
Stefan Urech, Release Train Engineer bei SBB Informatik, erklärt, wie das Lernenden-Team Iuventas funktioniert. Vier Auszubildende entwickeln eigenständig Software, organisieren sich selbst und sammeln praktische Erfahrungen in der Teamarbeit – ein Ansatz, der sich bewährt.
Kathrin Kiener
Stefan Urech: Können Sie kurz erklären, was das Lernenden-Team Iuventas ist?
Iuventas ist ein eigenständiges Informatik-Team aus vier Auszubildenden verschiedener Lehrjahre. Es arbeitet im Rotationsprinzip: Alle sechs bis zwölf Monate wechseln die Mitglieder, damit möglichst viele Lernende diese Erfahrung machen können. Durch die Mischung profitieren sie voneinander und unterstützen sich gegenseitig.
Wie entstand die Idee zu Iuventas und welche Ziele verfolgen Sie damit?
In der Informatik der SBB absolvieren rund 80 Jugendliche ihre Ausbildung – da ist es anspruchsvoll, für alle passende Praxisstellen zu finden. So entstand die Idee, ein eigenes Lernenden-Team zu bilden. Mit Iuventas können wir dauerhaft vier Ausbildungsplätze anbieten und Rotationen gezielt planen. Gleichzeitig erhalten die Lernenden die Chance, Projekte von A bis Z selbst zu betreuen.
Was macht die Ausbildung in einem solchen Team besonders im Vergleich zu einer klassischen Informatiklehre?
Im Lernenden-Team übernehmen die Jugendlichen deutlich mehr Verantwortung: Sie entwickeln eine Software von der Analyse bis zur Produktion und organisieren Arbeitsschritte sowie Aufgabenteilung selbstständig. Verschiedene Fachpersonen unterstützen sie, doch die vier Teammitglieder müssen Aufgaben abstimmen, Entscheidungen gemeinsam treffen und sich gegenseitig koordinieren – es gibt niemanden, der ihnen morgens sagt, was zu tun ist.
Wie lernen die Jugendlichen, selbst Projekte zu leiten und Verantwortung zu übernehmen?
Dafür ist eine interdisziplinäre Betreuung entscheidend. Drei Praxisbildner unterstützen punktuell fachlich, eine Scrum-Masterin führt die Lernenden in Methoden wie Projektplanung oder agile Arbeitsweisen ein, und ein Product Owner sorgt dafür, dass die fachlichen Anforderungen klar sind. Zusätzlich begleitet ein Software-Architekt das Team technisch und stellt sicher, dass alles konsistent umgesetzt wird.
Iuventas gibt es seit einem Jahr – funktioniert der Ansatz?
Zu Beginn gab es Skepsis, ob selbstständiges Arbeiten für die Auszubildenden in dieser Form möglich sei. Die Erfahrung zeigt: Es funktioniert sehr gut. Die Lernenden wachsen in ihre Rolle hinein und meistern ihre Aufgaben zuverlässig. Anfangs waren die Problemstellungen noch etwas zu komplex, heute bearbeiten wir einfachere Aufgaben. So können wir Projekte umsetzen, die zwar nicht zeitkritisch, aber dennoch sehr nützlich sind.
An welchen Projekten arbeitet das Lernenden-Team aktuell?
Das Team hat gerade ein Tool für Outlook entwickelt, das neue Teammitglieder automatisch in Serientermine aufnimmt und ausgeschiedene Personen entfernt. Früher musste dies manuell erledigt werden. Das Projekt war technisch anspruchsvoll, etwa wegen der Schnittstellen zu Outlook, doch das Team hat es erfolgreich umgesetzt. Das Tool spart viel Zeit und wird bald auch in anderen Abteilungen genutzt – ein schöner Erfolg.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von den Auszubildenden und welche Bilanz ziehen Sie selbst?
Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv: Die Lernenden finden die Arbeit spannend, sie schätzen die gute Zusammenarbeit und den Teamgeist. Ein Lernender hat sogar beschlossen, seine individuelle praktische Arbeit (IPA) bei uns zu machen – das freut mich besonders. Das Modell funktioniert und spricht sich herum, wie die langen Wartelisten zeigen. Wir könnten das Iuventas-Team problemlos verdoppeln.
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