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Fachmann Betreuung, Fachrichtung «Kind» — «Als Mann bringe ich eine andere Energie ein»

Benjamin Häring (19) schliesst diesen Sommer seine dreijährige Lehre als Fachmann Betreuung EFZ, Fachrichtung «Kinder» ab. Was gefällt ihm an seinem Beruf? Und: Wie kommt er als Mann in einem von Frauen geprägten Berufsumfeld zurecht?

«FaBe ist ein cooler Beruf. Männer sind dafür genauso geeignet wie Frauen», sagt Benjamin Häring.

       

Rolf Marti

Sie absolvieren Ihre Lehre zum Fachmann Betreuung (FaBe) in der leolea-Kindertagesstätte im Selva-Areal Thun. Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Am Morgen nehme ich die Kinder in Empfang. Sind alle da, gibts ein «Znüni», dann sitzen wir zusammen im Kreis. Nach diesem Morgenritual gehe ich mit den Kindern in den Garten oder bastle etwas mit ihnen, anschliessend können sie selbstständig spielen. Vor der Mittagspause sitzen wir nochmals im Kreis. Ich singe mit den Kindern oder lese ihnen eine Geschichte vor. Dann folgt das Mittagessen. Je nach Arbeitsplan räume ich anschliessend die Tische ab und mache die Küche oder bin während der Siesta bei den Kindern. Bis zum «Zvieri» steht meist ein Programm im Bewegungszimmer oder im Kreativatelier an. Nach dem «Zvieri» werden die ersten Kinder bereits abgeholt.

Was gefällt Ihnen besonders an der Arbeit mit Kleinkindern?
Obwohl wir eine klare Tagesstruktur haben, ist kein Tag wie der andere. Wer mit Kindern arbeitet, muss immer auf Überraschungen gefasst sein … (lacht). Mir gefallen insbesondere die Sequenzen, die bewegungsorientiert sind. Da kann ich kreativ sein, kann beispielsweise eine Geschichte erzählen und diese mit den Kindern nachspielen. Am meiste freut es mich, wenn wir gemeinsam lachen und die Kinder am Abend fröhlich nach Hause gehen.

Wie haben Sie Ihren Lehrberuf gefunden?
Ich habe zuerst eine Schnupperlehre als Carrosserielackierer gemacht. Aber da fehlte mir der Kontakt zu Menschen. Bei der Berufsberatung wurde ich auf die FaBe-Lehre hingewiesen. Nachdem ich in mehreren Kindertagesstätten geschnuppert hatte, war für mich der Fall klar.

Welche Kompetenzen sind in Ihrem Beruf gefragt?
Einfühlungsvermögen, Flexibilität sowie Offenheit und Transparenz. Einfühlungsvermögen brauche ich, um herauszufinden, was die Kinder benötigen, Flexibilität ist wichtig, weil jeder Tag – wie gesagt – Unerwartetes mit sich bringt. Was Offenheit und Transparenz betrifft: Kindern und Eltern dürfen von mir erwarten, dass ich offen auf ihre Anliegen eingehe und meine Entscheide transparent begründe. Auch Humor scheint mir eine wichtige Komponente in diesem Beruf zu sein. Dieser kommt bei Kindern gut an.

Sie haben soziale bzw. überfachliche Kompetenzen genannt. Welche fachlichen Kompetenzen sind in Ihrem Beruf wichtig?
In der Berufsfachschule und in den überbetrieblichen Kursen liegt der Fokus auf den Themen Pädagogik, Gesundheit, Kommunikation und Organisation. Wir lernen beispielsweise, Kinder professionell zu betreuen und sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Und wir lernen, im Team zu arbeiten, einen Tagesablauf effizient zu planen und die Arbeit mit den Kindern sinnvoll zu organisieren.

Ihr Beruf ist frauendominiert. Der Männeranteil bei den Lernenden liegt im Kanton Bern bei 16 Prozent, in Ihrer Kita sind Sie der einzige Mann unter 16 Frauen. Eine Herausforderung?
Nicht wirklich – weder im Lehrbetrieb noch an der Berufsfachschule, wo ich im Sport die Garderobe nur mit einer Person teile … (schmunzelt). Im Ernst: Ich fühle mich in diesem Beruf weder benachteiligt noch bevorzugt. Für die Kinder wäre es jedoch wichtig, mehr männliche Bezugspersonen zu haben. Als Mann bringe ich eine andere Energie ein. Da geht es auch mal etwas wilder und aktiver zu und her, was insbesondere die Buben mögen.

Was braucht es, damit sich mehr Männer für Ihren Beruf entscheiden?
Eine gute Kampagne, die mit Humor Klischees aufgreift und mit Witz Vorurteile entkräftet. FaBe ist ein cooler, herausfordernder und abwechslungsreicher Beruf. Männer sind dafür genauso geeignet wie Frauen.

Sie schliessen im Sommer die Lehre ab. Welche beruflichen Pläne haben Sie?
Ich würde gerne bis zur Rekrutenschule bei leolea bleiben. Danach ist alles offen. Ich kann mir vorstellen, später in einer Kindertagesstätte eine Gruppe zu leiten und als Berufsbildner Lernende auszubilden. Gut möglich auch, dass ich mich in der Entwicklungshilfe engagiere. Klar ist nur: Ich will weiterhin mit Kindern arbeiten.

Fachfrau/Fachmann Betreuung EFZ

Fachpersonen Betreuung (FaBe) begleiten Kinder, Menschen mit Beeinträchtigung oder Menschen im Alter im Alltag und in der Freizeit. Die berufliche Grundbildung wird entsprechend in den Fachrichtungen «Kinder», «Menschen mit Beeinträchtigung» und «Menschen im Alter» angeboten. Sie dauert drei Jahre und führt zu einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ). Erwachsene mit einem EFZ in einem anderen Beruf oder mit einer gymnasialen Maturität können direkt ins zweite Lehrjahr einsteigen.
www.oda-sozilaes-bern.ch

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