wie mein Name vermuten lässt – italienische Wurzeln habe. Zu Hause haben wir aber nie Italienisch gesprochen. Daher interessierte es mich, die Sprache zu lernen. Die italienische Kultur ist mir sehr nahe. So entschied ich mich denn auch für eine zweisprachige Maturität.

Sie sind bereits im letzten Ausbildungsjahr. Wie war der Unterricht in den ersten beiden Jahren ausgestaltet?
Das war normaler Unterricht im Rahmen des Schwerpunktfachs Italienisch. Vorkenntnisse waren keine nötig. Wir begannen bei null und eigneten uns Schritt für Schritt die grammatikalischen Grundlagen und den Wortschatz an, wobei auch das Mündliche nicht zu kurz kam. Inhaltlich befassten wir uns immer wieder mit Land und Kultur. Zurzeit lesen wir beispielsweise Dante.

Im dritten Jahr ging es dann so richtig los. Sie besuchten den Unterricht an einem Tessiner Gymnasium. Wie ging das genau vor sich?
Ich absolvierte das gesamte dritte Ausbildungsjahr am Liceo di Bellinzona. Dort fand der gesamte Unterricht in Italienisch statt. Ich war in einer gleichaltrigen Klasse. Die meisten Fächer besuchte ich in diesem Klassenverband, arbeitete zum Teil aber auch in diversen kleineren Gruppen und lernte dadurch viele Leute kennen.

Wie haben Sie dieses Jahr erlebt?
Ich fand es spannend, meinen normalen Alltag für eine gewisse Zeit hinter mir zu lassen. Das Jahr brachte mir neue Erfahrungen, schon rein vom Schulweg her. Ich lebte im Tessin bei einer Gastfamilie in der Leventina und brauchte eine knappe Stunde bis zum Liceo. Hier in Biel bin ich mit dem Velo in zehn Minuten in der Schule.

Wahrscheinlich hat sich Ihr Italienisch in dieser Zeit stark verbessert?
Das ist so. Am Anfang war es schwierig. Ich kannte die Mitschülerinnen und Mitschüler nicht und konnte die Sprache noch nicht so gut. So verstand ich zwar praktisch alles, wagte aber nur zögerlich, mich selbst mitzuteilen. Ich musste mich richtig anhalten, trotzdem etwas zu sagen, auch wenn das Gesagte vielleicht nicht richtig war. Das ist im Grund genommen egal. Man muss nur irgendwie verstanden werden. Mit der Zeit geht alles einfacher. Jetzt ist mein Italienisch auf einem guten Stand.

Nun sind Sie wieder in Ihrer ursprünglichen Klasse in Biel. War der Weg zurück schwierig?
Das ist nicht ganz ohne, denn es gilt, sich gewissermassen zu reintegrieren. Und natürlich gibt es hier und dort Stofflücken. Dieses und jenes muss dann individuell aufgearbeitet werden. Aber das ist alles im Bereich des Machbaren. Die Lehrpersonen gehen gut darauf ein und nehmen sich die nötige Zeit, um gewisse Dinge nochmals zu erklären.

Im letzten Ausbildungsjahr nun besuchen Sie das Kunstfach in italienischer Sprache. Was bedeutet das genau?
Das heisst, dass man sein Kunstfach – in meinem Fall ist das Musik – an einem zentralen Ort besucht. Wir treffen uns jeden zweiten Samstagvormittag am Gymnasium Kirchenfeld in Bern, wobei der Unterricht in Italienischer Sprache stattfindet. Wir befassen uns seit den Sommerferien mit der Geschichte der klassischen Musik. Da spielt die italienische Sprache eine zentrale Rolle. Auf Italienisch beispielsweise über Verdi und seine Opern zu reden, finde ich cool.

Im Sommer werden Sie Ihre zweisprachige Maturität abschliessen. Wie geht es danach weiter?
Ich werde wohl Politikwissenschaften studieren. Das Italienisch wird für mich sicher weiterhin eine Rolle spielen. Eine weitere Landessprache zu beherrschen, ist immer von Vorteil.

Partnersprache Italienisch

Schülerinnen und Schüler mit Italienisch als Grundlagen- oder Schwerpunktfach können die zweisprachige Maturität mit Partnersprache Italienisch erwerben. Sie besuchen dazu im dritten Jahr den Unterricht an einem Tessiner Gymnasium. Nach dem Austauschjahr kehren die Schülerinnen und Schüler in ihre ursprüngliche Klasse am Gymnasium zurück, besuchen im letzten Ausbildungsjahr an einem zentralen Ort das Kunstfach in italienischer Sprache und erwerben nach einem Jahr die gymnasiale Maturität. Dieses Angebot steht an allen Gymnasien zur Verfügung, an welchen Italienisch als Grundlagen- oder Schwerpunktfach geführt wird.
www.be.ch/gym-zweisprachigematuritaet

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