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Zeitungsartikel Einsteiger

«Das Thema tangiert alle unsere Lehrberufe»  

«Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten ist seit Jahren steigend»: Annika Keller-Markoff (Bild: zvg)
«Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten ist seit Jahren steigend»: Annika Keller-Markoff (Bild: zvg)

04.06.2022 / Lernende sollen befähigt werden, in ihrem Berufsumfeld nachhaltig zu handeln. Wie können die Lehrbetriebe die dazu erforderlichen Kompetenzen fördern? Nachgefragt bei Annika Keller-Markoff. Sie ist verantwortlich für die Berufsbildung bei Coop.

Peter Brand

Frau Keller-Markoff, Coop fasst ihr Engagement für Nachhaltigkeit unter dem Motto «Taten statt Worte» zusammen. Was gehört da alles dazu?
Coop verfolgt seit rund 30 Jahren einen umfassenden Nachhaltigkeitsansatz. «Taten statt Worte» umfasst unsere Strategie und unser gesamtes Engagement in diesem Bereich. Die Strategie baut auf den drei Säulen nachhaltige Sortimente, Umwelt und Klimaschutz sowie Mitarbeitende und gesellschaftliches Engagement auf. Eines unserer Hauptziele ist, dass die Lernenden in der Lehrzeit fit werden für den Arbeitsmarkt – und nachhaltig ausgebildet sind.

Wie bringen Sie den jungen Menschen die Nachhaltigkeit näher?
Wir erhielten die Chance, ein völlig neues betriebliches Lernkonzept zu erstellen. Zu diesem Zweck ergänzten wir die Vorgaben aus den Bildungsplänen mit wichtigen Themen wie Nachhaltigkeit.
Unser Lernkonzept zielt darauf ab, dass die Lernenden in ihrem lebenslangen Lernen gestärkt werden. Die Berufsbildenden leiten sie mit konkreten Praxisaufträgen an. So ein Auftrag kann beispielsweise sein, nachhaltig zu argumentieren. Die Lernenden sollten der Kundschaft unter anderem erklären können, was ein Bio-Label ist oder welche nachhaltigen Produkte wir führen.

Wohin möchten Sie die Lernenden bringen – welches sind für Sie die wichtigsten Kompetenzen?
Die Lernenden sollen Verantwortung für die eigenen Kompetenzen übernehmen. Sie sollen merken, wo sie stehen und was sie noch vertiefen können. Sie sammeln anhand der Praxisaufträge Erfahrung, erhalten kontinuierlich Rückmeldung von den Berufsbildenden und lernen, sich selbst einzuschätzen. Unser Ziel ist es, dass sie sich einen grossen Erfahrungsschatz aneignen, um in den täglichen Arbeitssituationen adäquat reagieren zu können.

Welche konkreten Tätigkeitsfelder eignen sich besonders für die Nachhaltigkeit?
Im Detailhandel gibt es viele. Die Beratung haben wir bereits angesprochen. Die Lernenden in unseren Verkaufsstellen sollten zudem die Hintergründe sowie Verarbeitungsschritte kennen und Systemfunktionen beherrschen, um das Nachhaltigkeitsengagement von Coop nachvollziehen und nach aussen tragen zu können.

Was ist mit den anderen Lehrberufen, in denen Coop ausbildet?
Das Thema Nachhaltigkeit tangiert alle Berufe. Einige stärker, andere weniger. Logistikerinnen und Logistiker sind beispielsweise verantwortlich für die Leergutzentrale. Sie sorgen dafür, dass alle zu entsorgenden Materialien fachgerecht recycelt werden. Auch in den Produktionsberufen sind die Lernenden gefordert. Angehende Bäckerinnen und Bäcker müssen Mehlsorten und Zutaten kennen. Der Wechsel zwischen biologischen und konventionellen Produkten in der Backstube verlangt zum Beispiel präzise Abläufe.

Die heutige Jugend engagiert sich für Umwelt und Klimaschutz. Rennen Sie bei ihnen punkto Nachhaltigkeit offene Türen ein?
Das ist sehr unterschiedlich. Bei 3000 Lernenden finden sie bei uns diverse Meinungen zu diesem Thema. Wir stellen aber immer wieder mit Freude fest, wie engagiert sie bei Diskussionen mitmachen. Die Lernenden bringen neue Ideen und hinterfragen kritisch. Das ist uns wichtig.

Bei Coop arbeiten über 2000 Berufsbildende. Wie schulen Sie diese?
Unsere Berufsbildenden verfügen wie die Lernenden über eine eigene Lerndokumentation. Da sie die Praxisaufträge anleiten, müssen sie das Thema ständig präsent haben und wissen, was Coop diesbezüglich gerade beschäftigt. Einmal pro Jahr findet zudem ein Erfahrungsaustausch statt.

Inwiefern beziehen Sie auch die Kundinnen und Kunden in Ihre Bestrebungen nach Nachhaltigkeit ein?
Wir passen unsere Sortimente laufend ihren Bedürfnissen an. Wir setzen uns ein für nachhaltige Sortimente, biologische und regionale Produkte und faire Herstellung. Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten ist seit Jahren steigend. Die Pandemie hat diesen Trend weiter verstärkt.  

Berufsbildung Coop

Die Coop-Gruppe ist die zweitgrösste Lehrstellenanbieterin der Schweiz. Sie beschäftigt rund 3000 Lernende in den Bereichen Detailhandel, Verwaltung sowie Produktion und Logistik. Jedes Jahr starten über 1000 Jugendliche ihre Ausbildung in einem der 33 verschiedenen Lehrberufe.
www.coopjobs.ch (> Lernende)

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