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«Das Mitmachen hat sich auf jeden Fall gelohnt»

Mitten in einem physikalischen Experiment: Thomas Zaugg. Bild Peter Brand
Mitten in einem physikalischen Experiment: Thomas Zaugg. Bild Peter Brand

16.04.2022 / Silber in Philosophie, Bronze in Physik: Thomas Zaugg hat an der Schweizer Wissenschafts-Olympiade vielseitig gepunktet. Im Gespräch gibt der Maturand des Gymnasiums Kirchenfeld Einblick in seine beiden Finalwettkämpfe.

Peter Brand

Herr Zaugg, Sie haben an der Schweizer Wissenschafts-Olympiade gleich zwei Medaillen gewonnen. Was bedeuten Ihnen diese beiden Auszeichnungen?
Der Fokus lag nicht unbedingt auf dem Gewinnen, sondern auf dem Mitmachen. Ich fand vor allem das Erlebnis rund um die Wettkämpfe wichtig. Aber klar, ein wenig stolz bin ich schon auf mein gutes Abschneiden.

Warum nahmen Sie an diesen Wettkämpfen teil – und warum gleich in zwei Disziplinen?
Eine ehemalige Klassenkameradin von mir machte erfolgreich an der internationalen Informatik-Olympiade mit. Sie erzählte mir davon und steckte mich in gewisser Weise an. Wer etwas mehr lernen möchte, kann sich an der Wissenschafts-Olympiade gehörig austoben. Meine Interessen sind sehr breit. Daher meldete ich mich sowohl in Philosophie als auch in Physik an. In den Frühlingsferien werde ich auch noch am Final der Chemie-Olympiade teilnehmen.

Welches ist Ihr Bezug zu Philosophie respektive zu Physik?
In der Philosophie stellt man grundlegende Fragen. Ein Beispiel: Was bedeutet es, Mensch zu sein? Mit existentiellen Fragen dieser Art beschäftige ich mich gerne. In der Physik finde ich spannend, dass ich Alltagsphänomene erklären und berechnen kann. Öffne ich beispielsweise einen Kühlschrank, gibt die Türe immer etwas Widerstand. Das erklärt sich damit, dass sich die Luft durch die Abkühlung zusammenzieht. Der Druck auf die Innenseite der Türe ist daher kleiner als derjenige auf die Aussenseite. Also wirkt eine Kraft auf die Türe, die beim Öffnen überwunden werden muss.

Philosophie und Physik sind auf den ersten Blick völlig verschiedene Disziplinen. Sehen Sie dennoch Gemeinsamkeiten?
Es gibt schon gewisse Überschneidungen. Beide Disziplinen sind abstrakt-logisch und helfen mit, die Welt zu erklären. Die Vorgehensweise ist ebenfalls vergleichbar: Man zerteilt die Aufgabe, trifft plausible Annahmen und löst so das Problem. Nur die Sprache ist eine andere. In der Physik verständigt man sich mit Formeln, in der Philosophie mit Wörtern und Begriffen.

Ein Wort zu den Finalwettkämpfen: Welche Aufgaben hatten Sie in der Philosophie zu bewältigen?
Als Vorbereitung besuchten wir verschiedene Workshops, einen zum Beispiel zum Thema Widersprüche. Weiter lasen wir verschiedene Texte und diskutierten anschliessend darüber. Zum Schluss hatten wir einen Essay zu verfassen. Vier Themen standen zur Wahl. Ich schrieb über die Rolle von Intuition in der Moralphilosophie. Darin ging es unter anderem um die Frage, ob sich eine Moral auf reiner Logik aufbauen lässt.

Und um was ging es in der Physik?
In dieser Disziplin mussten wir Theoriefragen beantworten, hatten aber auch experimentelle Aufgaben zu lösen, bei denen wir unsere praktischen Fähigkeiten unter Beweis stellen konnten. Wir mussten beispielsweise mit einem eigenen Versuchsaufbau den Geschwindigkeitsunterschied eines Gummiballs vor und nach dem Aufprall bestimmen. Alle diese Aufgaben waren eine gute Erfahrung, aber auch sehr anspruchsvoll.

Wie fällt Ihre Bilanz aus. Hat sich Ihr Einsatz gelohnt?
Das Mitmachen hat sich auf jeden Fall gelohnt. Zum einen lernte ich viele interessante Menschen kennen. Zum anderen habe ich sehr viel gelernt – zum Beispiel wie ich bessere Texte schreibe oder wie ich ein Experiment durchführe. Die Teilnahme erfordert ein hohes Mass an Eigeninitiative.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Werden Sie in irgendeiner Weise mit Philosophie oder Physik zu tun haben?
Vermutlich werde ich an der EPFL in Lausanne «Life Science Engineering» studieren. Ich würde später gerne in der Hirnforschung arbeiten. In dieser Disziplin berühren sich Naturwissenschaften und Philosophie tatsächlich: die Philosophie des Geistes wird ergänzt mit empirischen Daten und mathematischen Modellen.

Wissenschafts-Olympiade
Diese Wettbewerbe fördern Jugendliche, wecken Begabungen und Kreativität und zeigen, dass Wissenschaft spannend ist. In der Schweiz werden Olympiaden in den Fächern Biologie, Chemie, Geografie, Informatik, Linguistik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft ausgetragen. Die Organisatoren sind junge Forschende, Studierende oder Lehrpersonen, die freiwillig zahlreiche Stunden und viel Herzblut in das nationale Programm investieren.
www.science.olympiad.ch

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