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«Zubringer zu drei Berufsfeldern mit hohem Fachkräftebedarf»

Die Fachmittelschule bereitet auf ein Studium in den Berufsfeldern Gesundheit, Soziale Arbeit und Pädagogik vor. In Biel kann sie ab Sommer 2023 zweisprachig absolviert werden. Ioana Costantea, Leiterin Fachmittelschule Biel-Seeland, stellt den Bildungsgang vor.

Rolf Marti

 

Frau Costantea: Was ist eine Fachmittelschule (FMS)?
Die FMS bereitet auf den Einstieg in die Berufsfelder Gesundheit, Soziale Arbeit und Pädagogik vor. Der dreijährige Bildungsgang kombiniert eine breite Allgemeinbildung mit berufsfeldspezifischem Unterricht. Nach der FMS ist der Übertritt an eine Höhere Fachschule in den Bereichen Gesundheit, Soziale Arbeit oder – mit Fachmaturität – an eine Pädagogische Hochschule bzw. eine Fachhochschule möglich. Die FMS ist also ein wichtiger Zubringer zu drei Berufsfeldern mit hohem Fachkräftebedarf.

 

Welche Voraussetzungen müssen Jugendliche mitbringen, um die FMS zu absolvieren?
Gute bis sehr gute schulische Leistungen sowie die Motivation, drei Jahre eine mehrheitlich schulische Ausbildung zu absolvieren. Da die FMS auf Berufe vorbereitet, bei denen der Mensch im Zentrum steht, sollten die Jugendlichen sozialkompetent, kritikfähig, kontaktfreudig und belastbar sein. Und: Sie sollten bereit sein, Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen zu übernehmen: Patientinnen und Patienten, Menschen mit Beeinträchtigungen, Kinder und Jugendliche u. a.

 

Absolvieren alle Schülerinnen und Schüler dasselbe Programm oder findet im Verlauf des Lehrgangs eine Spezialisierung auf eines der drei Berufsfelder statt?
In den ersten beiden Jahren ist das Programm für alle identisch: allgemeinbildender Unterricht, Mathematik, Sprachen, Psychologie und weitere Fächer sowie im zweiten Jahr Einblicke in die drei Berufsfelder über die Fächer Humanbiologie, Soziologie, Pädagogik-Entwicklungspsychologie. Zudem machen alle in jedem Berufsfeld ein einwöchiges Schnupperpraktikum. Hinzu kommen zwei Wochen Arbeitswelterfahrung in einem anderen Sprachgebiet. Auf der Basis dieser Erfahrungen sowie der Info-Veranstaltungen der höheren Bildungsinstitutionen entscheiden sich die Schülerinnen und Schüler für ein Berufsfeld. Im dritten Jahr erfolgt dann rund die Hälfte des Unterrichts berufsfeldspezifisch. Hinzu kommt ein zweiwöchiges berufsfeldspezifisches Praktikum.

 

In Biel wird der Bildungsgang ab Sommer 2023 auch zweisprachig angeboten. Heisst das: Deutschsprachige und Französischsprachige sitzen in derselben Klasse?
Ja, so wie wir das in Biel am Gymnasium seit Jahrzehnten praktizieren. Idealerweise beträgt das Verhältnis von Deutsch- und Französischsprechenden 50:50. Die Hälfte der Fächer wird in Deutsch, die andere in Französisch unterrichtet – von Lehrpersonen mit der entsprechenden Muttersprache.

 

Welche Voraussetzungen müssen Schülerinnen und Schüler mitbringen, um im zweisprachigen Unterricht zu bestehen?
Formal gibt es keine zusätzlichen Eintrittshürden. Wer von der Volksschule empfohlen wird oder die Aufnahmeprüfung besteht, kann starten. Gute Kenntnisse in der jeweils anderen Sprache sind jedoch hilfreich, ebenso die Bereitschaft, sich auf eine andere Kultur einzulassen und etwas mehr Zeit fürs Lernen zu investieren.

Wie viele zweisprachige Klassen sind geplant? Wie bewerben Sie das neue Angebot?
Wir hoffen, dass wir mindestens eine, besser zwei Klassen führen können. Die lokalen Medien haben über das Angebot berichtet, zudem weisen wir an unseren Info-Veranstaltungen darauf hin. Wichtig: Unser Angebot steht allen Schülerinnen und Schülern aus dem Kanton Bern offen, welche die Kriterien für den Besuch der FMS erfüllen.

 

Welche Vorteile bringt der zweisprachige Bildungsgang den Schülerinnen und Schülern?

Bessere Berufschancen: Man kann nach der FMS in der Deutschschweiz oder in der Romandie ein Studium absolvieren. Wer Lehrerin oder Lehrer werden möchte, kann beispielsweise nach der Fachmaturität Pädagogik den zweisprachigen Studiengang «Primarstufe» belegen. Mehrsprachigkeit ist auf dem Arbeitsmarkt generell ein Vorteil. Wer die Ausbildung zweisprachig absolviert, stärkt zudem sein Selbstwertgefühl. Zweisprachige Bildungsgänge sind auch ein gesellschaftlicher Mehrwert. Sie fördern den kulturellen Austausch und das gegenseitige Verständnis über die Sprachgrenzen hinweg

Fachmittelschule (FMS)

Die FMS dauert drei Jahre und ermöglicht den prüfungsfreien Einstieg in eine Höhere Fachschule in den Berufsfeldern Gesundheit (bspw. Pflegefachfrau/-fachmann HF) und Soziale Arbeit (bspw. Sozialpädagogin/-pädagoge HF). Wer an einer Fachhochschule oder an einer Pädagogischen Hochschule studieren will, erwirbt in einem Zusatzjahr die Fachmaturität (Gesundheit, Soziale Arbeit oder Pädagogik). Die Anmeldung für die FMS erfolgt über die Online-Anmeldung Bildungsgänge Sek II. Mehr: www.be.ch/fms

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