Valentin Frank studiert an der ETH Zürich Maschineningenieurwissenschaften. Sein Weg dorthin hat über die Lehre als Elektroniker EFZ, die Berufsmaturität und die Ergänzungsprüfung Passerelle geführt. Auf letztere hat er sich an der Berner Maturitätsschule für Erwachsene vorbereitet.
Rolf Marti
Weshalb studieren Sie Maschineningenieurwissenschaften?
Das Studium ist thematisch breit aufgestellt. Das gefällt mir. Wir befassen uns mit Mathematik, Physik, Chemie, Informatik, Mechanik, Quantenmechanik, Ingenieurdesign, Energielehre … Alles Disziplinen, die mich interessieren. Und: In diesem Studium sind Theorie und Praxis eng verzahnt.
Der direkte Weg an die ETH führt über das Gymnasium. Sie haben eine Lehre als Elektroniker EFZ mit Berufsmaturität absolviert. War das Gymnasium kein Thema für Sie?
Doch. Ich habe sogar die Quarta absolviert und hätte weiterfahren können. Schon damals hatte ich das Ziel, später an der ETH zu studieren – allerdings Elektrotechnik. Nach Gesprächen mit Fachleuten schien mir der Weg über die Lehre an der Technischen Fachschule Bern (TFB) aber die bessere Vorbereitung zu sein. Die TFB ist eine Lernwerkstätte Wir mussten nicht primär produktiv sein, sondern durften in Projekten unseren Forscherdrang stillen. So ermöglichte mir die TFB unter anderem die Teilnahme an «Schweizer Jugend forscht».
Nach der Lehre und der Berufsmaturität haben Sie an der Berner Maturitätsschule für Erwachsene BME den Vorbereitungskurs auf die Ergänzungsprüfung Passerelle absolviert. Sie bildet die Brücke von der Berufsbildung bzw. Fachmaturität in die akademische Bildung. Wie ist der Kurs aufgebaut?
Man bereitet sich gezielt auf die fünf Prüfungsfächer Deutsch, Französisch oder Englisch, Mathematik, Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften vor. Den Stoff erarbeitet man – anhand von Skripten – weitgehend im Selbststudium. Hinzu kommen drei Nachmittage mit Präsenzunterricht, der jeweils bis in den frühen Abend dauert. Pro Woche ergibt das 14,5 Lektionen. Am Schluss des Jahres steht die Prüfung. Vorschlagsnoten gibt es nicht.
Wie haben Sie den Kurs erlebt?
Ich habe enorm viel gelernt und wurde hervorragend begleitet. Die Lehrpersonen sind hoch motiviert – so wie die meisten Lernenden auch. Dadurch entsteht eine motivierende Dynamik im Unterricht. Da die Lehrpersonen alle studiert haben, können sie authentische Einblicke ins jeweilige Studienfach vermitteln. Wer mehr als den Pflichtstoff aufnehmen möchte, kann sich zusätzlich vertiefen. Ich habe beispielsweise einen Mathematikkurs besucht, der auf ein technisch-mathematisches Studium vorbereitet.
Wie stressig war dieses Jahr? Konnten Sie nebenher einer Erwerbsarbeit nachgehen?
Es war stressig, aber machbar … (lacht). Für den Kurs sollte man mit einem Zeitaufwand von zirka vierzig Stunden pro Woche rechnen. Das reicht bestenfalls für einen Nebenjob. Ich habe mit einem Pensum von rund zehn Prozent in der Abendzustellung der Post gearbeitet.
Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, um die Passerelle zu meistern?
Wissendurst, Selbstdisziplin, Durchhaltewille und ein gutes Zeitmanagement – eigentlich alles, was man an der Hochschule auch braucht. So gesehen war die BME auch auf dieser Ebene eine super Vorbereitung aufs Studium: Man entwickelt die Fähigkeiten, sich Wissen selbstständig anzueignen und den Lernprozess eigenständig und effektiv zu steuern.
Wie wichtig ist es, ein klares Ziel vor Augen zu haben?
Das ist zentral für die Motivation. Man sollte sicher sein, dass man studieren will und in welche Richtung es gehen soll.
Sie bringen durch Ihren Werdegang einen anderen Erfahrungsschatz ins Studium als Studierende, die den Weg über das Gymnasium gegangen sind. Ein Vorteil?
Vielleicht sind Leute, welche die Passerelle absolviert haben, zu Beginn des Studiums auf mentaler Ebene einen Schritt voraus. Sie wissen, was es bedeutet, zu «beissen» und sich selbst fürs Lernen zu motivieren. Sie bringen aber auch die nötige Fachkompetenzen für einHochschulstudium mit: Dank meiner Berufslehre verfüge ich über breites technisches Vorwissen. Die Kombination dieser Aspekte erlebe ich als grossen Vorteil.
Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach dem Studium?
Bis zum Master dauert es fünf bis sechs Jahre – also noch lange. Aber ich könnte mir vorstellen, mich nach dem Bachelor in Richtung Robotik zu spezialisieren.
Ergänzungsprüfung Passerelle
Die Ergänzungsprüfung «Passerelle Berufsmaturität/Fachmaturität – universitäre Hochschulen» ebnet Inhaberinnen und Inhabern der Berufs- oder der Fachmaturität den Zugang an eine Universität, an die PH oder an die ETH. Der Kanton Bern bietet in Bern und Biel einen einjährigen Kurs an. Im deutschsprachigen Kantonsteil wird er an der Berner Maturitätsschule für Erwachsene BME (Gymnasium Neufeld) geführt:.
www.bmeneufeld.ch
Orientierungsanlass, 12. Februar 2024, 18 Uhr
Die BME orientiert über die Passerelle. Physiksaal -1.59, Untergeschoss Gymnasium Neufeld, Bern. Keine Anmeldung erforderlich.
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