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Künstliche Intelligenz – «Grundsätzlich spricht nichts gegen KI im Bewerbungsdossier»

Sollen Jugendliche für ihre Lehrstellenbewerbung Künstliche Intelligenz (KI) nutzen? Wenn ja: Welche Chancen und Risiken sind damit verbunden? Berufsberaterin Vroni Aeschbach beantwortet von KI generierte und vom Redaktor moderierte Fragen.

«Viele Lehrbetriebe gehen heute davon aus, dass KI im Spiel ist, weil auch sie damit ihre Texte optimieren», sagt Vroni Aeschbach.

       

Rolf Marti

Welche Chancen sehen Sie darin, dass Jugendliche für die Lehrstellenbewerbung KI nutzen?
KI hilft, das Bewerbungsdossier sprachlich zu verbessern sowie auf Grammatik und Rechtschreibung zu prüfen. Davon profitieren primär Schülerinnen und Schüler, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, sowie Jugendliche mit Rechtschreibschwächen. Zudem kann das Bewerbungsdossier als Übungsfeld genutzt werden, um sich mit den Möglichkeiten von KI vertraut zu machen. Das ist wichtig, da KI in der Arbeitswelt vielfältig genutzt wird.

Welche Stolpersteine und Risiken gibt es, wenn Jugendliche KI-generierte Texte in ihrer Lehrstellenbewerbung verwenden?
Entscheidend ist, dass KI-generierte Texte nicht einfach im Wortlaut übernommen werden. Solche Texte sind leicht erkennbar, weil sie meist beliebig, unpersönlich und zu lang sind. Ich empfehle daher, selbst einen Text zu schreiben und diesen von der KI überprüfen zu lassen. So werden die Texte sprachlich besser, ohne dass der persönliche Charakter verloren geht. In der Bewerbung müssen die Motivation für den Beruf und das Interesse am Lehrbetrieb klar erkennbar sein – das ist entscheidend. Risiken sehe ich primär dort, wo die KI mit persönlichen oder sensiblen Daten gefüttert wird, also mit Geburtsdatum,  Gesundheitsinformationen usw.

Wie stellen Jugendliche sicher, dass ihre Bewerbung trotz KI-Einsatz authentisch und persönlich bleibt?
Indem sie sich fragen: Gefällt mir die Bewerbung? Erkenne ich mich darin wieder? Sind das meine Worte? Kann ich alle Begriffe erklären? In einem Bewerbungsgespräch werden einem Wörter, die man nicht erklären kann, schnell zum Verhängnis. Und Formulierungen wie «Ich möchte die Lehre in Ihrem renommierten Unternehmen absolvieren» sind leicht als KI-generiert erkennbar. Es lohnt sich deshalb weiterhin, das Bewerbungsdossier den Eltern, einer Lehrperson oder der Berufsberaterin bzw. dem Berufsberater vorzulegen. Sie können einschätzen, ob eine Bewerbung zum betreffenden Jugendlichen passt, den gängigen Normen entspricht oder verräterische Formulierungen enthält.

Welche Teile einer Bewerbung eignen sich besonders gut für den KI-Einsatz?
Sicher das Motivationsschreiben. Bei kreativen Berufen kann es sich zudem lohnen, die Gestaltung des Dossiers mithilfe einer KI zu optimieren. Nebenbei bemerkt: Mit KI lassen sich auch ganz gut Vorstellungsgespräche vorbereiten. Sie liefert mit dem richtigen Prompt (Eingabe oder Anweisung an KI) mögliche Fragen und passende Antworten.

Ist es empfehlenswert, im Bewerbungsschreiben zu erwähnen, dass KI mitgeholfen hat?
Nein. Bisher hat ja auch niemand geschrieben, das Dossier sei mit Unterstützung der Eltern erstellt worden … Und: Viele Lehrbetriebe gehen heute davon aus, dass KI im Spiel ist, weil auch sie damit ihre Texte optimieren.

Wie reagieren Lehrbetriebe darauf, wenn es offensichtlich ist, dass die Bewerbung von KI erstellt wurde?
Ich vermute, dass dies stark vom Profil der jeweiligen Lehrstelle abhängt. Fällt es einem Betrieb schwer, seine Lehrstellen zu besetzen, wird er eher darüber hinwegsehen, wenn eine Bewerbung nicht den Erwartungen an Persönlichkeit und Authentizität genügt. In begehrten Berufen kommt eine «flache» Bewerbung wohl schneller auf den Absage-Stapel.

Was raten Sie Jugendlichen, die unsicher sind, ob und wie sie KI zur Unterstützung ihrer Bewerbung nutzen sollen?
Kommt in unseren Workshop «Bewerbungsdossier» (siehe Kasten). Dort lernt man, ein stimmiges Bewerbungsdossier zu erstellen, und kann Unsicherheiten mit einer Fachperson ausräumen. Grundsätzlich spricht nichts gegen KI im Bewerbungsdossier, solange man das Instrument sinnvoll und verantwortungsvoll nutzt.

BIZ-Workshops für Jugendliche

Die Berufsinformationszentren (BIZ) des Kantons Bern bieten Workshops zu den Themen «Bewerbungsdossiers», «Eignungstest» und «Vorstellungsgespräch» an. Sie richten sich an Schülerinnen und Schüler der 8. und der 9. Klasse. Die Teilnahme ist kostenlos, erfordert aber eine Anmeldung. Termine unter

www.be.ch/biz-workshops-jugendliche

BIZ-Bewerbungshilfen für Jugendliche

Auf BIZlinks gibt es ein umfangreiches Dossier mit Bewerbungshilfen:

biz-links-be.ch › Suchbegriff «Bewerbung Jugendliche»

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