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Gesundheitsberufe – Überbetriebliche Zusammenarbeit — «Im Zentrum steht die praktische Ausbildung»

Im Gesundheitswesen des Kantons Bern arbeiten die Lernorte (Lehrbetrieb, Berufsfachschule, überbetriebliche Kurse) bei der Ausbildung von Fachpersonen zusammen. Sie tauschen Erfahrungen aus, entwickeln gemeinsam Instrumente und bilden gemeinsam aus. Welche Vorteile das bringt, erklärt Angela Hirt von der Lindenhofgruppe*.

«Wer gut ausbildet, holt mehr Jugendliche in die Branche, kann mehr junge Berufsleute halten und sie höher qualifizieren», sagt Angela Hirt.

       

Rolf Marti

In vielen Branchen sind Lehrbetriebe Konkurrenten. Anders im Gesundheitswesen: Da wird die überbetriebliche Zusammenarbeit (ÜZA) gepflegt. Weshalb?
Der Kanton Bern verpflichtet alle Gesundheitsinstitutionen, Fachpersonen auszubilden. Aber nicht alle Institutionen haben dieselben Voraussetzungen, um den geforderten Umfang und die verlangte Qualität zu gewährleisten. Grosse Institutionen sind anders aufgestellt als kleine. Deshalb fördert der Kanton die überbetriebliche Zusammenarbeit und damit die Solidarität innerhalb der Branche.

In welchen Berufen erfolgt die ÜZA?
Wir arbeiten bei der Ausbildung von Fachleuten Gesundheit EFZ (FaGe) sowie Assistentinnen und Assistenten Gesundheit und Soziales EBA (AGS) oder auch bei der Ausbildung von Pflegefachpersonen an Höheren Fachschulen und Fachhochschulen zusammen. Die Ausweitung auf weitere Gesundheitsberufe ist denkbar.

Welche Themen werden im Rahmen der ÜZA bearbeitet?
Im Zentrum steht die praktische Ausbildung. Wir entwickeln Ausbildungskonzepte und Tools für die betriebliche Ausbildung; wir schulen Berufsbildende im Umgang mit herausfordernden Situationen; wir bieten Intervisionsgruppen zum fachlichen Austausch an und organisieren Foren zu aktuellen Themen; und wir stellen Good Practice zur Verfügung. Zudem fördern wir Ausbildungskooperationen, damit alle Institutionen die kantonale Ausbildungsverpflichtung erfüllen können.

Wie viele Institutionen partizipieren an der ÜZA? Und: Was haben sie davon?
In der Region Bern-Mittelland, für die ich verantwortlich bin, beteiligen sich rund 80 Prozent der Betriebe. Sie erhalten Zugang zu Wissen und zu professionellen Ausbildungsinstrumenten; so bleibt den Berufsbildenden mehr Zeit für die Begleitung der Lernenden und Studierenden, weil sie von Grundlagenarbeiten entlastet werden. Das führt zu einer höheren Zufriedenheit und damit zu tieferen Fluktuationsraten.

Wie profitieren die Lernenden und Studierenden von der ÜZA?
Wir stellen Instrumente bereit, die die Ausbildung erleichtern. So haben wir in Zusammenarbeit mit den Berufsfachschulen und der OdA Gesundheit Bern für FaGe- und AGS-Lernende ein Reflexionsinstrument entwickelt, das über alle drei Lernorte – Lehrbetrieb, Berufsfachschule, überbetriebliche Kurse – eingesetzt wird. Es ermöglicht, Theorie und Praxis besser zu verknüpfen. Ein anderes Beispiel ist unser Sprachstandermittlungstool für Lehrstellensuchende. Es hilft, Jugendliche dem für sie passenden Ausbildungsniveau zuzuteilen und damit Lehrabbrüchen vorzubeugen.

Welche Auswirkungen hat die ÜZA auf die Kosten der Ausbildung?
Das ist schwer zu beziffern. Klar ist: Die Institutionen sparen dank der gemeinsamen Entwicklung von Ausbildungsinstrumenten Zeit und Geld. Gleiches gilt, weil die Fluktuationsrate der Berufsbildenden sinkt. Und: Eine qualitativ hochstehende Ausbildung beugt Lehr- und Studienabbrüchen vor. Damit gehen weniger Ausbildungsinvestitionen verloren.

In vielen Gesundheitsberufen herrscht Fachkräftemangel. Wirkt die ÜZA dem entgegen?
Davon bin ich überzeugt. Wer gut ausbildet, holt mehr Jugendliche in die Branche, kann mehr Fachpersonen im Beruf halten und sie höher qualifizieren.

Profitiert die ÜZA von der 2021 angenommenen Pflegeinitiative?
Nicht direkt. Aber wir haben mit der OdA Gesundheit Bern einen Antrag zur Stärkung der Berufsbildenden eingereicht und darin u. a. Weiterbildungsgutscheine vorgeschlagen. Das ist im Sinne unserer Ziele.

*) Angela Hirt ist Regionalstellenleiterin Praktische Ausbildung Bern Mittelland und Fachbereichsleiterin Überbetriebliche Zusammenarbeit, Lindenhofgruppe

Überbetriebliche Zusammenarbeit

Im Kanton Bern arbeiten die Gesundheitsinstitutionen bei der Ausbildung von Gesundheitsfachpersonen zusammen. Diese überbetriebliche Zusammenarbeit (ÜZA) ist regional organisiert und wird vom Kanton finanziert. Die einfache Gesellschaft aus Lindenhofgruppe AG und Insel Gruppe AG führt im Auftrag des Kantons die Regionalstelle «Praktische Ausbildung Bern-Mittelland» mit den beiden Fachbereichen «ÜZA» und «Lernen Training Transfer (LTT)» Praxis für Pflegestudierende HF» (dritter Lernort).
Lindenhofgruppe: Aus- und Weiterbildung

 

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