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Schülerinnenaustausch mit Südafrika — «Das Schulregime in Durban ist deutlich strenger»

Das Durban Girls’ College und das Gymnasium Interlaken führen erstmals ein Austauschprogramm durch. Zum Auftakt sind zwei Schülerinnen aus Südafrika für vier Wochen nach Interlaken gereist. Eine von ihnen ist Shreya Subramoney (15). Im Gespräch erzählt sie, wie sie die Schweiz und das Gymnasium Interlaken erlebt.

«Ich wollte eine andere Lebensrealität kennenlernen», sagt Shreya Subramoney (links). Im Sommer wird ihre Gastschwester Aina Mürner den Gegenbesuch in Südafrika antreten.

       

Rolf Marti

Sie sind seit drei Wochen in der Schweiz. Welches ist der bisher prägendste Eindruck?
Der öffentliche Verkehr. Ich bin begeistert von den Zügen in der Schweiz. Man ist enorm mobil und kann damit sogar aufs Jungfraujoch und ans Lauberhornrennen fahren. Eindrücklich sind auch die Berge. Es ist, als wäre man mitten in einer Postkartenlandschaft. Das Berner Oberland ist bestimmt eine der schönsten Regionen der Welt.

Was wussten Sie vor dem Abflug in die Schweiz über Ihr Gastland?
Dass die Schweiz ein neutrales Land ist, dass es viele Berge gibt und es bei meinem Besuch ziemlich kalt werden würde … (lacht). Ich wusste, dass Bern die Hauptstadt ist und kannte die Namen weiterer Städte, beispielsweise Genf und Luzern. Und ich kannte «Heidi» von meinen Afrikaans-Stunde, in denen wir uns die Verfilmungen mehrfach angeschaut haben.

Wie haben Sie sich auf den Aufenthalt in der Schweiz vorbereitet?
Ich habe mich im Vorfeld täglich per Video-Call und WhatsApp mit meiner Gastschwester Aina ausgetauscht. Zudem habe ich ein paar Mitbringsel für meine Gastfamilie organisiert. Ansonsten wollte ich mich einfach überraschen lassen.

Wie wurden Sie von Ihrer Gastfamilie aufgenommen? Und: Welche Unterschiede stellen Sie zum Familienleben in Südafrika fest?
Ich fühlte mich vom ersten Moment an herzlich willkommen. Ein wesentlicher Unterschied zu meiner Familie ist, dass Ainas Vater unter der Woche nicht zu Hause ist. Er arbeitet in Zürich. Anders ist auch, dass ich nicht zur Schule gefahren werde wie zu Hause. Hier nutzen die Schülerinnen und Schüler den öffentlichen Verkehr oder gehen zu Fuss. Auch das Essen ist recht anders. Raclette? Das kannte ich zuvor nicht. Aber es schmeckt.

Was hat Sie motiviert, am Austauschprogramm teilzunehmen?
Ich wollte eine andere Lebensrealität, eine andere Kultur kennenlernen. Als an unserer Schule der Austausch mit Interlaken ausgeschrieben wurde, war für mich klar: Da will ich hin.

Sie besuchen gemeinsam mit Ihrer «Gastschwester» den Unterricht am Gymnasium Interlaken. Wie reagieren die Mitschülerinnen und Mitschüler? Und: Wie nehmen Sie die Jugendlichen in der Schweiz wahr?
Ich wurde auch in Schule sehr gut aufgenommen. Alle sind enorm hilfsbereit. Manchmal unternehmen wir in der Freizeit etwas zusammen. Anders ist, dass hier die Klassen gemischt sind – Mädchen und Jungs zusammen. Mir scheint, dass sich die Jugendlichen in der Schweiz freier und unabhängiger im öffentlichen Raum bewegen können. Aber es gibt auch vieles, das gleich ist: Wir interessieren uns für ähnliche Themen und hören dieselbe Musik –abgesehen von den Schweizer Bands, die man bei uns natürlich nicht kennt.

Wie unterscheidet sich der Schulbetrieb in Interlaken von dem, was Sie aus Durban kennen?
Das Schulregime in Durban ist deutlich strenger. Wir tragen Schuluniform, dürfen die Haare nicht färben, keine Ohrringe tragen, müssen die Fingernägel kurz schneiden usw. Das Verhältnis zwischen Schülerinnen und Lehrperson ist hierarchischer. Im Klassenzimmer wird nicht getuschelt, wenn die Lehrperson spricht, und am Ende jeder Lektion bedanken wir uns für den Unterricht. Ein weiterer Unterschied: In Interlaken gibt es mehr Pflichtfächer. In Durban haben wir grössere Wahlfreiheit.

Wie schwierig ist es für Sie, dem hiesigen Unterricht zu folgen?
Ich bin in einer sogenannten Immersionsklasse, die eine zweisprachige Matur absolviert. Viele Lektionen werden in Englisch unterrichtet, sodass ich gut folgen kann – obwohl zumeist nicht derselbe Stoff unterrichtet wird wie an meiner Schule. Schwierig sind für mich die Fächer Deutsch und Französisch. Beide Sprachen sind mir fremd.

Was werden sie von Ihrem Aufenthalt nach Südafrika mitnehmen?
Viele schöne Erinnerungen, tolle Begegnungen und spannende Eindrücke in eine andere Kultur. Ich werde sicher zurückkommen. Aber zunächst freue ich mich darauf, Aina bei ihrem Gegenbesuch mein Land zu zeigen.

Das sagt die «Gastschwester» Aina Mürner (16)

«Shreya ist ein offener und kommunikativer Mensch. Im Austausch mit ihr lerne ich viel über ihre Kultur und ihr Land. Wir stellen immer wieder fest, wie viele Unterschiede es zwischen der Lebensrealität in Südafrika und jener in der Schweiz gibt. Ich freue mich sehr, Shreya im Juli in Durban zu besuchen, ihre Familie kennenzulernen und in ihre Welt einzutauchen. Es ist cool, dass unserer Schule solche Austauschprogramme ermöglicht.»

 

Austausch Gymnasium Interlaken – Südafrika

Das Gymnasium Interlaken pflegt seit Längerem den internationalen Austausch – auch mit Schulen in Südafrika. Es kommen regelmässig Klassen aus Durban auf einen kurzen Besuch in die Schweiz – mit Gegenbesuch in Durban. Das Austauschprogramm mit dem Durban Girls’ College (Hauptartikel) ist ein neues Angebot und wird erstmals durchgeführt.

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