Die dreijährige Fachmittelschule (FMS) bereitet auf einen Studiengang in den Berufsfeldern «Gesundheit», «Soziale Arbeit» und «Pädagogik» vor. Die Lernenden treffen ihre Wahl im zweiten Jahr. Dabei helfen ihnen diverse Praktika. Linn Fluri will Physiotherapeutin werden. Zurzeit absolviert sie die Fachmaturität.

Rolf Marti
Frau Fluri, Sie haben diesen Sommer die FMS abgeschlossen. Jetzt absolvieren Sie die Fachmaturität Gesundheit, danach wollen Sie an der Fachhochschule Physiotherapie studieren. Was fasziniert Sie an diesem Beruf?
Ich interessiere mich für den menschlichen Körper. Und ich arbeite gerne mit Menschen. Hinzu kommt, dass der Beruf medizinische und sportliche Komponenten vereint. Als Handballerin in der höchsten Frauenliga interessiere ich mich für beide Themen.
Dachten Sie schon im Rahmen der Berufswahl – also in der 8. und der 9. Klasse – daran, einen Gesundheitsberuf zu erlernen?
Ja. Ich habe mehrere Schnupperlehren als Fachfrau Gesundheit (FaGe) absolviert und mich mit tertiären Berufen wie Physiotherapeutin oder Ergotherapeutin beschäftigt.
Weshalb haben Sie sich schliesslich für die FMS und nicht für eine FaGe-Lehre entschieden?
Ich gehe einfach gerne zur Schule … (lacht). Es war auch so, dass sich die FMS besser mit meinem Engagement im Leistungssport kombinieren liess. Bei der FaGe-Lehre wäre es aufgrund unregelmässiger Arbeitszeiten schwieriger geworden, sechsmal die Woche zu trainieren.
Die FMS bereitet auf einen Studiengang in den oben genannten Berufsfeldern vor. Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, absolvieren die Lernenden in jedem Berufsfeld ein einwöchiges Praktikum. Wie hilfreich war das für Sie?
Sehr hilfreich. Klar: Die Einblicke in die einzelnen Berufsfelder sind kurz. Trotzdem bekommt man ein Gefühl dafür, was einem gefällt bzw. was man ausschliessen kann. Ich hatte – als Alternative zu einem Gesundheitsberuf – eine Zeit lang auch mit dem Lehrberuf geliebäugelt. Durch die Praktika wurde mir klar, dass das Gesundheitswesen besser zu mir passt.
Nach der Richtungswahl folgt im dritten FMS-Jahr ein weiteres zweiwöchiges Praktikum im gewählten Berufsfeld. War das wichtig für Sie, um die Richtung innerhalb des Berufsfelds «Gesundheit» zu wählen?
Grundsätzlich schon. Allerdings ist es aufgrund der Arbeitsabläufe kaum möglich, zwei Wochen in einer Physiopraxis zu schnuppern. Daher ging ich in ein Spital, wo ich wenigstens einige Tage in der Physiotherapie dabei sein konnte. Das war sehr wertvoll für mich und hat mich in meiner Entscheidung bestätigt.
Im dritten Jahr der FMS erfolgt ein Grossteil des Unterrichts im gewählten Berufsfeld. Wer «Gesundheit» wählt, beschäftigt sich mit Humanbiologie, Chemie und Physik, Mensch und Gesellschaft. Trägt das zur Lernmotivation bei?
Das war extrem motivierend! Besonders Humanbiologie fand ich spannend, weil es direkt mit meinem späteren Beruf zu tun hat. Auch Chemie und Physik sind wichtige Grundlagenfächer im Gesundheitswesen.
Damit Sie an der Fachhochschule studieren können, müssen Sie die Fachmaturität erlangen. Wie geht das?
Man absolviert ein sechsmonatiges Praktikum und schreibt eine Fachmaturitätsarbeit. Ich habe eine Praktikumsstelle in der Physiotherapie des Spitals gefunden und erhalte so vertiefte Einblicke in meinen künftigen Beruf. Das Thema meiner Fachmaturitätsarbeit steht bereits fest. Ich werde eine Parkinsongruppe evaluieren, die derzeit in der Physiotherapie des Spitals aufgebaut wird. Übrigens: Im Praktikum profitiere ich stark vom Fachwissen, das ich mir im dritten FMS-Jahr erworben habe.
Wenn Sie das Gesamtpaket betrachten – FMS und Fachmaturität: Fühlen Sie sich gut vorbereitet auf das Fachhochschulstudium?
Zuerst muss ich an der Fachhochschule eine Aufnahmeprüfung ablegen, da es für Physiotherapie eine beschränkte Anzahl Studienplätze gibt. Aber ich fühle mich sehr gut vorbereitet – nicht «nur» fachlich, sondern auch aufgrund der breiten Allgemeinbildung, welche die FMS vermittelt. Kurz: Der Weg über die FMS war für mich der richtige.
Infobox
Die Fachmittelschule (FMS) dauert drei Jahre und bereitet auf einen Studiengang in den Berufsfeldern «Gesundheit», «Soziale Arbeit» oder «Pädagogik» vor. Nach der FMS ist der direkte Übertritt an eine Höhere Fachhochschule möglich. Der Übertritt an eine Fachhochschule oder eine Pädagogische Hochschule erfordert zusätzlich die Fachmaturität (ein Jahr).
www.be.ch/fms
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