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Zeitungsartikel Einsteiger

«Im Bildungssystem gibt es keine Sackgassen mehr»

26.02.2022 / Rémy Hübschi ist stellvertretender Direktor des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. In dieser Funktion ist er unter anderem verantwortlich für eine hohe Qualität und Durchlässigkeit der Schweizer Berufsbildung. Am eigenen Werdegang zeigt er auf, wo diese heute steht.

Startete mit einer kaufmännischen Grundbildung  ins Berufsleben: Rémy Hübschi.
Startete mit einer kaufmännischen Grundbildung ins Berufsleben: Rémy Hübschi.

Artikel von Peter Brand

Herr Hübschi, Sie starteten mit einer kaufmännischen Grundbildungins Berufsleben. Was gab den Ausschlag für Ihre erste Berufswahl?

Nach der obligatorischen Schulzeit wollte ich ins Berufsleben einsteigen. Ich verspürte den Wunsch, mich mit der Erwachsenenwelt zu konfrontieren und Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln. Eine kaufmännische Grundbildung im Versicherungswesen war daher ideal für mich.

Nach dem Lehrabschluss entwickelte sich Ihre Laufbahn in eine völlig andere Richtung. Wie kam das genau?

Mit der Zeit merkte ich, dass mich neben der praktischen Arbeit auch wissenschaftliche Fragestellungen interessierten. Ökonomie war eines der Themen, das mich besonders faszinierte und mit dem ich mich vertiefter auseinandersetzen wollte. So entschied ich mich für ein Studium in diesem Bereich.

Welche Schritte waren nötig, um als Lehrabgänger überhaupt an der Universität studieren zu können?

Ich musste dafür zuerst die gymnasiale Maturität nachholen. Heute ist dies einfacher. Mit einem BM-Abschluss können Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger nahtlos an einer Fachhochschule studieren. Und die sogenannte «Passerelle» ermöglicht den Zutritt zu den Universitäten und zur ETH. Von einer durchlässigen Berufsbildung konnte demnach keine Rede sein.

Wie erlebten Sie diesen grossen Aufwand?

Der Aufwand war beträchtlich, das stimmt. Die vielfältigen Erfahrungen, die ich während der KV-Lehre machen durfte, möchte ich jedoch keinesfalls missen. Sie waren für meinen weiteren Werdegang entscheidend und haben mir beruflich und persönlich viel gebracht.

Nach dem Studium traten Sie in die Bundesverwaltung ein, wo Sie nun bereits seit 15 Jahren arbeiten. Welche Stationen durchliefen Sie?

Ich war zuerst in der Eidgenössischen Finanzverwaltung tätig. Ich lernte dort den Bundeshaushalt und die Anliegen der Ämter im Finanzwesen von der Pike auf kennen. So hatte ich unter anderem mit dem damaligen Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) zu tun. Auf diesem Wissen baute ich als Referent im BBT auf und erweiterte meinen Erfahrungshorizont später als Leiter der Abteilung Höhere Berufsbildung im SBFI. Seit 2018 leite ich die Abteilung Berufs- und Weiterbildung.

Wie beurteilen Sie die Qualität der Schweizer Berufsbildung?

Das Schweizer Bildungssystem gehört zu den leistungsstärksten der Welt. Wir verfügen nicht nur über ausgezeichnete Hochschulen, sondern parallel dazu über ein hervorragendes duales Berufsbildungssystem. Dieser Bildungsmix ist ein starker Trumpf unseres Denk- und Werkplatzes. Denn für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen sind qualifizierte Fach- und Berufsfachleute gleichermassen gefragt wie Akademikerinnen und Akademiker.

Und wie sieht es mit der Durchlässigkeit aus?

Getreu dem Motto «Kein Abschluss ohne Anschluss» gibt es in unserem Bildungssystem heute keine Sackgassen mehr. Jugendliche können hierzulande mit einer Berufslehre in die Arbeitswelt einsteigen und auf unterschiedlichste Art Karriere machen, beispielsweise dank einer höheren Berufsbildung oder einer Hochschulbildung. Für diejenigen, die motiviert sind und die Voraussetzungen mitbringen, ist (fast) alles möglich.

Wenn Sie in die Zukunft blicken: Wohin sollte sich die Berufsbildung weiterentwickeln?

Unsere Berufsbildung zeichnet sich durch Arbeitsmarktorientierung aus. Die Wirtschaft ist für die Bildungsinhalte zuständig. An diesem Erfolgsmodell wollen wir festhalten. Die Rolle des Bundes ist es, das Bildungssystem in Zusammenarbeit mit den Kantonen, der Wirtschaft sowie weiteren Organisationen zu stärken und seine Qualität weiterzuentwickeln. Hier laufen interessante Projekte zur Modernisierung der Berufs- und Weiterbildung. Ich denke an «Berufsbildung 2030», an die Förderung des Berufsabschlusses für Erwachsene oder an Programme im Bereich der Grundkompetenzen.

SBFI

Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation ist das Kompetenzzentrum des Bundes für national und international ausgerichtete Fragen in diesem Bereich. Es erfüllt seine Aufgaben in enger Kooperation mit Kantonen, Organisationen der Arbeitswelt sowie Institutionen und Organen der Hochschulen und der Forschungs- und Innovationsförderung.
www.sbfi.admin.ch

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