Für Felix Traber hat sich ein Bubentraum erfüllt: Er ist Lokomotivführer*. Er präsidiert zudem die Prüfungskommission «Lokomotivführer/-in mit eidg. Fachausweis». Die Berufsprüfung sichert den Anschluss ans Schweizer Bildungssystem.

Rolf Marti
Herr Traber, was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?
Lokomotivführerinnen und -führer können – im eigentlichen Wortsinn – viel bewegen. Es fühlt sich gut an, einige Hundert Tonnen sicher, pünktlich und wirtschaftlich von A nach B zu bringen. Das bedingt ein reibungsloses Zusammenspiel aus Technik, Planung und Vorgaben. Obwohl man sich auf der Schiene an strikte Regeln halten muss, ist man im Berufsalltag doch selbstständig und eigenverantwortlich unterwegs. Das gefällt mir.
Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Ihren Berufswunsch geweckt hat?
Ja. Meine Grosseltern wohnten neben einem Bahnhof. Ich war fasziniert von den vielen Zügen. Also sagte ich schon als Kind, dass ich später Lokomotivführer werden würde.
Welche beruflichen Stationen haben Sie auf dem Weg zum Lokomotivführer zurückgelegt?
Ich habe eine berufliche Grundbildung als Elektroinstallateur EFZ gemacht und einige Jahre im Beruf gearbeitet. Danach habe ich die Ausbildung zum Lokomotivführer gemacht.
Ist das ein klassischer Werdegang für einen Lokomotivführer?
Ja. Wer den Beruf ergreifen will, muss eine abgeschlossene Berufslehre oder Mittelschule vorweisen. Die berufliche Grundbildung muss nicht im technischen Bereich sein, wie dies früher der Fall war. Auch Kauffrauen oder Pflegefachmänner können die Ausbildung absolvieren, sofern sie den medizinisch-psychologischen Test bestehen. Die Ausbildung dauert rund ein Jahr und schliesst mit dem Führerausweis für Triebfahrzeugführende ab. Neu kann man bei SBB-Personenverkehr die Ausbildung auch in Teilzeit absolvieren, was die Dauer etwas verlängert.
Der Führerausweis wird vom Bundesamt für Verkehr (BAV) ausgestellt und ist kein formaler Bildungsabschluss. Was bedeutet das?
Der BAV-Führerausweis ist die zwingende Voraussetzung für die Berufsausübung und ist branchenweit anerkannt. Der Abschluss ist aber nicht Teil der Schweizer Bildungssystematik und damit nicht anschlussfähig. Das ist schade, denn die Ausbildung ist fachlich anspruchsvoll und zeitlich intensiv. Sie dauert rund 3000 Stunden, was gemessen am Bologna-System 100 ECTS-Punkten entspricht.
Der Fähigkeitsausweis des BAV kann mit der Berufsprüfung «Lokomotivführer/-in mit eidg. Fachausweis» ergänzt werden. Was bringt das?
Die Berufsprüfung sichert den Anschluss ans Schweizer Bildungssystem. Das bedeutet: Man erhält Zugang zu weiterführenden Bildungsgängen wie der höheren Fachprüfung «Manager/-in öffentlicher Verkehr HFP», zu CAS-Bildungsgängen an Fachhochschulen oder zu Bildungsgängen in verwandten Berufsfeldern. Das eröffnet neue berufliche Perspektiven und gibt Sicherheit für den Fall, dass man aus gesundheitlichen Gründen den Beruf wechseln muss. Die Berufsprüfung kann aber nur ablegen, wer den BAV-Führerausweis für Triebfahrzeugführende erworben hat.
Welche zusätzlichen Qualifikationen werden für die Berufsprüfung verlangt?
Im Zentrum stehen die Berufserfahrung und die Reflexionsfähigkeit. Die Kandidatinnen und Kandidaten setzen sich bewusst mit den vielen Details und Herausforderungen auseinander, die eine Fahrt von A nach B mit sich bringt. Sie lernen also, sich offen und selbstkritisch mit ihrer Rolle auseinanderzusetzen. Dadurch gewinnen sie Sicherheit im Berufsalltag.
Die Berufsprüfung wurde 2018 eingeführt. Wie verbreitet ist der Abschluss mittlerweile?
Bisher haben über 400 Kolleginnen und Kollegen den Abschluss erlangt. Unser Ziel sind rund 100 Abschlüsse pro Jahr.
*) Felix Traber arbeitet zu 40% als Lokomotivführer und zu 60% als Projektleiter «Zugführung und Rangier» bei der SBB.
Berufsprüfung «Lokomotivführer/-in mit eidg. Fachausweis»
Lokomotivführer/-innen fahren und bedienen Elektro- und Diesellokomotiven und tragen die Verantwortung für Fahrgäste und Güter. Wer die Fähigkeitsprüfung für das Führen von Triebfahrzeugen des Bundesamts für Verkehr (BAV) bestanden hat, kann zusätzlich die Berufsprüfung absolvieren und so den vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) anerkannten eidg. Fachausweis als Lokomotivführer/-in erlangen. Träger der Berufsprüfung ist der «Verein für die höhere Berufsbildung der Lokomotivführerinnen und Lokomotivführer» (VHBL). Im gehören u. a. der Verband öffentlicher Verkehr, die BLS, die SBB sowie die Sozialpartner des Eisenbahnverkehrs an.
www.vhbl-afsm.ch
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