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«Wir haben gelernt, wie man ein Projekt managt»

«Wir wollten ein Projekt realisieren, das etwas verändert»: Die Lernenden Remo Zihlmann und Kevin Bucher haben eine Photovoltaikanlage geplant und installiert.  Bild  Rolf Marti
«Wir wollten ein Projekt realisieren, das etwas verändert»: Die Lernenden Remo Zihlmann und Kevin Bucher haben eine Photovoltaikanlage geplant und installiert. Bild Rolf Marti

9.4.2022 / Im Rahmen des Qualifikationsverfahrens machen Lernende in gewerblichen Berufen eine Vertiefungsarbeit. Die Elektroinstallateure Remo Zihlmann und Kevin Bucher haben eine Photovoltaikanlage für ein Zweifamilienhaus installiert. Ihre Arbeit haben sie in einem vierzigseitigen Papier für die Berufsfachschule «bzemme» dokumentiert.

Rolf Marti

Sie haben im Rahmen Ihrer Vertiefungsarbeit auf dem Haus von Remos Eltern eine Photovoltaikanlage installiert. Wie viel Strom liefert sie?
Zihlmann: Die maximale Wechselrichterleistung liegt bei 10 KW. Damit können wir den Strombedarf für das Zweifamilienhaus vollständig decken. Es reicht auch für die Wärmepumpe, mit der wir demnächst die Ölheizung ersetzen werden.

Sie konnten das Thema der Vertiefungsarbeit frei wählen. Warum Photovoltaik?
Bucher: Wir waren nicht völlig frei. Es gibt jedes Jahr ein übergeordnetes Thema für die Vertiefungsarbeit. Dieses Jahr lautete das Stichwort «Veränderung». Für uns war klar, dass wir nicht eine Schreibtischarbeit machen wollten – was grundsätzlich möglich gewesen wäre. Wir wollten ein Projekt realisieren, das wirklich etwas verändert. Irgendwann sagte Remo: Wir installieren eine Solaranlage.
Zihlmann: Wir arbeiten beide in Lehrbetrieben, die Photovoltaikanlagen installieren. Eine faszinierende Technologie. Sie ist Teil der Veränderung, die unsere Gesellschaft vollzieht. Weg von der Atomkraft, weg vom Öl. Das bedeutet: Wir brauchen Strom aus anderen Quellen. Und diese müssen nachhaltig sein.

Was waren die grössten Herausforderungen in diesem Projekt?
Bucher: Der Zeitdruck. Wir hatten eine Frist von vier Monaten. Das meiste musste neben der Arbeit und der Berufsfachschule erledigt werden. Allein für die Montage der Anlage haben wir 100 Stunden aufgewendet. Wie viel wir für Planung, Bewilligungen, Beschaffung, Messungen u. a. investiert haben, weiss ich nicht. Zudem haben wir ein vierzigseitiges Dossier erstellt, das unsere Arbeit dokumentiert und reflektiert.

Wurden Sie durch den Lehrbetrieb oder die Berufsfachschule – das Bildungszentrum Emme – unterstützt?
Zihlmann: Mein Chef hat uns bei der Planung und bei der behördlichen Anmeldung unterstützt. Bei der Installation der Anlage war mein Vater behilflich. Er ist Dachdecker. Bei der schriftlichen Dokumentation hat uns Kevins Schwester gecoacht. Sie ist Kauffrau.
Bucher: Auch die Berufsfachschule begleitete den Prozess. Sie gab den Fahrplan vor – also welche Schritte bis wann gemacht werden müssen. Zudem hatten wir drei Standortbestimmungen mit der Lehrperson des Allgemeinbildenden Unterrichts.

Die praktische Arbeit ist das eine, die Dokumentation und die Reflexion sind das andere. Was hat mehr Spass gemacht?
Bucher: Auf dem Dach stehen und sehen, wie die Anlage entsteht. Aber wir arbeiteten öfters gemeinsam an der Dokumentation und hatten auch da unseren Spass.

Welche Learnings nehmen Sie mit auf Ihren beruflichen Weg?
Bucher: Wir haben gelernt, wie man ein Projekt managt – wie man Ideen entwickelt, ein Vorhaben plant, die Aufgaben verteilt und die Zeit einteilt. Heute weiss ich, dass ich ein solches Vorhaben steuern kann. Das nächste ist schon aufgegleist: Wir werden auch bei meinen Eltern eine Photovoltaikanlage installieren, dreimal so gross wie jene auf dem Dach von Remos Eltern.
Zihlmann: Wir hatten den Anspruch, die auftretenden Probleme möglichst ohne fremde Hilfe zu lösen. Das haben wir geschafft, und das gibt Selbstvertrauen. Zudem haben wir uns mit vielen Aspekten der Solartechnik auseinandergesetzt, also auch fachlich dazugelernt.

Hat die Vertiefungsarbeit Ihr Bewusstsein für die Energieversorgung verändert?
Zihlmann: Nicht nur diese Arbeit, sondern allgemein die Auseinandersetzung mit der Photovoltaik. Mit jeder Installation, an der ich beteiligt bin, wächst das Interesse und das Bewusstsein, dass wir solche Lösungen brauchen.

Welche beruflichen Pläne haben Sie?
Bucher: Ich will mich weiterhin mit umweltfreundlicher Energiegewinnung befassen – so lange, bis auf jedem Dach eine Solaranlage steht … (lacht)
Zihlmann: Ich will mich weiterbilden, sodass ich in einem Betrieb mehr Verantwortung übernehmen und beispielsweise Projekte leiten kann.

Vertiefungsarbeit
Die Vertiefungsarbeit ist in gewerblichen Berufen Teil des Qualifikationsverfahrens (Lehrabschlussprüfung) und gehört zum Bereich «Allgemeinbildung». Beurteilt werden die Bereiche Arbeitsorganisation, Arbeitstechnik, Recherche, Dokumentation, Argumentation und Reflexion. Im Rahmen eines Gesprächs präsentieren die Lernenden ihre Erkenntnisse zwei Experten/-innen.

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