Die Stiftung myclimate begeistert Jugendliche mit Bildungsprojekten für den Klimaschutz. Mit der Initiative «Jobs for Future» beispielsweise zeigt sie ihnen auf, wie sie im Wunschberuf einen Beitrag an die nachhaltige Entwicklung leisten können. Im Gespräch mit Mischa Kaspar, Teamleiter Berufsbildung und Berufsorientierung.

Peter Brand
Herr Kaspar, Sie arbeiten oft mit Jugendlichen zusammen. Wie gross ist aus Ihrer Erfahrung das Bedürfnis der Jungen, sich im Beruf für Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit einzusetzen?
Das ist sehr unterschiedlich. Für die einen ist es ein Bedürfnis, mit dem Beruf etwas für die Umwelt zu tun. Für andere wiederum ist dieser Wunsch weniger gross. Die Erfahrung zeigt, dass die Vorstellungen der Jugendlichen zu Beginn oftmals nicht der Realität entsprechen. Wir können ihnen helfen, die vielfältigen Möglichkeiten in der Arbeitswelt zu erkennen. Wer sich für die Umwelt engagieren will, muss nicht zwingend Aktivistin werden oder in einem klassischen Umweltberuf wie Gärtner oder Recyclistin arbeiten. Auch in anderen Berufen kann man einen Beitrag leisten.
In welchen beispielsweise?
Jeder Beruf kann etwas beitragen. Nehmen sie beispielsweise die Berufe der Gebäudehülle und der Gebäudetechnik, in denen erneuerbare Energiesysteme, klimafreundliche Heizungen und optimierte Isolationen geplant und installiert werden. In den Informatikberufen wiederum kann Software entwickelt werden, die durch bessere Planung Food Waste reduziert oder durch Routenoptimierung Treibstoff einspart. Die Lebensmittelberufe können nachhaltigere Lebensmittel hervorbringen. Überall, wo es Umweltauswirkungen gibt, gibt es auch Lösungsansätze zu deren Reduktion. Es braucht kompetente Berufsleute, um diese umzusetzen.
Wie meinen Sie das?
Ob in einem Produktionsprozess die Maschine so eingestellt ist, dass der Verschleiss reduziert wird, steht selten in einer politischen Verordnung und auf keinem Einkaufszettel der Konsumenten. Es sind vielmehr die jeweiligen Berufsleute, die diesen Prozess verstehen, analysieren und im Rahmen ihrer beruflichen Kompetenzen umsetzen.
Mit anderen Worten: Der Wirkungsspielraum ist grösser als angenommen?
Vor allem aus der Laufbahnoptik. Es ist klar, dass man nicht im ersten Lehrjahr bereits mit Pauken und Trompeten Klimaschutz betreiben kann. Aber wir sehen klar, dass Berufsleute sehr konkrete Beiträge leisten können. Nehmen Sie als Beispiel die Heizungsinstallateurin oder den Heizungsinstallateur. In ihrem Berufsalltag installieren sie mittlerweile viele Wärmepumpen. Das ist ein relevanter Beitrag für den Klimaschutz.
Sie bieten mit «Jobs for Future» eine Berufswahl durch die Nachhaltigkeitsbrille – kann man das so sagen?
Ja. Die Jugendlichen sollen erkennen, dass es in allen Berufen Potenziale gibt. Sehen sie die Vielfalt der Möglichkeiten, können sie den Aspekt Umwelt nebst anderen Aspekten in ihre Berufswahl miteinbeziehen. Sie entdecken vielleicht, dass sie sich auch als handwerkliche Tüftler, Computerfreaks oder soziale Personen für die Umwelt engagieren können. Das kann sie an einem anderen Punkt motivieren und begeistern.
Wie arbeiten Sie mit den jungen Menschen?
Zuerst gingen wir vor Ort in die Schulklassen. Das waren insgesamt rund 100 Klassen mit rund 1500 Jugendlichen der Deutschschweiz. Dort loteten wir aus, wo die Jugendlichen in der Berufswahl standen und was sie sich unter Nachhaltigkeit vorstellten. Anhand eines Beispiels aus dem Gebäudebereich zeigten wir ihnen auf, was Nachhaltigkeit in der Wirtschaft bedeuten kann. Anschliessend führten wir ihnen vor Augen, dass es viele verschiedene Berufe braucht, um die Gebäude zu bauen. Nicht nur die Architektin oder den Landschaftsgärtner.
Nun läuft das Projekt primär über eine Online-Plattform …
Jugendliche der Sekundarstufe 1 können darauf in fünfzehn Themenbereichen entdecken, welche Lösungsansätze es für Klimaschutz, Umwelt und Nachhaltigkeit gibt. Und vor allem auch, welches die beteiligten Berufe sind. Die Plattform funktioniert mit minimaler Begleitung. Die Jugendlichen können sich selbstständig oder begleitet durch die Lehrperson darauf bewegen. Es besteht Interesse, die Nachhaltigkeitsperspektive auch mit der Studienwahl zu verknüpfen. Deshalb prüfen wir aktuell Workshops für Gymnasialklassen.
«Jobs for Future» gibt es seit rund fünf Jahren. Ihre Zwischenbilanz?
Sehr positiv. Wir konnten einen neuen Aspekt ins Spiel bringen und aufzeigen, dass die Umwelt in der Berufswelt präsenter ist als vermutet. Zudem konnten wir Materialien erarbeiten, die gut in den Unterricht integriert werden können.
Das Angebot
Der «Einsteiger» ist eine Dienstleistung der Espace Media Groupe (Publikationsplattform) und des Mittelschul- und Berufsbildungsamts des Kantons Bern (redaktionelle Verantwortung). Er ist eine Informationsplattform zur Berufs- und Mittelschulbildung.
Jeden Samstag erscheint im Stellen-Markt der Tageszeitungen Berner Zeitung BZ, Der Bund, Berner Oberländer, Thuner Tagblatt, Bieler Tagblatt und Langenthaler Tagblatt ein Artikel zu einem aktuellen Thema.
Unterstützt wird der «Einsteiger» durch folgende Partner:
Hinweis
Lob, Kritik, Anregungen
Bitte nutzen Sie die Möglichkeit per E-Mail uns Lob, Kritik oder Anregungen zum Einsteiger zu schicken.