Sven Leuenberger (26) hat vier Semester an der Uni studiert – und sich dann für die Way-up-Lehre als Informatiker EFZ bei der Bedag Informatik AG entschieden. Way-up ermöglicht Maturandinnen und Maturanden eine verkürzte berufliche Grundbildung.

Interview und Bild: Rolf Marti
Wer die gymnasiale Matur hat, studiert danach in aller Regel. Sie haben sich für eine berufliche Grundbildung entschieden. Weshalb?
Ich habe vier Semester Physik, Mathematik und Astronomie studiert. Aber das war mir zu theorielastig. Also habe ich einen alternativen Bildungsweg gesucht – und bin auf die Informatik gestossen. Die Faszination fürs Programmieren ist im Studium entstanden.
Sie haben soeben die Lehre als Informatiker EFZ abgeschlossen. Warum haben Sie Informatik nicht an der Uni oder an der Fachhochschule studiert?
Als ich die Uni abbrach, war ich 24. In dem Alter wollte ich finanziell auf eigenen Beinen stehen. Wo verdient man? In der Lehre. Und: Dank der Matur konnte ich die Ausbildung im Way-up-System und damit verkürzt absolvieren. Jetzt habe ich einen Abschluss, der auf dem Arbeitsmarkt zählt.
Wie funktioniert Way-up?
Das Angebot richtet sich an Maturandinnen und Maturanden. Sie können in sieben Berufen eine zweijährige Lehre absolvieren und so ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) erlangen. Während der Ausbildung arbeitet man in einem Lehrbetrieb und besucht die Berufsfachschule – allerdings nur die berufsspezifischen Fächer. Die Allgemeinbildung ist durch die Matur abgedeckt. An der gibb Berufsfachschule Bern gibt es für den Beruf Informatik eine Spezialklasse für Way-up-Lernende. Man lernt also mit Gleichaltrigen.
Wie ist die Ausbildung im Lehrbetrieb organisiert?
Ich kann nur für die Bedag sprechen. Bei uns starten pro Jahr fünf bis sechs Way-up-Lernende mit Fachrichtung Applikationsentwicklung. Das erste Jahr ist ein Basislehrjahr, in dem man die Programmiersprachen und die betrieblichen Abläufe kennenlernt. An drei Tagen pro Woche lernt man im Betrieb, an zwei Tagen in der Berufsfachschule. Im zweiten Jahr arbeitet man in verschiedenen Teams mit, an der Schule ist man einen Tag pro Woche.
Wie haben Sie von Way-up erfahren? Und war es schwierig, eine Lehrstelle zu finden?
Mein Bruder – er ist ebenfalls Informatiker – hat mir schon vor Jahren davon erzählt. Bei meiner Neuorientierung bin ich im Internet erneut auf Way-up gestossen. Das hat mich angesprochen. Ich habe mich bei der Bedag beworben – und die Lehrstelle erhalten.
War eine Lehre in der Zeit der Berufswahl für Sie kein Thema?
Doch. Ich habe sogar als Haustechnikplaner, Klimamonteur und Operationsfachmann geschnuppert. Aber mein damaliger Wunschberuf war Arzt. Also ging ich ans Gymnasium.
Wie war das, vom Studenten zum «Lehrling» zu werden?
Ich musste über meinen Schatten springen. Nach Gymnasium und Uni zu sagen: «Ich mache eine Lehre» – das war nicht einfach. Aber ein Studienabbruch ist kein Grund, sich zu schämen. Und ich habe meine Entscheidung noch nie bereut. Zwei Jahre Way-up sind eine lohnende Investition in die Zukunft.
War die Lehre ein Spaziergang – oder gab es Bereiche, in denen Sie gefordert waren?
Way-up-Lernende sind in aller Regel gute Schülerinnen und Schüler … (schmunzelt). Der Notendurchschnitt unserer Klasse liegt über Fünf. Das hängt auch damit zusammen, dass wir etwas älter und reifer sind. Trotzdem war die Lehre anspruchsvoll – insbesondere im Betrieb, wo ich mich mit vielen technischen Arbeiten vertraut machen musste.
Sie sind nun gelernter Informatiker EFZ. Wie geht es weiter?
Ich möchte ein bis zwei Jahre Berufserfahrung sammeln. Danach plane ich ein Teilzeitstudium an einer Fachhochschule – vermutlich mit Schwerpunkt Programmierung. Vielleicht schreibe ich eines Tages Programme für Raumsonden. Physik und Astronomie interessieren mich nach wie vor.
Way-up
Die Way-up-Lehre ermöglicht gymnasialen Maturanden/innen eine verkürzte berufliche Grundbildung in folgenden EFZ-Berufen: Automatiker/in, Elektroniker/in, Informatiker/in, Konstrukteur/in, Polymechaniker/in, Mediamatiker/in, Kauffrau/mann.
Way-Up: Die Lehre für Maturandinnen & Maturanden | Find your Future
Bedag
Die Bedag Informatik AG bietet IT-Dienstleistungen wie Data Center Services, Workplace Services und die Entwicklung von Softwarelösungen an. Sie bildet Lernende in den Berufen «Informatiker/innen EFZ» (Applikationsentwicklung oder Plattformentwicklung) sowie «Entwickler/innen digitales Business EFZ» aus.
Startseite – Bedag Informatik AG
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