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Hörsystemakustiker/-in EFZ – «Es ist schön, Menschen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen»

Luca Sütterlin lernt Hörsystemakustiker. Es ist seine zweite berufliche Grundbildung. Was fasziniert ihn am neuen Beruf? Der Einsteiger hat nachgefragt.

«Ich will in der Branche bleiben und mich weiterbilden», sagt Hörsystemakustiker Luca Sütterlin.

       

Rolf Marti

Herr Sütterlin, was macht ein Hörsystemakustiker bzw. eine Hörsystemakustikerin?
Wir beraten Menschen, deren Hörvermögen beeinträchtigt ist oder die ihr Gehör vor Beeinträchtigungen schützen wollen. Unsere Aufgabe ist es, eine auf die individuellen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zugeschnittene Lösung zu finden. Dazu führen wir Gespräche, studieren Berichte von medizinischen Fachpersonen und führen Tests durch. Auf dieser Grundlage schlagen wir das entsprechende Hörsystem bzw. den entsprechenden Gehörschutz vor. Kurz: Wir sind Profis für alles, was das Hörvermögen verbessert oder das Gehör vor Beeinträchtigungen schützt.

Wie sind Sie auf diesen doch eher seltenen Beruf gestossen?
Hörsystemakustiker ist – nach der Lehre zum Fachmann Gesundheit – meine zweite berufliche Grundbildung. Vor einigen Jahren musste ich mich aufgrund beruflicher und persönlicher Belastungen neu orientieren. Im Rahmen einer begleiteten Standortbestimmung wurde ich auf den Beruf Hörsystemakustiker aufmerksam gemacht. Nach einem Praktikum bei der Firma Kind Hörzentralen AG in Bern war für mich klar: Das ist mein neuer Beruf.

War es schwierig, eine Lehrstelle zu finden?
Nein. Die Firma Kind hat mir gleich eine Lehrstelle angeboten.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf? Welche Arbeiten führen Sie besonders gerne aus?
Der Mensch steht im Zentrum – wie bereits bei meinem Erstberuf. Das gefällt mir, weil ich gerne mit und für Menschen arbeite. Im neuen Beruf ist mein kommunikatives Talent jedoch stärker gefragt. Ich muss auf unterschiedliche Persönlichkeiten eingehen, beraten und letztlich verkaufen. Spass bereitet mir auch die technische Seite des Berufs. Es geht darum, physikalische Phänomene zu verstehen und einzuordnen sowie digitale Hörsysteme – welche heutzutage eigentliche Hightech-Systeme sind – individuell zu programmieren. Dies alles macht den Beruf spannend und abwechslungsreich.

Gibt es ein Highlight aus der beruflichen Praxis, das Ihnen in Erinnerung geblieben ist?
Neulich war ein Kunde mit starkem Hörverlust bei uns. Wir passten sein Hörsystem neu an. Als er nach einiger Zeit wieder kam, meinte er sichtlich bewegt: «Jetzt kann ich das Zwitschern der Vögel wieder hören». Das sind berührende Momente. Es ist schön, dass wir durch unsere Arbeit Menschen zu mehr Lebensqualität und Lebensfreude verhelfen.

Welche Interessen und Voraussetzungen sollte man für diese Lehre mitbringen?
Man sollte kommunikativ sein und sich für Themen wie Anatomie, Biologie oder Physik interessieren. Dann sollte man abstrakte Informationen wie Messwerte oder Tabellen verstehen können, die wir von Ärztinnen und Ärzten erhalten oder im Rahmen von Tests erheben bzw. erstellen und welche die Grundlage für die Wahl der Systeme und die Programmierung der Hörgeräte bilden. Schliesslich braucht es feinmotorisches Geschick. Zu unseren Aufgaben zählen auch die Wartung und Reinigung der Hörgeräte, welche ultraklein sind, oder die Anfertigung eines Ohrabdrucks, um das Ohrpassstück individuell anzupassen.

Hilft Ihnen Ihre Erstausbildung als Fachmann Gesundheit im neuen Beruf?
Ja. Ich habe in der Erstausbildung gelernt, mit Menschen umzugehen. Und ich habe mir grundlegendes Fachwissen in den Bereichen Anatomie und Gesundheit erarbeitet. Völlig neu war für mich das Thema Verkauf. Da tat ich mich zu Beginn eher schwer. Heute weiss ich, wie man Kundinnen und Kunden professionell begleitet.

Im Sommer schliessen Sie die Lehre ab. Welche beruflichen Pläne haben Sie?
Ich will in der Branche bleiben und mich weiterbilden. Als Erstes möchte ich den eidgenössischen Fachausweis als Hörsystemspezialist erlangen. Danach kann ich mir eine Spezialisierung in der Pädakustik vorstellen. Das ist jene Disziplin, die sich mit dem Hörvermögen von Kindern befasst.

Berufsinformation

Hörsystemakustiker/-innen EFZ arbeiten in einem Fachgeschäft für Hörsysteme. Sie beraten Menschen mit Beeinträchtigung des Gehörs, führen Tests durch, verstehen medizinische Berichte, erstellen Ohrabdrücke, passen die Hörsysteme individuell an und kümmern sich um deren Wartung. Die dreijährige Ausbildung vermittelt das technisches Know-how, die Beratungskompetenz und die medizinischen Grundlagen für diesen vielseitigen Beruf.

www.vbha.ch

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