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Testverfahren in der Beratung – «Es braucht immer eine entsprechende Fragestellung»

Die Berufsberatung setzt in erster Linie auf das Gespräch. Sie setzt aber auch gezielt Testverfahren ein. Wann kommen diese Instrumente zur Anwendung? Und was können sie zu einer gelungenen Berufswahl beitragen? Nachgefragt bei Chantal Wantz und Martin Süess vom BIZ Bern.

Peter Brand

Werfen einen gemeinsamen Blick auf die Testresultate: Chantal Wantz und Martin Süess.

Frau Wantz, Sie sind Berufs- und Laufbahnberaterin im BIZ Bern. Wie häufig kommt es vor, dass Sie in der Beratung mit Jugendlichen Tests einsetzen?
Das geschieht regelmässig. Und zwar immer dann, wenn der Einsatz dieser Instrumente sinnvoll ist und mir als Beraterin und somit letztlich den Jugendlichen einen Mehrwert bringt.

Der Testeinsatz ist demnach kein Automatismus …
Auf keinen Fall. Es braucht immer eine entsprechende Fragestellung. Sonst ist der Testeinsatz nicht zielführend. Es gibt Fragestellungen, die häufig vorkommen, und solche, die sehr individuell sind. Bei häufigen Fragenstellungen stehen mir verschiedene Testmodule zur Verfügung.

Welche Arten von Tests stehen zur Auswahl?
Für Jugendliche gibt es Interessentests, Leistungstests, Tests zum Sprachstand und Persönlichkeitstests. Letztere wende ich jedoch eher bei Erwachsenen an. Bei den Interessentests stehen Fragen zu Berufsinteressen im Vordergrund. Bei Leistungstests geht es häufig um die Frage, welche Art von Ausbildung möglich ist oder welche schulischen Lücken bestehen. Tests zum Sprachstand wiederum können aufzeigen, ob das sprachliche Niveau für eine Ausbildung ausreicht, aber auch, ob die Sprache allenfalls die Leistung beeinträchtigt.

Angenommen, Sie möchten Tests einsetzen. Wie gehen Sie konkret vor?
Aufgrund der Fragestellung entscheide ich mich entweder für ein ganzes Testmodul oder für ein einzelnes Testverfahren. Im Zweifelsfall nehme ich Kontakt mit unserer Fachstelle Test- und Förderdiagnostik auf. Ein einzelnes Testverfahren führe ich selbst durch, für ein ganzes Testmodul reserviere ich ein Zeitfenster bei der Fachstelle.

Herr Süess, Sie sind Leiter der Fachstelle Test- und Förderdiagnostik der BIZ Kanton Bern. Der Testauftrag kommt zu Ihnen. Was geschieht weiter?
Der oder die Jugendliche erhält von der Beratungsperson im Vorfeld alle nötigen Informationen. Wir führen die Tests durch. Zu diesem Zweck kommen die Jugendlichen zu uns. Es ist unsere Aufgabe, eine möglichst gute Atmosphäre und angenehme Rahmenbedingen zu schaffen, damit die Jugendlichen motiviert sind und ihre Leistungsfähigkeit zeigen können. Dazu gehört häufig auch, ihnen nochmals zu sagen, warum genau sie hier sind und wovon sie profitieren.

Worauf müssen Sie bei der Durchführung und Auswertung besonders achten?
Wir sind bestrebt, gute und standardisierte Bedingungen zu schaffen. Dabei dürfen wir niemanden bevorzugen, sondern müssen alle gleich behandeln. Zudem halten wir für die Beratungspersonen fest, was wir vor und während der Testdurchführung beobachten.

Was ist Ihnen wichtig bezüglich Qualität der Tests? Was macht einen guten Test aus?
Es gibt klare Gütekriterien, an denen wir uns orientieren. Wir arbeiten ausschliesslich mit wissenschaftlichen Tests. Das sind Tests, die anhand von wissenschaftlichen Kriterien konstruiert und überprüft wurden. Sie messen das, was sie zu messen vorgeben, und liefern zuverlässige und objektive Resultate.

Frau Wantz, die Testresultate kommen zu Ihnen. Was geschieht damit?
Ich analysiere und interpretiere die Ergebnisse und bereite das Auswertungsgespräch vor. Dabei ist ein sorgfältiges Vorgehen wichtig, denn nicht immer kann ich gute Resultate besprechen. Es gilt immer aufzuzeigen, was gut gelaufen ist und wo noch Potenzial besteht. Wichtig ist zudem, den Stellenwert der Resultate einzuordnen. Testresultate sind eine Momentaufnahme und nicht in Stein gemeisselte Erkenntnisse.

Wie helfen die gewonnenen Erkenntnisse im weiteren Beratungsprozess?
Ich versuche, sie als Hypothese zu formulieren, ins Gespräch zu bringen und mit andern Puzzleteilen wie Zeugnissen, Lehrerbeurteilungen oder Elterneindrücken abzugleichen. Der Test ist nur eine von mehreren Datenquellen. Aber er ist eine objektive und faire Datenquelle. Das bietet die Chance für neue Erkenntnisse. Diese können helfen, einen bestimmten Laufbahnweg einzuschlagen, eine Variante auszuschliessen, Zuversicht zu vermitteln, Perspektiven zu eröffnen, Motivation zu wecken und aufzuzeigen, welche Bereiche noch weiterentwickelt werden können.

Vertiefender Link

Angebote für Jugendliche in der Berufswahl:
www.biz.bkd.be.ch

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