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Neue KI-Fachstelle — «Richtig eingesetzt, macht KI die Bildung fairer»

«Wer KI im Betrieb zulässt, schafft Transparenz und fördert den Dialog», so Tobias Habegger.

Tobias Habegger leitet die neue KI-Fachstelle bei ICT-Berufsbildung Schweiz. Er erklärt, wie Künstliche Intelligenz die Berufsbildung verändern kann, welche Chancen sie Lernenden und Ausbildenden bietet – und warum eigenständiges Denken nach wie vor wichtig ist.

Kathrin Kiener

Sie kommen aus dem Journalismus. Was hat Sie motiviert, die Leitung der neuen KI-Fachstelle bei ICT-Berufsbildung Schweiz zu übernehmen?
Im Journalismus habe ich gelernt, komplexe Inhalte schnell zu erfassen und kritisch zu prüfen – diese Fähigkeiten sind auch im Umgang mit KI gefragt. Mich fasziniert, wie KI dabei hilft, Kreativität, Produktivität und Lernen zu fördern. Unsere neue KI-Fachstelle bietet mir die Chance, jungen Menschen und Ausbildenden einen ebenso nützlichen wie kritischen Umgang mit dem Thema zu vermitteln: Quellen prüfen, Unwahrheiten erkennen, Informationen einordnen. Bei dieser Arbeit kommen für mich mehrere Leidenschaften zusammen – ein Traumjob.
Viele Menschen begegnen KI jedoch mit Skepsis …
Bedenken gegenüber neuen Entwicklungen sind normal: Beim Taschenrechner hiess es, wir würden das Rechnen verlernen, Sokrates warnte, das Schreiben schade dem Gedächtnis. Heute sind diese Werkzeuge selbstverständlich. Mit KI wird es ähnlich sein. Richtig eingesetzt, macht sie Bildung fairer: Lernende erhalten eine Art persönliche Mentorin, die rund um die Uhr verfügbar ist – unabhängig von finanziellen Möglichkeiten.

Welchen Nutzen kann KI der Berufsbildung bringen?
KI begleitet Lernende individuell, erkennt ihre Stärken und Schwächen und beantwortet Fragen. Lehrpersonen und Ausbildende gewinnen Zeit und können sich vermehrt auf ihre Rolle als Coaches konzentrieren. Auch Prüfungen lassen sich durch KI effizienter gestalten: Sie erstellt Aufgaben, gleicht diese mit den Lernzielen ab und übernimmt administrative Tätigkeiten. Mit dem «NextGen Education Model» von ICT-Berufsbildung Schweiz bauen wir modulare Assistenten auf, die Unterricht und Prüfungen praxisnah und effizient unterstützen.

Ihr Auftrag ist es, KI nicht nur für Informatikberufe, sondern für alle Berufsfelder zugänglich zu machen. Wie gelingt das?
Als nationale Organisation der Arbeitswelt sind wir mit der Berufsbildung und den rechtlichen Rahmenbedingungen vertraut. Unsere KI-Expertise bringen wir in verschiedene Branchen ein – mit dem Ziel, praxisnahe und leicht zugängliche Angebote für alle Berufsfelder zu schaffen. Erste Schwerpunkte setzen wir in der Höheren Berufsbildung. Die dort gesammelten Erfahrungen machen wir schrittweise für die gesamte Berufsbildung, ja sogar die ganze Bildung, nutzbar.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Einführung von KI in Ausbildungsbetrieben?
Die grösste Hürde ist vermutlich die Angst vor Kontrollverlust. Doch wer KI verbietet, riskiert ihre heimliche Nutzung – wer sie hingegen zulässt, schafft Transparenz und fördert den Dialog. Entscheidend ist, den Mitarbeitenden zu zeigen, dass KI keine Bedrohung ist, sondern ein nützliches Tool sein kann. Die Kombination aus eigenständigem, kritischem Denken und dem gezielten Einsatz von KI führt oft zu den besten Resultaten.

Ab 2026 gibt es erstmals einen eidgenössischen Abschluss im Bereich KI. Was zeichnet dieses neue Angebot aus – und warum ist es gerade jetzt wichtig?
Der Fachausweis «AI Business Specialist» ist praxisbezogen und fokussiert auf die Handlungskompetenzen. Damit schliesst die Ausbildung eine wichtige Lücke: Die Betriebe benötigen dringend gut ausgebildete Fachkräfte für die KI-Transformation. Die Bildungsanbieter entwickeln derzeit entsprechende Lehrgänge, um dem wachsenden Bedarf an Ausbildungsplätzen gerecht zu werden.

Wenn wir fünf Jahre nach vorne schauen: Woran werden Sie erkennen, dass die KI-Fachstelle Ihren Auftrag erfüllt hat?
Wenn Neugier die Skepsis abgelöst hat, KI selbstverständlich in allen Berufen genutzt wird und Lehrbetriebe souverän damit arbeiten. Mein Ziel ist es, dass KI als lehrreichere und inspirierendere Begleiterin akzeptiert wird – und die Schweiz eine Vorreiterrolle in der Verbindung von KI und Bildung einnimmt. Dann weiss ich: Unsere Arbeit war erfolgreich.

Tobias Habegger ist Leiter der neu geschaffenen KI-Fachstelle von ICT-Berufsbildung Schweiz. Er verfügt über langjährige Erfahrung in Journalismus und Kommunikation
und gestaltet in seiner neuen Rolle mit, wie KI in der Berufsbildung eingeführt und genutzt wird. Die Fachstelle entwickelt praxisnahe Modelle und künstliche Assistenten für Unterricht und Prüfungen, begleitet Betriebe bei der KI-Transformation und macht KI für alle Berufsfelder zugänglich. Tobias Habegger befasst sich zudem mit Themen wie KI-unterstützte Inhaltserstellung oder dem Prompt-Engineering.

Mehr Informationen:
https://www.ict-berufsbildung.ch/digitalisierung/kompetenzzentrum

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