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Fachfrau/-mann psychiatrische Pflege und Betreuung – «Ich habe auf allen Ebenen an Professionalität zugelegt»

Siegfried Hüser aus Roggwil arbeitet seit vielen Jahren in der institutionellen Psychiatrie. Mit 50 Jahren hat er eine erste berufliche Grundbildung abgeschlossen, mit 55 die neue Berufsprüfung als Fachmann psychiatrische Pflege und Betreuung bestanden.

«Die Ausbildung ist konsequent praxisbezogen. Man kann das Erlernte direkt im Berufsalltag anwenden», sagt Siegfried Hüser.

       

Rolf Marti

Sie haben mit 50 Jahren die berufliche Grundbildung als Fachmann Gesundheit EFZ abgeschlossen. Was hat Sie bewogen, in diesem Alter einen Berufsabschluss zu machen?
Ich habe viele Jahre ohne Ausbildung als Pflegeassistent in der institutionellen Psychiatrie gearbeitet. Der Wunsch, mehr über dieses Fachgebiet zu wissen und mir eine solide Wissensgrundlage zu schaffen, wurde von Jahr zu Jahr grösser. Irgendwann war für mich klar: Das ist mein Berufsfeld, hier liegen meine Talente. Ich will anspruchsvollere Aufgaben und mehr Verantwortung übernehmen.

Haben auch finanzielle Gründe und Aspekte der Arbeitsplatzsicherheit eine Rolle gespielt?
Das stand bei mir nicht im Vordergrund. Vielmehr trieb mich der Wunsch an, professioneller mit den Patientinnen und Patienten arbeiten zu können. Das setzt Hintergrundwissen voraus. Der Abschluss einer beruflichen Grundbildung eröffnet zudem den Zugang zu Weiterbildungen.

Eine solche haben Sie soeben abgeschlossen: die Berufsprüfung zum «Fachmann in psychiatrischer Pflege und Betreuung FA». Wieso haben Sie sich dafür entschieden?
Mit der Ausbildung zum Fachmann Gesundheit wurde mein Wissensdurst erst richtig geweckt. Ich habe erfahren, wie viel mir der professionellere Background in der Begleitung der Patientinnen und Patienten bringt. Und ich habe erkannt, wie viel es in meinem Berufsfeld noch zu lernen gibt. Eine Kollegin hat mich schliesslich überzeugt, mich mit einem Lehrgang auf die Berufsprüfung «Fachmann in psychiatrischer Pflege und Betreuung» vorzubereiten. Die Ausbildung ist optimal auf mein Tätigkeitsgebiet zugeschnitten.

Was fasziniert Sie an der Arbeit mit psychisch beeinträchtigten Menschen?
Ich hatte schon früh einen Draht zu Menschen mit psychischer Beeinträchtigung. Sie interessieren mich, weil sie authentisch sind und sich nicht hinter gesellschaftlichen Normen verstecken. Viele besitzen zudem erstaunliche Fähigkeiten, die durch die Beeinträchtigung oft überlagert werden. Den Betroffenen zu helfen, diese Fähigkeiten zu entfalten und so ihr Selbstwertgefühl zu stärken und wieder mehr Autonomie zu erlangen, ist eine faszinierende und dankbare Aufgabe.

Was hat Ihnen die Berufsprüfung beruflich gebracht?
Ich habe mein Wissen über Körper, Psyche, Medizinaltechnik usw. enorm erweitert und auf allen Ebenen an Professionalität zugelegt. In der Luzerner Psychiatrie AG am Standort St. Urban, wo ich seit vielen Jahren arbeite, kann ich jetzt die Tagesverantwortung auf unserer Station übernehmen. Zudem kann ich meine Funktion neu in allen Abteilungen des Unternehmens ausüben.

Die Berufsprüfung «Fachfrau/-mann in psychiatrischer Pflege und Betreuung» ist neu. Wie haben Sie den Lehrgang erlebt?
Die Ausbildung ist konsequent praxisbezogen. Man kann das Erlernte direkt im Berufsalltag anwenden. So wird Wissen nachhaltig verankert. Die Dozierenden sind kompetent und unterstützend. Sehr spannend war der Erfahrungsaustausch mit den Mitlernenden. Das ist ein echter Mehrwert der Ausbildung.

Wie zeitintensiv ist der Lehrgang?
Er umfasst 35 Tage Präsenzunterricht und etwa ebenso viel Selbstlernzeit. Da ich mit einem Pensum von 70 Prozent arbeite, ging das zeitlich gut zusammen – auch, weil mir die Luzerner Psychiatrie die Präsenztage als Arbeitszeit anrechnete. Sie übernahm zudem einen grossen Teil der Kurskosten.

Wie sehen Sie Ihre berufliche Zukunft? Planen Sie bereits die nächste Weiterbildung?
Nach der Prüfung sagte ich: Jetzt ist aber genug! Heute, ein paar Wochen später, sehe ich das schon etwas anders … (lacht). Dank der Berufsprüfung habe ich Zugang zu vielen branchenspezifischen Weiterbildungen. Auch die Höhere Fachschule – also die Ausbildung zum Pflegefachmann – ist ein Thema, das ich noch nicht abgehakt habe.

Fachfrau/-mann in psychiatrischer Pflege und Betreuung

Fachfrauen und -männer in psychiatrischer Pflege und Betreuung mit eidgenössischem Fachausweis (FA) arbeiten in Kliniken, in der Spitex, in Wohngruppen oder in anderen stationären oder ambulanten Einrichtungen. Sie fördern und begleiten Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen gemäss deren Bedürfnissen und Ressourcen. Die Vorbereitung auf die Berufsprüfung erfolgt mit einem einjährigen Lehrgang.
www.epsante.ch

Bundesbeiträge

Wer sich mit einem Lehrgang auf eine Berufsprüfung (eidgenössischer Fachausweis) oder eine höhere Fachprüfung (eidgenössisches Diplom) vorbereitet, wird vom Bund finanziell unterstützt. Bei einer Berufsprüfung beträgt der Bundesbeitrag maximal 9500 Franken, bei einer höheren Fachprüfung 10'500 Franken.
www.sbfi.admin.ch/bundesbeitraege

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