Giovanni Palermo und Jonas Voland arbeiten beide in der SBB Talent Factory. Der eine als angehender Informatiker, der andere als Teamcoach. Im Gespräch zeigen die beiden auf, wie sie arbeiten und stellen ein vom Team entwickeltes Produkt näher vor.

Peter Brand
Herr Voland, Herr Palermo, was genau muss man sich unter der SBB Talent Factory vorstellen?
Voland: Die SBB bildet eine breite Palette von ICT-Berufen aus – unter anderem Informatiker/in EFZ, Mediamatiker/in EFZ, Interactive Media Designer/in EFZ und Entwickler/in digitales Business EFZ. Verantwortlich für die Ausbildung ist die Abteilung Talent Factory. Nach einer fundierten Basisausbildung bei uns eignen sich die Lernenden in diversen Abteilungen der SBB Praxis an. Wir versuchen, die Lernenden so schnell wie möglich in ein Projekt zu bringen. Sobald sie über die erforderlichen Grundlagen verfügen, können sie loslegen.
Palermo: Ich absolviere in der Talent Factory meine Lehre als Informatiker mit Fachrichtung Applikationsentwicklung und habe soeben mein viertes Lehrjahr begonnen. Ich wurde wie erwähnt in einem Ausbildungsprogramm auf die Projekte vorbereitet. Später konnte ich in konkreten Projekten praxisnah arbeiten und mein Fachwissen vertiefen.
Wie ist es, in dieser Form zu arbeiten?
Palermo: Diese Form ist ein idealer Einstieg in den Beruf. Grundsätzlich wechseln wir ungefähr alle sechs bis zwölf Monate in ein neues Projekt. Die Grundidee ist, dass wir während der Ausbildung verschiedene Aufgaben und Teams kennen lernen. Das bietet Abwechslung, ist lehrreich und erlaubt eine Vernetzung im Unternehmen.
Voland: Mit den Lernenden auf diese Weise zu arbeiten, ist sehr befriedigend. Wir lernen viel voneinander, geben uns regelmässig Feedback und schauen laufend, was wir verbessern können. Mir ist wichtig, dass sie in den vier Jahren der Ausbildung möglichst viel profitieren.
Unter anderem hat die Talent Factory einen Online-Vertriebskanal für den Occasionshandel von ausgedientem SBB-Material entwickelt. Um was geht es konkret?
Voland: Es geht um die Online-Plattform Resale SBB. Auf ihr werden ausgemusterte Fahrzeuge, Anlagen und Produkte der SBB anderen Unternehmen zugänglich gemacht und zum Wiederverkauf angeboten. Dies ist möglich, weil ausgedientes SBB-Material noch lange nicht am Ende seiner Lebenszeit angekommen ist und daher problemlos andernorts neu eingesetzt werden kann. Damit leisten wir einen Beitrag für eine bessere Kreislaufwirtschaft.
Wie wurde die Entwicklung der App angegangen?
Voland: Wir suchten zuerst nach vergleichbaren Produkten auf dem Markt und prüften verschiedene interne Lösungen. Von Anfang an war klar, dass dieses Projekt gut mit Lernenden umgesetzt werden kann. So kam es denn auch zur Talent Factory. Zu Beginn war ein einziger Lernender in die Arbeit involviert, später wuchs das Team allmählich auf zehn Entwickler, darunter verschiedene Lernende, Studierende und Berufseinsteigende.
Ist immer alles nach Plan gelaufen?
Voland: Wir verfolgen einerseits eine langfristige Projektvision. Anderseits setzen wir uns immer Ziele für die nächsten zwei Wochen. Mit diesem Vorgehen merken wir, wenn etwas nicht oder zu langsam funktioniert oder wenn wir uns in eine falsche Richtung entwickeln. Dann müssen wir neu justieren. Allerdings bin ich immer wieder erstaunt, wie viel die Lernenden zu leisten vermögen und welchen Mehrwert sie bringen.
Palermo: Ich bin seit Februar im SBB Resale. Zuerst musste ich die Technologien kennen lernen, die hier zur Anwendung kommen. Dann konnte ich konkret anpacken. Es geht bei meiner Arbeit vor allem darum, neue Anforderungen zu implementieren und Fehler in der Web-Applikation zu beheben. Ich kann recht selbstständig arbeiten und meine Ideen einbringen. Gleichzeitig stehen wir im Team ständig in Kontakt zueinander und helfen uns gegenseitig.
Nun ist es so, dass sich die Stadt Zürich für die Resale-App interessiert. Wie kam das genau?
Voland: Unsere App machte in Fachkreisen schon etwas die Runde. Sie ist auch gut frequentiert. Die Stadt Zürich kam auf uns zu und fragte uns, ob wir die laufende Applikation ihnen zur Nutzung anbieten könnten. Das ist sehr cool. Die letzten Vorbereitungen laufen zurzeit. Da die Stadt eine eigene gebrandete Site will, galt es für uns, die gewünschten Veränderungen umzusetzen.
Palermo: Ich finde es als angehender Informatiker sehr motivierend, etwas entwickeln zu können, das von externen Kunden wertgeschätzt wird. Das zeigt, dass man wertvolle Arbeit leistet.
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