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«Ich kann in den Vorlesungen an meine Erfahrungen anknüpfen»

Waren für drei Wochen ein Tandem: Felina Imboden, Studentin an der PHBern,  und Sandra Matter, Kindergärtnerin in Burgdorf.    Bild  Rolf Marti
Waren für drei Wochen ein Tandem: Felina Imboden, Studentin an der PHBern, und Sandra Matter, Kindergärtnerin in Burgdorf. Bild Rolf Marti

2.4.2022 / Drei Wochen in einem Kindergarten mitarbeiten, bevor das Studium zur Primarlehrerin bzw. zum Primarlehrer beginnt: Ein Projekt der PHBern machts möglich. Was bringt das den Studierenden, was den Lehrpersonen? Im Gespräch: Studentin Felina Imboden und Kindergärtnerin Sandra Matter.

Rolf Marti

Frau Imboden, Sie haben zu Beginn des Schuljahrs 2021/22 drei Wochen im Kindergarten von Frau Matter assistiert. Weshalb?
Mir war schon vor Studienbeginn klar, dass ich später auf der Mittelstufe unterrichten möchte – also dritte bis sechste Klasse. Aber es reizte mich, Einblick in einen Kindergarten zu erhalten. Dort treten die Kinder erstmals mit dem Schulsystem in Kontakt – ein prägender Moment. Zudem wollte ich bereits vor Studienbeginn praktische Erfahrung sammeln.

Sie haben bereits ein Studium in Sozialanthropologie und Erziehungswissenschaften abgeschlossen. Der Kindergarten war also nicht ihr erster praktischer Einsatz. Trotzdem: Was haben Sie gelernt?
Aufgefallen ist mir einerseits, wie schwer es vielen Kindern zu Beginn der Kindergartenzeit fällt, für einige Stunden von ihren Eltern getrennt zu sein. Da fliessen viele Tränen, was auch für die Lehrpersonen belastend sein kann. Andererseits gelingt es erstaunlich schnell, eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Gelernt habe ich auch, welch grundlegende Arbeit im Kindergarten geleistet wird. Vieles von dem, was wir bei älteren Kindern selbstredend voraussetzen, wird im Kindergarten vermittelt. Die Kinder üben Grundfertigkeiten ein wie sich vor anderen Menschen zu äussern, zuzuhören, Abmachungen zu treffen, Kompromisse auszuhandeln.

Frau Matter, wie ist das für Sie, eine Assistentin im Kindergarten zu haben?
Unser Kindergarten ist seit Jahren Teil des Projekts. Ich bin es also gewohnt, in den ersten drei Wochen des neuen Schuljahrs eine Assistentin oder einen Assistenten zu haben und bin äussert froh darum. Der Einsatz dürfte von mir aus auch länger dauern … (lacht).

Wie bereiten Sie die drei Wochen vor? Haben Sie ein fixes Programm?
Nein. Jeder Einsatz verläuft anders, wie auch jeder Kindergartenstart anders verläuft. Was gleich bleibt: Der Beginn des neuen Schuljahrs ist intensiv und im Alleingang kaum zu bewältigen. Felina hat es gesagt: Für die neu eingetretenen Kinder ist die Belastung zu Beginn gross, viele sind emotional aufgewühlt. Da bin ich froh, wenn ich jemanden habe, der sich auch mal um ein einzelnes Kind kümmern kann. Wichtig ist, dass die Assistentin bzw. der Assistent mit denkt und selbstverantwortlich handelt.

«Im Tandem zum Kindergartenstart» soll angehenden Studierenden auch Orientierung bezüglich Stufenwahl ermöglichen. Frau Imboden, haben die drei Wochen ihren Entscheid beeinflusst?
Nein. Sie haben mir – wie schon ein früheres Praktikum in einer ersten Klasse – bestätigt, dass ich lieber mit älteren Kindern arbeite. Auf einer höheren Schulstufe fällt weniger Betreuungsarbeit an, der Unterricht steht im Zentrum. Ich finde es aber wichtig, dass man den Stufenentscheid nicht aus dem Bauch trifft, sondern sich ein Bild vor Ort macht.

Welchen Nutzen ziehen Sie aus den drei Wochen für Ihr Studium?
Ich kann in vielen Vorlesungen an meine Erfahrungen anknüpfen. Beispielsweise im Modul «Kindheiten und Lebenswelten»: Ich habe gesehen, wie Kinder den ersten Ablösungsschritt von der Familie erleben und wie unterschiedlich dieser Prozess verlaufen kann.

Frau Matter, was müssen Assistentinnen und Assistenten für «Im Tandem zum Kindergarten» mitbringen?
Ich erwarte ernsthaftes Interesse an unserer Stufe sowie Einfühlungsvermögen und Bereitschaft zum Teamwork. Ich denke, «Im Tandem zum Kindergartenstart» ist für beide Seiten wertvoll. Für die angehenden Studierenden ist jeder Tag in der Praxis ein Gewinn. Und für uns Lehrpersonen sind motivierte Leute wie Felina eine hoch willkommene Entlastung.

Frau Imboden, wem würden Sie «Im Tandem zum Kindergartenstart» empfehlen?
Grundsätzlich allen, die sich für den Lehrberuf interessieren. Später sitzt man mit Kolleginnen und Kollegen aller Stufen im selben Lehrerzimmer. Da ist es wichtig, dass man die Situation der anderen kennt. Das fördert das gegenseitige Verständnis.

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«Im Tandem zum Kindergartenstart» ist ein gemeinsames Projekt des Instituts Primarstufe der PHBern und der Volksschulen Bern, Burgdorf, Konolfingen und Thun. Zukünftige Studierende der PHBern assistieren in den ersten drei Wochen des Schuljahrs in einer Kindergartenklasse. Der nächste Zyklus findet vom 15. August bis am 2. September statt (3 Wochen). Anmeldeschluss ist Ende April. Der Einsatz wird mit 1080 Franken entlöhnt, aber nicht als Praktikum ans Studium angerechnet.
www.phbern.ch/tandem

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