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«Die Resultate dürfen sich sehen lassen»

Zieht eine positive Bilanz zum Qualifikationsverfahren 2022: Prüfungsleiter Ernst Heim.  Bild Peter Brand
Zieht eine positive Bilanz zum Qualifikationsverfahren 2022: Prüfungsleiter Ernst Heim. Bild Peter Brand

Am Ende der Lehrzeit müssen Berufslernende ihre Kompetenzen und Fähigkeiten im Qualifikationsverfahren unter Beweis stellen. Wie haben die Berner Lernenden dieses Jahr abgeschnitten? Im Gespräch mit Ernst Heim, Prüfungsleiter Qualifikationsverfahren im Kanton Bern. 

Peter Brand

Herr Heim, das Qualifikationsverfahren 2022 ist abgeschlossen. Ihr allgemeiner Eindruck als Prüfungsleiter – ist alles gut gelaufen?

Ja, wir sind im Grossen und Ganzen zufrieden. Im Gegensatz zu den beiden Vorjahren konnten 2022 wieder in sämtlichen Berufen praktische Prüfungen stattfinden. Herausfordernd war, dass Prüfungen von Kandidateninnen und Kandidaten kurzfristig verschoben werden mussten, weil diese positiv auf Corona getestet worden waren. Zudem waren mehr Nachprüfungen nötig. Die Chefexpertinnen und Chefexperten mit ihren Expertinnen und Experten sowie die regionalen Prüfungsleitungen an den Berufsfachschulen leisteten hervorragende Arbeit.

Über 9000 Lernende in 332 Berufen (inklusive Fachrichtungen und Branchen) haben im Kanton Bern das Qualifikationsverfahren durchlaufen. Wie bewältigt man so eine gewaltige Aufgabe als Prüfungsleiter?

Einerseits weiss ich ein erfahrenes Team an meiner Seite, mit dem ich die verschiedenen Phasen des Qualifikationsverfahrens organisieren und laufend auf Veränderung reagieren kann. Andererseits kann ich mich auf unsere Prüfungsorganisationen verlassen. Die 160 Chefexpertinnen und Chefexperten sowie über 7000 Expertinnen und Experten im Milizsystem leisten an der Front die Hauptarbeit. Hinzu kommen zahlreiche Mitglieder in den Prüfungskommissionen und Verantwortliche an den Schulstandorten. Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und gegenseitiger Wertschätzung ist uns sehr wichtig.

Beinahe 94 Prozent der Kandidatinnen und Kandidaten haben das Qualifikationsverfahren bestanden. Wie ordnen Sie diese Zahl ein?

Mit einer Erfolgsquote von 93.96 Prozent über alle Berufe hinweg stehen wir gut da, gerade auch im Vergleich zu ähnlich grossen Kantonen. Gegenüber 2020 und 2021 ist diese zwar tiefer, es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass in den beiden Vorjahren nicht in allen Berufen praktische Prüfungen stattfinden konnten. Im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie ist die Erfolgsquote leicht höher. Besonders erfreulich ist, dass sie sich in den zweijährigen Berufen mit Berufsattest (EBA) 2022 mit 95.26 Prozent gegenüber dem Vorjahr gut erholt hat.

Demnach stellen Sie der Berner Berufsbildung ein gutes Zeugnis aus?

Absolut. Die Resultate dürfen sich sehen lassen. Einer der Erfolgsfaktoren ist aus meiner Sicht die sehr gut funktionierende Abstimmung unter den drei Lernorten. Meine Kolleginnen und Kollegen aus der Ausbildungsberatung stehen Lehrbetrieben und Lernenden sowie ÜK-Zentren und Berufsfachschulen sehr nahe und beraten und begleiten bestmöglich. Auch unter uns pflegen wir intensiven Kontakt.

Gibt es markante Unterschiede punkto Erfolgsquote zwischen den einzelnen Berufen?

Die gibt es selbstverständlich. In vielen Berufen wird mit schöner Regelmässigkeit eine sehr hohe Erfolgsquote erreicht. In anderen wiederum liegt sie unter 80 Prozent. Dabei gilt es die unterschiedlichen Mengengerüste von Kandidateninnen und Kandidaten zu berücksichtigen. Wenn eine von drei Personen nicht besteht, liegt die Quote nur noch bei 66.6 Prozent.

Angenommen, ein Beruf weist auffällig tiefe Ergebnisse auf. Was geschieht dann?

Liegt die Erfolgsquote in einem Beruf mit einem Mengengerüst von mindestens 20 Lernenden während drei Jahren unter 80 Prozent, wird ein Qualitätssicherungsprojekt eingeleitet. Unter dem Lead der zuständigen Ausbildungsberatung wird ein runder Tisch mit den beteiligten Verbundpartnern organisiert. Die Probleme werden analysiert, danach werden zielführende Massnahmen definiert und umgesetzt. Zudem wird deren Wirkung laufend überprüft. Aufgrund des Qualifikationsverfahrens 2022 muss erfreulicherweise kein solches Projekt gestartet werden.

562 Lernende haben das Qualifikationsverfahren 2022 nicht bestanden. Wie geht es für sie weiter?

Ein Misserfolg ist für Betroffene und deren Umfeld oft unerwartet und muss verarbeitet werden. Wir empfehlen ihnen, gemeinsam mit dem Lehrbetrieb Einsicht in die Prüfungsunterlagen zu nehmen. So bringen sie in Erfahrung, wo die Leistungen nicht ausreichend waren. Für die Klärung des weiteren Ausbildungsverlaufs erhalten sie Beratung und Unterstützung durch die Ausbildungsberatung, aber auch an den Lernorten Lehrbetrieb, Berufsschule und üK-Zentrum. Viele Lernende steigen motiviert in eine Wiederholung ein und reüssieren ein Jahr später.

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