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Informatiker/in EFZ Plattformentwicklung — «Wir sorgen dafür, dass der Datenaustausch funktioniert»

Auf der Suche nach kreativen Lösungen: Claudio Audino (Lernender, 2. Lehrjahr, links) und Daniel Hug (Berufsbildender). Bild: Levyn Schneider

Die Lehre als Informatiker/-in EFZ kann in der Fachrichtung Applikationsentwicklung oder in der Fachrichtung Plattformentwicklung absolviert werden. Letztere ist weniger bekannt, aber nicht weniger spannend. Das finden Claudio Audino (Lernender) und Daniel Hug (Berufsbildender). Sie arbeiten am ICT Campus der Schweizerischen Post.

Rolf Marti

Viele Berufe haben Nachwuchsmangel. Wie ist das bei den Informatiker/-innen?
Hug: Wir können alle Lehrstellen besetzen, aber nicht mehr so zügig wie in früheren Jahren. Auch im Trendberuf Informatiker/-in wird es schwieriger, geeignete Lernende zu finden.

Der berufliche Grundbildung Informatiker/-in EFZ kann in zwei Fachrichtungen erlernt werden: Applikations- oder Plattformentwicklung. Sind beide gleich beliebt bei Jugendlichen?
Hug: Die Fachrichtung Applikationsentwicklung hat klar die Nase vorn. Rund zwei Drittel der Bewerberinnen und Bewerber, die sich bei uns melden, interessieren sich für diese Richtung.

Haben Sie eine Erklärung dafür?
Hug: Unter dem Begriff «Applikationsentwicklung» können sich alle etwas vorstellen. Sie denken beispielsweise an cool Apps, die es zu programmieren gilt. «Plattformentwicklung» ist abstrakter. Es geht um Clouds, Security und Automatisierung. Das ist schwieriger zu vermitteln.

Herr Audino, in wenigen Worten: Was machen Plattformentwicklerinnen und -entwickler?
Audino: Wir sorgen dafür, dass der Datenaustausch in Unternehmen sowie rund um die Welt sicher und reibungslos funktioniert. Dazu bewirtschaften wir physische und virtuelle Serversysteme, unterhalten Netzwerke und treiben Automatisierungsprozesse voran. Hinzu kommt das Thema Security, das wegen der steigenden Nachfrage nach Cloud-Dienstleistungen immer wichtiger wird. Wir schliessen Sicherheitslücken, checken Firewalls und halten die Software auf dem neuesten Stand. Kurz: Wir wehren Hackerangriffe ab.

Was fasziniert Sie an der Plattformentwicklung?
Audino: Das Thema Sicherheit hat mich schon vor der Lehre interessiert. Wir müssen die Datensicherheit gewährleisten. Wie gravierend der Verlust von Daten für Unternehmen und Behörden und damit oft auch für Einzelpersonen sein kann, zeigen entsprechende Vorfälle.

Die heutige Fachrichtung Plattformentwickler/-in hiess früher Systemtechniker/-in. Ist nur der Name neu oder haben sich auch die Aufgaben verändert?
Hug: Der Aufgabenbereich hat sich enorm gewandelt. Der Grund: Heute sind fast alle Systeme und Dienste cloudbasiert. Dieser Aspekt wurde durch das alte Ausbildungsprofil ungenügend abgedeckt. Früher wurden die Systeme vor Ort gewartet, heute erfolgt der Support virtuell. Zudem werden immer mehr Prozesse automatisiert. Und – Claudio hat es erwähnt – Sicherheitsfragen habe einen viel höheren Stellenwert.

Welche Voraussetzung sollte jemand mitbringen, der oder die sich für die Fachrichtung Plattformentwicklung interessiert?
Audino: Vernetztes und logisches Denken, weil wir uns in komplexen Netzwerken bewegen, gutes Vorstellungsvermögen, weil fast die gesamte Arbeit im virtuellen Raum stattfindet, sowie technische Kreativität, weil es bei den heutigen Systemen immer mehrere Lösungswege gibt. Ziel ist, den effizientesten und sichersten zu finden.

Wie ist die Informatiklehre bei der Post aufgebaut?
Hug: Bei uns absolvieren alle, die eine IT-Ausbildung machen, ein Basislehrjahr im ICT-Campus der Post. Das gilt für Lernenden in der beruflichen Grundbildung Informatiker/-in EFZ genauso wie für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, die eine verkürzte Way-up-Lehre oder ein praxisintegriertes Bachelorstudium absolvieren (siehe Kasten). Danach wechseln alle in den Betrieb. Informatiklernende erhalten beispielsweise durch mehrmonatige Stages Einblick in drei bis vier Geschäftsfelder der Post.
Audino: Ich fand das Basislehrjahr «brutal» lehrreich. Es beinhaltet alle überbetrieblichen Kurse der gesamten Lehrzeit. Dadurch haben wir an der Berufsfachschule einen Wissensvorsprung. Das schafft Freiräume, um sich mit zusätzlichen IT-Themen zu befassen.

Welche beruflichen Perspektiven haben Informatiker/-innen Plattformentwicklung?
Audino: Es gibt viele Entwicklungsgebiete in den Bereichen Cloud, Security und Automatisierung. Ich werde Richtung Security ziehen.
Hug: Die Perspektiven sind hervorragen – angesichts des aktuellen Arbeitsmarkts und angesichts der Weiterbildungsmöglichkeiten an höheren Fachschulen, an Fachhochschulen oder im Rahmen von Zertifizierungskursen von IT-Anbietern.

www.post.ch/lehrstellen

Aus Systemtechnik wird Plattformentwicklung

Die Verschiebung von Rechen- und Speicherleistung von firmeneigenen Serverräumen hin zu Anbietern von Cloudlösungen eröffnete neue Möglichkeiten und Betätigungsfelder. Diese Veränderungen wirken sich auf die Ausbildung der Informatiklernenden aus: Aus der Fachrichtung Systemtechnik wurde die Fachrichtung Plattformentwicklung. Die neue Ausbildung orientiert sich stark an den Themen Cloud, Sicherheit und Internet of Things.
Plattformentwickler/-innen entwerfen aus einer breiten Palette an physischen und virtuellen Geräten und Diensten die ideale Umgebung für digitale Lösungen im Unternehmen und sorgen für deren Sicherheit.
 

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