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Eignung und Profil Gynasium – «Wir suchen nicht die Besten, sondern die Geeignetsten»

Der gymnasiale Bildungsgang bereitet die Schülerinnen und Schüler auf ein Studium an der Hochschule vor. Was aber macht die typische Gymnasiastin oder den typischen Gymnasiasten aus? Nachgefragt bei Marius Gränicher, Rektor am Gymnasium Thun.

«Die gymnasiale Ausbildung ist anspruchsvoll und zeitintensiv»: Marius Gränicher.

Peter Brand

Die Aufnahmeverfahren für die Gymnasien sind abgeschlossen. Dieses Verfahren ist bestimmt eine aufwendige Sache?
Das ist so. Und zwar nicht zuletzt darum, weil viele Akteure über einen längeren Zeitraum daran beteiligt sind. Die Zusammenarbeit zwischen den Schulen der Sekundarstufe 1, den Gymnasien und der Bildungsverwaltung ist jedoch gut eingespielt. Wir sind überzeugt vom Verfahren. Daher leisten wir den notwendigen Aufwand gerne.

Wie sieht das Verfahren im Kanton Bern konkret aus?
Es ist ein Empfehlungsverfahren. Die Schülerinnen und Schüler melden sich bis zum 1. Dezember an. Die Lehrpersonen der Sekundarschule entscheiden zwischen Dezember und Januar zusammen mit der Schulleitung, ob die Schülerin oder der Schüler empfohlen werden kann. Beurteilt werden die fachlichen, methodischen und personalen Kompetenzen in den Fächern Deutsch, Mathematik, Französisch und NMG (Natur, Mensch, Gesellschaft). Dabei geht es nicht nur um die aktuelle Leistung, sondern auch um die Einschätzung des Potentials im Hinblick auf den gymnasialen Bildungsgang. Wer keine Empfehlung erhält, hat die Möglichkeit, im März die Aufnahmeprüfung zu absolvieren.

Welche Interessen, Eigenschaften und Fähigkeiten müssen junge Leute mitbringen, um den gymnasialen Unterricht mit Erfolg bewältigen zu können?
Wir suchen nicht die Besten oder die Gescheitesten, sondern die Geeignetsten. Geeignet für eine gymnasiale Ausbildung ist, wer gerne in die Schule geht, neugierig und breit interessiert ist. Wer das Gymnasium wählt, muss nicht nur leistungsfähig, sondern auch leistungsbereit sein. Die gymnasiale Ausbildung ist anspruchsvoll und zeitintensiv. Freude und Motivation sind entsprechend wichtig.

Wichtig am Gymnasium sind gute Leistungen in allen Fächern. Inwiefern eignet es sich auch für Schülerinnen und Schüler mit sehr guten, jedoch einseitigen Begabungen?
Wer das Gymnasium erfolgreich bestehen will, muss nicht in allen Fächern stark sein. Wer allerdings nur in einem Bereich – beispielsweise in den Sprachen – gut ist und sich nicht für andere Bereiche interessiert, fühlt sich in der Regel nicht so wohl. Da wäre eine Berufslehre im entsprechenden Bereich unter Umständen zielführender. Wir freuen uns über vielseitig interessierte Schülerinnen und Schüler.

Welche Möglichkeiten gibt es, sich in einem bestimmten Fach oder einem bestimmten Bereich zu spezialisieren?
Neben den obligatorischen Grundlagenfächern wählen die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten ein Schwerpunktfach und später ein Ergänzungsfach zur persönlichen Vertiefung. Weiter können sie vom reichen Angebot an Wahlfächern profitieren und die zweite Fremdsprache wählen. Viele Gymnasien bieten eine zweisprachige Maturität an. An allen Schulen gibt es zudem die Möglichkeit, sich auch neben dem klassischen Unterricht zu engagieren, sei dies im Rat der Schülerinnen und Schüler, im Orchester, in der Band, der Theatergruppe oder im Freiwilligensport.

Das Gymnasium bereitet nicht auf bestimmte Studiengänge vor, sondern auf alle Hochschulstudien. Im Zentrum steht die allgemeine Studierfähigkeit. Was gehört da alles dazu?
Neben den fachspezifischen Kompetenzen entwickeln die Schülerinnen und Schüler auch überfachliche Kompetenzen, die für ein späteres Studium und in der Arbeitswelt wichtig sind: Sprachkompetenzen, Urteils- und Entscheidungsfähigkeit, das selbständige Arbeiten und das Arbeiten im Team. Auch vernetztes Denken, ein kritischer Umgang mit Daten und Informationen sowie Kenntnisse der digitalen Welt sind zunehmend unerlässlich.

Die Förderung am Gymnasium ist allgemeinbildender Art. Inwiefern leistet die Institution auch einen Beitrag in Bezug auf den Fachkräftemangel?
Gerade weil das Gymnasium eine breitgefächerte Allgemeinbildung mit individuellen Vertiefungsmöglichkeiten anbietet, leistet es diesbezüglich einen wichtigen Beitrag. In den letzten Jahren zum Beispiel konnte der Anteil der Schüler und vor allem der Schülerinnen erhöht werden, die sich in Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik spezialisieren. Das führt zu mehr Hochschulstudierenden in diesen Disziplinen – zum Beispiel in der Informatik, den Ingenieur-wissenschaften oder der Medizin. Die Stärkung der Fachmittelschulen als Abteilungen des Gymnasiums wiederum, hilft bei der Rekrutierung von Lehrpersonen und von Fachpersonen im Gesundheitswesen.

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