Marion Walther ist Leiterin der Jugend-Job-Börse Bern. In dieser Funktion vermittelt sie Arbeiten an motivierte Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren. Diese Einsätze sind gute Gelegenheiten, um sich auf die Berufswelt einzustimmen und gleichzeitig das Sackgeld aufzubessern.
Peter Brand
Frau Walther, was genau ist die Idee der Jugend-Job-Börse Bern?
Wir wollen den Jugendlichen einerseits die Möglichkeit geben, selbstständig Geld zu verdienen. Andererseits ist es uns ein Anliegen, dass sie mit den Jobs Erfahrungen machen können, die ihnen beim Berufseinstieg helfen.
An was denken Sie konkret?
Diese Einsätze sind für die Jugendlichen gute Übungsfelder. Sie eignen sich Schlüsselkompetenzen wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit oder Auftrittskompetenz an. Das sind in der Arbeitswelt wichtige Fähigkeiten. Die gemachten Erfahrungen helfen zudem bei der Lehrstellensuche, denn die Jugendlichen können im Bewerbungsdossier aufführen, was sie alles gemacht haben. Das zeugt von Initiative sowie Einsatzbereitschaft und kommt bei den Lehrbetrieben gut an. Auf Wunsch stellen wir den Jugendlichen eine Arbeitsbestätigung aus.
Welche Jobs vermitteln Sie beispielsweise?
Zurzeit beginnt gerade die Gartensaison. Da sind Jobs wie Rasen mähen, Blumentöpfe raustragen und Pflanzen giessen gefragt. Uns erreichen aber auch viele Anfragen von älteren Menschen, die Unterstützung im Haushalt wünschen. Sie bieten Arbeiten wie abstauben oder reinigen an. Sehr gesucht sind zudem Tätigkeiten wie Kinderbetreuung sowie PC- und Handyhilfe für Seniorinnen und Senioren. Weitere Jobs sind Botengänge erledigen, Tiere füttern, Flyer verteilen, bei Events mithelfen, im Lager mitarbeiten oder Nachhilfeunterricht erteilen.
Sind das vor allem Jobs für die Ferienzeit – oder sind auch Einsätze in der Schulzeit möglich?
Es gibt von beidem. Allerdings sind die Ferienjobs deutlich rarer. Die meisten Jobs, die wir anbieten können, sind solche, die unter der Woche oder während des Wochenendes zu erledigen sind.
Und sind es eher Privatpersonen, die Jobs anbieten, oder machen auch Unternehmen mit?
Vor allem die Privatpersonen. In diesem Bereich verfügen wir über rund 100 Auftraggebende. Unternehmen sind zurzeit rund 30 aktiv. Die Unternehmen fehlen uns ein wenig. Wir wären froh, sie vermehrt gewinnen zu können.
Mit welchem Lohn dürfen die Jugendlichen rechnen?
Die Jugendlichen erhalten 14 Franken pro Stunde. Die Auftraggebenden bezahlen 17 Franken pro Stunde an uns. Mit dem Differenzbetrag von 3 Franken pro Stunde bezahlen wir die Unfall- und Haftpflichtversicherung für die Jugendlichen.
Wie gross ist die Nachfrage der Jugendlichen?
Riesig. Die Jobbörse ist immer am Mittwoch geöffnet. Dann kommen die Jugendlichen zu uns, um nachzufragen, ob wir etwas für sie haben. Letzten Mittwoch waren zum Beispiel 68 Jugendliche da. Verteilen konnten wir aber nur 20 Jobs. Wir würden uns über weitere Jobangebote freuen – sei dies von Privatpersonen oder von Unternehmen.
Welche Vorteile kann es einem Betrieb bringen, Jobs für Jugendliche anzubieten?
Sie sehen, wie sich jemand entwickelt und können im Idealfall direkt Jugendliche für die Lehre rekrutieren. Und sie können Routinearbeiten abgeben, für die sie im Alltag keine Zeit finden. Der Austausch mit den Jugendlichen ermöglicht ihnen zudem, Erfahrung im Umgang mit dieser Generation zu sammeln.
Vertiefender Link
Jugend-Job-Börse Bern:
www.jugend-job-boerse-bern.ch
Statements
Rayan A. (16):
«Ich mache mit, weil ich einerseits mein Sackgeld aufbessern kann und andererseits eine Beschäftigung habe. Ich mag es, mich zu betätigen, etwas zu tun zu haben. Ich habe bereits bei Events aufgeholfen, Flyers verteilt, im Brockenhaus Waren sortiert und Rasen gemäht. Mir gefällt, dass ich die Jobs selbst auswählen kann. Ich habe Spass an der Arbeit. Sie ist eine gute Erfahrung für mich. Ich lerne zudem, hilfsbereit zu sein. Das ist eine Kompetenz, die auch im Beruf wichtig ist.»
Ayman L. (16):
«Auf der Suche nach Arbeit stiess ich auf die Jugend-Job-Börse. Nun bin ich schon seit drei Jahren mit dabei. Ich mag es, in meiner Freizeit konkrete Aufträge auszuführen. Das bereitet mir Spass, und ich kann erst noch etwas dazuverdienen. Die Arbeit hat mich gelehrt, geduldig zu sein. Ich erledigte bereits Botengänge und half mehrmals bei Reinigungsarbeiten. Das sind einfache Arbeiten, die ich gerne ausführe. Die Job-Börse ist eine rundum gute Sache, die ich nur weiterempfehlen kann.»p
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