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Maturität für Erwachsene – «Es lohnt sich, neue Horizonte zu entdecken»

Auch Erwachsene können die gymnasiale Maturität machen. Ursula Brönnimann und Valérie Challandes sind auf dem Weg dazu. Sie absolvieren berufsbegleitend die Berner Maturitätsschule für Erwachsene (BME) und schliessen diesen Sommer ab.

«Die BME bringt einen enormen Wissenszuwachs und ist gut fürs Selbstwertgefühl»: Ursula Brönnimann (l) und Valérie Challandes. Bild: Rolf Marti

       

Rolf Marti

Was motiviert Sie, im Alter von 50 bzw. 22 Jahren die gymnasiale Maturität zu machen?
Brönnimann: Bei mir steht die breite Allgemeinbildung im Vordergrund. Die BME erweitert meinen Horizont und stärkt das Vertrauen in die persönlichen Fähigkeiten. Was beruflich daraus entsteht, werde ich zu gegebener Zeit herausfinden. Kurz: Es ist noch ziel-, aber nicht sinnlos …(lacht).
Challandes: Ich mache die Maturität, weil ich sehr gerne lerne und weil ich danach studieren will. Im Verlauf der BME wurde ich mir auch über die Studienrichtung klar: Medizin.

Welche Bildungsabschlüsse und welche Berufserfahrung bringen Sie mit?
Brönnimann: Ich bin Hauswirtschaftslehrerin und Marketingfachfrau. Beruflich war ich viele Jahre als Lehrerin tätig.
Challandes: Ich habe die berufliche Grundbildung als Tiermedizinische Praxisassistentin und anschliessend die Berufsmaturität Gesundheit absolviert. Dazwischen habe ich ein Jahr im Beruf gearbeitet.

Der Bildungsgang dauert maximal sieben Semester. Je nach Vorbildung kann er verkürzt absolviert werden. Wie ist das bei Ihnen?
Challandes: Dank der Berufsmaturität konnte ich ins vierte Semester einsteigen.
Brönnimann: Ich hätte auch in ein höheres Semester einsteigen können, wollte aber bewusst den ganzen Bildungsgang absolvieren.

Wie erleben Sie die BME?
Challandes: Es herrscht ein motivierendes Lernklima. Wer hier ist, lernt aus eigenem Antrieb. Anders formuliert: Null-Bock-Stimmung gibt es in unserer Klasse nicht.
Brönnimann: Das Lernprogramm ist intensiv, es geht in hohem Tempo voran. Was mir gefällt: An der BME finden Menschen mit ganz unterschiedlichen persönlichen und beruflichen Hintergründen zusammen. Der Austausch mit ihnen ist überaus bereichernd.

Der Bildungsgang wird berufsbegleitend absolviert. Was machen Sie neben der BME?
Challandes: Ich arbeite als Tiermedizinische Praxisassistentin im Tierspital Bern. Meine Eltern unterstützen mich, so komme ich mit einem Pensum von 40 Prozent finanziell zurecht.
Brönnimann: Ich habe zwei Töchter im Alter von 17 und 15 Jahren – eine macht das KV, die andere besucht das Gymnasium. Neben der Familienarbeit engagiere ich mich in der kommunalen Politik, in Vereinen und Verbänden.

Wie viel Zeit investieren Sie ins Lernen? Und: Bleibt auch etwas Freizeit?
Brönnimann: Ich kann nicht sagen, wie viel Zeit das Lernen beansprucht. Fakt ist: Ich lerne jeden Tag, wenn auch unterschiedlich intensiv. Aber ich ziehe viel Energie daraus. Was die Freizeit betrifft: Man muss auf einiges verzichten, und die sozialen Kontakte leiden. Trotzdem schaffe ich es ab und zu auf die Skipiste.
Challandes: Ich habe pro Woche fix einen Tag fürs Lernen reserviert. Hinzu kommen im Schnitt zwei weitere Halbtage. Die Belastung kann von Woche zu Woche stark variieren. Etwas Freizeit bleibt aber schon übrig.

Welche Eigenschaften sind gefragt, um dieses intensive Pensum zu bewältigen?
Brönnimann: Viel Selbstdisziplin, weil der Stoff primär im Selbststudium erarbeitet wird, ein gutes Zeitmanagement, weil man viele Ansprüche unter einen Hut bringen muss, und eine gewisse Leidensbereitschaft, um bis zum Ende durchzubeissen.
Challandes: Freude am Lernen: Das scheint mir die wichtigste Voraussetzung zu sein. Hinzu kommt Leistungsbereitschaft: Wer will, schafft es. Der Aufwand lohnt sich alleweil. Die BME bringt einen enormen Wissenszuwachs und ist gut fürs Selbstwertgefühl.

Bereuen Sie, dass Sie das Gymnasium nicht direkt nach der Volksschule gemacht haben?
Challandes: Nein, obwohl mir dieser Weg offen gestanden wäre. Aber ich bin froh um die Arbeitswelterfahrung, die ich sammeln durfte, und dass ich einen Beruf habe, der mir gefällt und der mich wirtschaftlich weitgehend unabhängig macht.
Brönnimann: Ich verstehe das Leben als Puzzle. Jedes Teil ist wertvoll und trägt zum Gesamtbild bei. Ich bereue daher nichts. Ich kann nur sagen: Es lohnt sich, neue Horizonte zu entdecken.

Berner Maturitätsschule für Erwachsene (BME)

Die BME ist eine Institution des Kantons Bern und bietet zwei Bildungsformate an:

  • Der Bildungsgang «Gymnasiale Maturität für Erwachsene» bereitet auf die kantonale gymnasiale Maturität vor (schweizweit anerkannt). Er dauert maximal 7 Semester und basiert auf Selbststudium (30 bis 35 Stunden pro Woche) und Unterricht (5 bis 10 Lektionen). Der Eintritt erfordert keine spezifischen Vorkenntnisse.
  • Der Kurs «Passerelle für den Universitätszugang» bereitet Inhaber/-innen einer Berufs- oder Fachmaturität auf die hausinterne Ergänzungsprüfung «Passerelle» vor, welche den Zugang zu den universitären Hochschulen ermöglicht. Der Kurs umfasst Selbststudium (20 bis 25 Stunden pro Woche) und Unterricht (13 bis 14 Lektionen).
    www.bmeneufeld.ch

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