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Rent a Stift – «Ich kann an die Aussagen der Lernenden anknüpfen»

Informationen aus erster Hand: Das ist «Rent a Stift». Berufslernende erzählen Schülerinnen und Schülern, worauf es bei der Lehrstellensuche und in der Lehre ankommt. Lehrer Juan Lopez unterrichtet im Berufsvorbereitetenden Schuljahr der BFF Bern und nutzt das Angebot seit Jahren. Weshalb, erzählt er im Gespräch.

«Viele Schülerinnen und Schüler gehen die Lehrstellensuche nach dem Besuch von ‹Rent a Stift› deutlich aktiver an», sagt Lehrer Juan Lopez. Bild: Rolf Marti

       

Rolf Marti

Herr Lopez, was ist «Rent a Stift»?
Ein tolles Angebot der Berner Berufsfachschulen, das sich an Schülerinnen und Schüler der 7. bis 9. Klassen sowie der berufsvorbereitenden Lehrjahre richtet. Lernende sprechen im Rahmen von ein bis zwei Lektionen Berufswahlunterricht über ihre Erfahrungen mit der Berufswahl, der Lehrstellensuche und der Lehre und vermitteln Einblicke in ihren Beruf.

Wie darf man sich den Besuch von «Rent a Stift» vorstellen?
«Rent a Stift» tritt als Zweierteam auf. In der Regel stammen die beiden Lernenden aus unterschiedlichen Berufsfeldern und haben einen anderen schulischen Hintergrund. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde skizzieren sie ihren Werdegang und stellen im Rahmen einer kurzen Präsentation ihren Beruf und ihren Lehrbetrieb vor. Danach haben die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Sie nutzen das Angebot seit Jahren – auch schon, als Sie noch an der Volksschule unterrichteten. Was bringt «Rent a Stift» den Schülerinnen und Schülern?
Die Lernenden sind kaum älter als die Schülerinnen und Schüler, haben also den Schritt von der Schule ins Berufsleben erst vor Kurzem vollzogen. Das bedeutet: Sie sind glaubwürdige Vorbilder, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler identifizieren können. Das löst etwas aus. Die Angst der Schülerinnen und Schüler, auf die Berufswelt zuzugehen, schwindet. Und die positiven Erfahrungen der Lernenden motivieren, die Berufswahl und die Lehrstellensuche aktiv anzugehen bzw. dranzubleiben.

Der Funke springt also von den Lernenden auf die Schülerinnen und Schüler?
Richtig. Wenn eine Lernende erzählt, dass sie ihre Lehrstelle erst in der letzten Woche vor Schulschluss gefunden habe und froh sei, nie locker gelassen zu haben, dann ist das ein starkes Signal. Oder wenn ein Lernender sagt, «die Lehrbetriebe warten geradezu auf euch», dann senkt das die Hemmschwelle, bei den Betrieben anzurufen. Lehrpersonen und Eltern sagen oft dasselbe – aber aus dem Mund der Peers klingt es glaubwürdiger … (lacht).

Bereiten Sie den Besuch von «Rent a Stift» mit den Schülerinnen und Schülern vor?
Ja. Wir sammeln allgemeine Fragen zur Berufswahl und zur Berufswelt sowie konkrete Fragen zu den Berufsfeldern. Anschliessend gruppieren wir diese und verteilen sie auf die Schülerinnen und Schüler. Jede und jeder sollte mindestens eine Frage stellen. Das ist eine gute Übung, um später auch im Gespräch mit Lehrbetrieben Fragen zu stellen.

Was fragen die Schülerinnen und Schüler?
Am meisten interessiert der Lohn. Weitere häufige Fragen sind: Wieso hast du diesen oder jenen Beruf gewählt? Wie viele Bewerbungen hast du geschrieben? Auch die Kosten für Schulmaterial, Arbeitskleider, Anreise usw. interessieren. Manche Schülerinnen und Schüler fragen keck: «Gibt es bei euch noch eine freie Lehrstelle?».

Wir reagieren die Schülerinnen und Schülern auf den Besuch der Lernenden?
Fast durchwegs positiv. Viele gehen die Lehrstellensuche nach dem Besuch von «Rent a Stift» deutlich aktiver an. Andere nehmen konkrete Tipps auf: Dass es wichtig ist, in der Schnupperlehre viele Fragen zu stellen oder dass man sich beim Bewerbungsdossier keine groben Schnitzer leisten darf.

Wie wirkt sich der Besuch der Lernenden auf ihren Berufswahlunterricht aus?
«Rent a Stift» wirkt nachhaltig. Ich kann bei vielen Gelegenheiten an die Aussagen der Lernenden anknüpfen. «Weisst du noch, was die Lernende bzw. der Lernende zu diesem oder jenem Punkt gesagt hat?». Das hilft.

Was würde Ihnen noch helfen im Berufswahlunterricht?
Wenn es analog zu «Rent a Stift» ein Angebot mit Berufsbildenden gäbe. Nicht selten haben die Schülerinnen und Schüler Fragen, welche die Lernenden nicht oder nur teilweise beantworten können. Beispielsweise Fragen zu den Entwicklungsmöglichkeiten nach der Lehre oder dazu, welche Kriterien die Betriebe bei der Selektion anwenden.

Infobox

«Rent a Stift» ist ein Angebot der Berner Berufsfachschulen. Volksschulen (7. bis 9. Klasse) sowie berufsvorbereitende Schuljahre können dieses Angebot in den Berufswahlunterricht einbauen. Jeweils zwei Berufslernende gestalten ein bis zwei Lektionen. Sie berichten über ihre persönlichen Erfahrungen bei der Berufswahl, bei der Lehrstellensuche und in der Ausbildung. Ein entsprechendes Tandem kann über folgende Internetadresse gebucht werden: www.rentastift.ch

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