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Ofenbauer/-in EFZ - «Fällt der Strom aus, bleibt nur der Ofen …»

Ivan Peter lernt Ofenbauer – ein traditionsreiches Handwerk, das den Sprung in die Moderne geschafft hat. Was fasziniert ihn an seinem Beruf und welche Perspektiven sieht er in seinem Gewerbe?

«Viele entdecken den Charme des Berufs erst auf den zweiten Blick», sagt Ofenbauer Ivan Peter.

       

Rolf Marti

Heute werden Gebäude mit Wärmepumpen oder Solarthermieanlagen ausgestattet. Braucht es da noch Ofenbauerinnen und Ofenbauer?
Unbedingt. Fällt der Strom aus, bleibt nur der Ofen … (schmunzelt). Öfen werden heutzutage einerseits zum Heizen genutzt – in Form moderner Holzheizungen oder als Ergänzung zu einem anderen System – andererseits sorgen sie für ein gutes Raumgefühl, weil sie eine wohlige Wärme erzeugen und Feuer «heimelig» ist. Feuern mit Holz hat einen hohen Wohlfühlfaktor. Denken Sie an den Kachelofen, den Schwedenofen, das Cheminée.

Sie haben eine Lehre als Detailhandelsfachmann EFZ abgeschlossen. Nun absolvieren Sie die verkürzte Lehre als Ofenbauer EFZ. Warum?
Mein Vater ist Ofenbauer mit eigenem Betrieb. Nach der Rekrutenschule war ich beruflich offen. Weil es im väterlichen Betrieb viel Arbeit gab, habe ich mit angepackt und immer mehr Spass daran gefunden. Als Ofenbauer arbeitet man mit den Händen, nutzt unterschiedliche Materialien, muss sorgfältig und präzis sein und hat oft Kundenkontakt. Am liebsten plane und baue ich Kachelöfen. Das ist die Königsdisziplin. Jeder Ofen ist ein Unikat, man begleitet die Kundinnen und Kunden von der ersten Idee bis zur ersten Flamme.

Das Arbeitsspektrum eines Ofenbauers reicht von der Restauration antiker Öfen bis zur Installation moderner Heizsysteme. Lernt man das alles in der Ausbildung?
In der Schule ja. In der Praxis ist das Spektrum häufig enger gefasst, weil viele Betriebe nur Teilbereiche abdecken, beispielsweise auf Schwedenöfen spezialisiert sind. Unser Betrieb ist glücklicherweise breit aufgestellt.

Schildern Sie uns einen typischen Tag im Leben eines Ofenbauers?
Am Morgen beladen wir im Magazin die Fahrzeuge mit den für die anstehenden Arbeiten erforderlichen Materialien: Steine, Kacheln, Platten, Kleber, Mörtel usw. Ebenso werden die Maschinen und Werkzeuge geladen. Auf der Baustelle treffen wir uns häufig mit der Kundin bzw. dem Kunden zu einer Besprechung. Dann beginnt die Arbeit am Objekt, die davon abhängt, welchen Typ Ofen wir bauen. Häufig ist man alleine vor Ort, manchmal braucht es zwei Personen, insbesondere wenn schwere Steine getragen und montiert werden müssen. Der Arbeitstag endet im Magazin, wo der nächste Einsatz besprochen und vorbereitet wird.

Welche Skills sind in Ihrem Beruf gefragt? Und: Welche schulischen Voraussetzungen sollte man mitbringen?
Was die Skills betrifft: handwerkliches Geschick, Fingerspitzengefühl und gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Man muss sich auf der Baustelle vorstellen können, wie der Ofen im Raum wirken wird. In der Schule sind Mathematik und Physik zentrale Fächer. Mathematik, weil man den Ofen planen und die Materialien nach Vorgabe zuschneiden muss, Physik, weil Feuer viel Energie und unterschiedliche Gase freisetzt. Man muss wissen, wie diese Kräfte bzw. Stoffe auf die unterschiedlichen Materialien einwirken. Feuer ist nicht nur schön, sondern auch gefährlich. Als Ofenbauer trägt man daher grosse Verantwortung.

Sie schliessen Ihre Lehre im Sommer ab. Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Ich möchte praktische Erfahrung sammeln und mich mit Kursen weiterbilden. Die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt sind ausgezeichnet: Ofenbauer sind gesucht, der Lohn entsprechend gut. Mit der aktuellen Energiedebatte gewinnt der Beruf an Bedeutung. Entsprechend hoch ist das Renommee bei Kundinnen und Kunden.

Trotzdem gibt es nur wenig Lernende in der Schweiz …
In meiner Berufsfachschulklasse sind es gerade mal dreizehn aus der ganzen Schweiz. Viele entdecken den Charme des Berufs erst auf den zweiten Blick und erlernen ihn im Rahmen einer Zweitlehre – so wie ich.

Ofenbauer/-in EFZ

Ofenbauerinnen und -bauer sind Fachleute für alle Arten von Holzfeuerungen – vom traditionellen Kachelofen bis zur modernen Ganzhausheizung. Bei neuen Öfen erstellen sie die feuerfeste Innenkonstruktion und die äussere Verkleidung aus Kacheln, Backstein, Naturstein oder Sichtmauerwerk. Alte Öfen restaurieren sie so, dass diese die Umweltauflagen erfüllen. Die Lehre dauert drei Jahre und wird mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) abgeschlossen.
www.feusuisse.ch
www.peterkeramik.ch

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