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Ueli Schmezer — «Ich habe immer gemacht, was mir Freude bereitet»

Ueli Schmezer — «Ich habe immer gemacht, was mir Freude bereitet»  

Während 25 Jahren war Ueli Schmezer Mr. Kassensturz. Journalist ist aber nur eine von vielen beruflichen Tätigkeiten in seiner Laufbahn. Alle haben mit Sprache zu tun. Die Leidenschaft dafür hat Ueli Schmezer am Gymnasium entdeckt.

«Wählt eine berufliche Tätigkeit, für die ihr brennt», rät Ueli Schmezer. Bild: Goran Basic

       

Rolf Marti

Ueli Schmezer, was kommt Ihnen beim Stichwort «Gymnasium» in den Sinn?
Der «Gymer» Kirchenfeld in Bern. Ich sehe das Gebäude, die hohen Hallen, viele junge Leute. Ich erinnere mich an eine spannende und unbeschwerte Zeit. Es war aber auch eine Phase der Identitätssuche. Wer bin ich? Was will ich? Am Gymnasium hatte ich Zeit, mich diesen Fragen zu stellen. Die thematische Breite des Gymnasiums half mir, meine Interessen und Talente zu erkunden. Ich entdeckte meine Leidenschaft für die Sprache, die Freude am Lesen und am Schreiben. Zugleich wurde mir klar, dass aus mir wohl nie ein Naturwissenschaftler werden würde.

Haben Sie sich bewusst fürs Gymnasium entschieden – oder hat sich das einfach ergeben?
Es war aufgrund meiner Noten früh klar, dass ich ans Gymnasium bzw. ans damalige Untergymnasium gehen würde. Ein Glücksfall: Als Vierzehnjähriger wäre ich nicht in der Lage gewesen, mich für einen Beruf zu entscheiden.

Nach dem Gymnasium haben Sie Deutsch, Englisch und Volkswirtschaft studiert, aber keinen Abschluss gemacht. Wieso nicht?
Eigentlich wollte ich Lehrer werden. Daher ging ich zuerst ans Sekundarlehramt. Als Praktikant wurde mir aber rasch klar: Ich will nicht schon wieder in einem Schulzimmer stehen. Danach ging ich an die Universität, um die erwähnten Fächer zu studieren. Doch schnell empfand ich die Beschränkung auf ein bestimmtes Fach als unerträgliche Verengung des Horizonts. Weil mich die parallelen Tätigkeiten als Reiseleiter und freier Journalist mehr faszinierten als das Studium, stieg ich nach zwei Jahren aus.

Wie ging es weiter auf dem Weg ins Erwerbsleben?
Ich bewarb mich bei der Ringier-Journalistenschule und erhielt einen der raren Ausbildungsplätze. In diesem Moment wurde mir klar: Genau das will ich in meinem Leben machen: Journalismus. Parallel zur Ausbildung trat ich als Liedermacher auf. So kam ich in Kontakt mit dem Schweizer Fernsehen. Bald hatte ich meine erste Fernsehsendung und einen Job als Moderator beim Radio. Während meiner Zeit bei SRF war ich in den Bereichen Sporthintergrund, Musik, Kultur, Talk, Diskussion, Unterhaltung, Reportagen und Konsum tätig. In allen Sendeformaten standen Gespräche und Interviews im Zentrum. Sie sind mein Ding.

Heute blicken Sie auf 40 Jahre Journalismus zurück. Was fasziniert Sie an diesem Beruf? Und: Würden Sie ihn wieder wählen?
Ja. In 25 Jahren «Kassensturz» war mir keine Sekunde langweilig. Journalismus ist der Versuch, die Welt zu verstehen. Das als Beruf zu machen, ist einfach toll. In jedem Thema stellen sich tausend Fragen. Diesen auf den Grund zu gehen und faktenbasierte Antworten zu finden: Dafür brenne ich – heute wie damals.

Mit 59 Jahren haben Sie einen Master in Rechtswissenschaften abgeschlossen. Was hat Sie motiviert, doch noch zu studieren?
Das Studium war ein Geschenk an mich selbst. Ich wollte noch einmal etwas von Grund auf lernen. Und: Das Studium half mir im Job. Beim Konsumentenschutz geht es meist um juristische Fragen. Es dauerte sieben Jahre bis zum Master, weil ich parallel zu meiner Arbeit studierte. Das immense Pensum brachte mich zuweilen ans Limit, beflügelte mich aber auch. Wer viel tut, wird bekanntlich produktiver.

Sie engagieren sich auch als Musiker, Coach, Dozent und Politiker. Wie sehen Sie diese Tätigkeiten: als Hobbys, Berufe, Zweitberufe?
Ich betrachte nichts davon als Beruf, sondern bestenfalls als berufliche Tätigkeit, die zu meinem Lebensunterhalt beiträgt. Ich habe immer gemacht, was mir Freude bereitet – aber mit professionellem Anspruch. Das Schöne daran: Was mir Freude bereitet, bringt offenbar auch Geld.

Welche Message möchten Sie jungen Menschen mit auf ihren beruflichen Weg geben?
Wählt eine berufliche Tätigkeit, für die ihr brennt. Das Berufsleben ist zu lang, um etwas zu tun, das euch nicht erfüllt. Nur auf das Wochenende und die Ferien hinarbeiten – das ist ein schlechter Plan.

Zur Person

Ueli Schmezer (63) arbeitet als Journalist, Moderator, Musiker, Jurist, Coach und Dozent. Während 37 Jahren war er bei SRF engagiert, davon 25 Jahre beim Kassensturz. Als Musiker ist Ueli Schmezer seit den 1980er-Jahren aktiv. Er komponiert und interpretiert Kinderlieder und Mundart-Rocksongs. Zudem steht er mit der Band «MatterLive» (Mani Matter-Interpretationen) auf der Bühne. Bei den letzten Nationalratswahlen (2022) errang er auf der Liste der SP des Kantons Bern den ersten Ersatzplatz.
www.schmezer.ch

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