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«Das Label sollte zum Standard in der Hotellerie werden»  

«Der Entscheid der Geschäftsleitung, den Zertifizierungsprozess zu starten, ist ein Bekenntnis  zu einer qualitativ hochstehenden Berufsbildung», sagt Christoph Tschäppät.  Bild Rolf Marti
«Der Entscheid der Geschäftsleitung, den Zertifizierungsprozess zu starten, ist ein Bekenntnis zu einer qualitativ hochstehenden Berufsbildung», sagt Christoph Tschäppät. Bild Rolf Marti

21.05.2022 / Der Kursaal Bern trägt das Label «TOP-Ausbildungsbetrieb». Was steckt hinter dem Etikett, was bedeutet es für die Lernenden, was bringt es dem Lehrbetrieb? Christoph Tschäppät, HR-Berater und Ausbildungsverantwortlicher der Kursaal Bern AG, erklärt.

Rolf Marti

Herr Tschäppät, im Kursaal Bern absolvieren 16 Lernende ihre Ausbildung – Kaufleute, Gastronomie- und Hotelfachleute. Warum bilden Sie aus?
Wer ausbildet, tut dies nicht nur aus Selbstlosigkeit. Unserer Branche fehlen Fachkräfte – auch als Folge der Pandemie. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass sich das ändert. Zudem tragen junge Leute frische Ideen in den Betrieb und verjüngen die Unternehmenskultur. So betreut beispielsweise eine lernende Kauffrau unseren TikTok-Kanal. Dafür ist meine Generation zu alt … (lacht).

Was verstehen Sie unter guter Ausbildung?
Ein Umfeld schaffen, das die Leidenschaft der Lernenden für die gewählte Branche weckt. Nur so bleiben sie uns langfristig treu. Der Kursaal Bern verfügt über ideale Voraussetzungen für die Ausbildung. Dank unserer Grösse decken wir das gesamte Spektrum der Gastronomie und der Hotellerie ab. Das bedeutet: Wir können Jugendlichen eine spannende und abwechslungsreiche Ausbildung bieten. Viele Lernende bleiben über die Lehrzeit hinaus bei uns oder kehren nach einigen Jahren zurück.

Der Kursaal Bern trägt das Label «TOP-Ausbildungsbetrieb». Was bedeutet das?
«TOP-Ausbildungsbetrieb» ist eine Stiftung, welche die Ausbildungsqualität von Lehrbetrieben in gewerblichen Branchen beurteilt und fördert. Angesprochen werden Betriebe, die bereits eine hohe Ausbildungsqualität haben oder diese anstreben.

Was muss ein Lehrbetrieb tun, damit er das Label erhält?
«TOP-Ausbildungsbetrieb» kennt drei Zertifizierungsstufen. Stufe 1 beinhaltet die Selbstdeklaration und einen eintägigen Kurs für die Ausbildungsverantwortlichen. Stufe 2 beinhaltet zwei weitere Kurse zu insgesamt drei Tagen. Auf Stufe 3 kommt das individuelle Coaching durch Profis von «TOP-Ausbildungsbetrieb» hinzu. Schliesslich wird der Prozess durch das Assessment einer externen Fachstelle abgeschlossen.

Wie wirkt sich dieser Prozess auf die Ausbildungskultur des Kursaals Bern aus?
Positiv. Der Entscheid der Geschäftsleitung, den Zertifizierungsprozess zu starten, ist ein Bekenntnis zu einer qualitativ hochstehenden Berufsbildung ¬– ein motivierendes Signal an alle, die sich bei uns für die Ausbildung engagieren. Der eigentliche Zertifizierungsprozess – wir sind gerade in der zweiten Stufe – löst viele Diskussionen aus. Welche Werte pflegen wir? Wo können wir besser werden? Wie gehen wir auf die Generation Z zu? Wertvoll sind die Kurse, an denen die vier Verantwortlichen für unsere Lehrberufe teilnehmen. Wir erhalten viele Inputs und können uns mit Kolleginnen und Kollegen anderer Betriebe und Branchen austauschen. So wissen wir, wo wir im Vergleich stehen. Zudem erhalten wir Zugang zu Best Practice-Beispielen, die wir übernehmen oder adaptieren können.

Wie profitieren die Lernenden davon, dass sich Ihr Lehrbetrieb um eine hohe Ausbildungsqualität bemüht?
Sie spüren, dass sie als Lernende mit ihren Anliegen ernst genommen werden. Und sie haben die Gewissheit, dass sie auf der Höhe der Zeit ausgebildet werden. Wer als Betrieb das Label behalten will, muss sich mit neuen Trends befassen und die Qualität laufend überprüfen. Alle drei Jahre gibt es ein neues Assessment.

Hilft das Label, junge Leute für die Branche zu begeistern bzw. offene Lehrstellen zu besetzen?
Wir haben das Label erst im Februar erhalten und daher noch keine Erfahrungswerte. Aber ich bin überzeugt: Es ist ein gewichtiges Argument im Lehrstellenmarketing. Es zeigt, dass unsere Branche und unser Betrieb um eine hohe Ausbildungsqualität bemüht sind. Diese Botschaft senden wir über unsere Webseite, Lehrstellenplattformen und Soziale Medien. Aber klar: Das allein löst das Fachkräfteproblem nicht. Wir müssen auch bei Arbeitszeitmodellen und anderswo Lösungen finden. Junge Leute legen Wert auf eine gute Work-Life-Balance.

Was muss ein Betrieb tun, wenn er sich für das Label interessiert?
Wer einer der sechs beteiligten Branchen angehört (siehe Kasten), kann sich über den Branchenverband oder direkt über die Webseite von «TOP-Ausbildungsbetrieb» anmelden. Das Label sollte zum Standard in der Hotellerie werden.

Stiftung «TOP-Ausbildungsbetrieb»

Die Stiftung «TOP-Ausbildungsbetrieb» fördert branchenübergreifend die Ausbildungsqualität in gewerblichen Lehrbetrieben und zeichnet Unternehmen aus, die sich in der Berufsbildung besonders engagieren. Das Label wird von folgenden Organisationen der Arbeitswelt getragen: Carosserie Suisse, JardinSuisse, Schweizerischer Maler- und Gipserunternehmer-Verband, HotellerieSuisse, Gebäudehülle Schweiz, Schweizer Bootbauer-Verband, Gastro Graubünden.
www.topausbildungsbetrieb.ch

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