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Lehrberufe Live! «Wir erreichen Jugendliche, die wir sonst nicht erreichen würden»

Bringen die Berufswelt in die Klassenzimmer der Volksschule: Michael Raaflaub (Lehrberufe Live!) und Marion Stulz (cablex).

Die interaktive Berufswahlplattform «Lehrberufe Live!» sendet viermal pro Jahr Livestreams aus Lehrbetrieben in die Klassenzimmer der Volksschule. Michael Raaflaub vom Lehrstellennetz hat das Format initiiert, Marion Stulz nutzt es. Sie ist bei der Firma cablex für die berufliche Grundbildung verantwortlich.

Rolf Marti

Michael Raaflaub, wie funktioniert die interaktive Berufswahlplattform «Lehrberufe Live!»?
Raaflaub: Wir bringen die Berufswelt in den Berufswahlunterricht der Volksschule. Viermal pro Jahr berichten zehn bis fünfzehn Lernende via Handy-Stream aus ihrem Lehrbetrieb und erzählen von ihrer Arbeit. Ein solcher Event dauert 45 Minuten, die Schülerinnen und Schüler können den Lernenden via Chat Fragen stellen. Alle Streams werden auf unserer Plattform gesammelt, sodass sie jederzeit zur beruflichen Orientierung genutzt werden können.

Was kann «Lehrberufe Live!», was andere Berufswahlformate nicht können?
Raaflaub: Das Format ermöglicht niederschwellig authentische Einblicke in die Berufswelt, wie sie sonst nur mit Schnuppertagen möglich sind. Und: Das Format geniesst eine hohe Glaubwürdigkeit. Die Schülerinnen und Schüler werden von Jugendlichen informiert, die nur wenig älter sind.

«Lehrberufe Live!» wird von den Berufsinformationszentren verschiedener Kantone – beispielsweise vom BIZ Kanton Bern – unterstützt. Warum und wie?
Raaflaub: Die BIZ sind daran interessiert, möglichst viele Berufe sichtbar zu machen, denn das Berufswahlspektrum der Jugendlichen beschränkt sich meist auf wenige Trendberufe. Bei «Lehrberufe Live!» lernen sie auch mal eine Geigenbauerin, einen Kaminfeger oder eine Müllerin kennen. Im Vorfeld der Streaming-Events laden die BIZ die Schulen zur Teilnahme ein. Zudem haben die BIZ Arbeitsblätter für die Durchführung sowie Vor- und Nachbereitung ausgearbeitet. Den Lehrpersonen werden drei fertig vorbereitete Berufswahllektionen zur Verfügung gestellt.

Marion Stulz, cablex nutzt «Lehrberufe Live!» seit der Lancierung vor anderthalb Jahren. Warum?
Stulz: Wir erreichen damit Jugendliche, die wir sonst nicht erreichen würden. cablex bildet Netzelektrikerinnen und -elektriker aus – kein Trendberuf wie Mediamatiker oder Informatikerin. Bei uns macht man sich die Hände schmutzig. Mit solchen Berufen setzen sich viele Jugendliche erst gar nicht auseinander. Anders bei «Lehrberufe Live!»: Hier sehen sie Lernende, die hoch über dem Boden an einer Freileitung arbeiten. Das weckt Interesse. Die Schülerinnen und Schüler lassen sich auf den Stream ein und erfahren, warum der Beruf faszinierend ist und welche Perspektiven er bietet.

Was bedeutet die Teilnahme an «Lehrberufe Live!» für den Lehrbetrieb. Was muss er tun?
Stulz: Wir setzen bewusst Lernende ein, die bereits Herzblut für ihren Lehrberuf und für cablex zeigen. Zusammen mit ihnen überlegen wir uns dann, was wir wie zeigen wollen, damit es möglichst authentisch bei den Zuschauenden ankommt. Die Spontanität der Lernenden soll nicht eingeschränkt werden. Sie sollen ungeschminkt über ihren Beruf und ihre Ausbildung berichten. Vor dem Stream machen wir einen Probelauf. Der Aufwand ist also deutlich geringer als für die Teilnahme an einer Berufsmesse. Trotzdem erreichen wir ein grosses Publikum.

Als Lehrbetrieb suchen Sie Lernende. Finden Sie diese über «Lehrberufe Live!»?
Stulz: Im Moment erfassen wir noch nicht systematisch, aufgrund welcher Informationen sich eine Bewerberin oder ein Bewerber bei uns meldet. Deshalb steht die Berufsinformation im Vordergrund. Wir wollen einen Beruf sichtbar machen, den man nicht zwingend auf dem Radar hat. Aber klar: Über «Lehrberufe Live!» können wir uns auch als Lehrbetrieb positionieren.

Welche Rückmeldungen gibt es von den Schulen?
Raaflaub: Der Grundtenor lautet: «Dieser niederschwellige Einblick in die Berufswelt hat gefehlt.» Und: «Das Angebot ist wichtig, weil viele Lehrbetriebe zurückhaltend sind mit Schnupperlehren». Wir schliessen also eine Lücke. Aus der Lehrerschaft hat sich sogar ein Netzwerk gebildet, das uns bei der Weiterentwicklung der Plattform begleitet.

Apropos Weiterentwicklung: Hat Lehrberufe Live! noch Luft nach oben?
Raaflaub: Ja. Wir sind zwar mittlerweile in der ganzen Deutschschweiz präsent, aber es machen noch lange nicht alle Schulen mit. Und: Wir wollen auch in der Westschweiz Fuss fassen. Unsere Vision: Wir möchten die Berufswahlplattform sein, auf der sich Jugendliche und Eltern über die Vielfalt der Berufsbildung orientieren.

Nächster Livestream: 13. September 2023

Der nächste Livestream findet am 13. September 2023, 10.30 bis 11.15 Uhr statt. Die Plattform ist fürs Handy optimiert. Es sind weder App noch Login erforderlich. Alle bisherigen Streams sind jederzeit auf der Plattform abrufbar.
www.lehrberufe-live.ch

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