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Case Management Berufsbildung – «Es ist uns gelungen, eine wichtige Lücke zu schliessen»

Seit einem Jahr arbeiten das Case Management Berufsbildung CMBB und die Invalidenversicherung IV enger zusammen. Warum – und wie ist diese Zusammenarbeit organisiert? Nachgefragt bei Beda Furrer, Leiter CMBB Kanton Bern.

Zieht eine positive Bilanz der Zusammenarbeit: Beda Furrer. Bild: Peter Brand

       

Peter Brand

Herr Furrer, das Case Management Berufsbildung begleitet Jugendliche und junge Erwachsene mit schwierigen Ausgangslagen beim Berufseinstieg. Wie geschieht das konkret?
Wir sind da für junge Menschen ab der 7. Klasse bis zum 25. Altersjahr. Das Ziel ist immer der Eintritt in den ersten Arbeitsmarkt. Die Begleitung kann sich über mehrere Jahre erstrecken. Wir erfassen und analysieren mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ihre Situation, erkennen vorhandene Ressourcen und begeben uns mit ihnen auf den Weg. Die Begleitung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit allen involvierten Institutionen wie Volksschule, Berufsberatung, Sozialdienst, Berufsbildungsamt, Ärzteschaft, aber natürlich auch mit den Eltern. Die Fallführung liegt bei uns, wir halten den roten Faden in der Hand und ziehen wenn nötig externe Fachleute hinzu.

Wie viele Jugendliche begleiten Sie auf diese Art?
Wir begleiten rund 1600 Personen in allen Regionen des Kantons. Pro Jahr kommen fast 700 neue Personen hinzu, bei ungefähr gleich vielen schliessen wir die Zusammenarbeit ab. Insgesamt sind 30 Case Managerinnen und Case Manager im Einsatz.

Darüber hinaus ist das CMBB auch eine Triagestelle. Es weist Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse einem Brückenangebot zu. Wie ist das Vorgehen?
Diese Aufgabe unterscheidet sich stark von unserer langfristigen Begleitaufgabe im CMBB, auch wenn die gleichen Mitarbeitenden involviert sind. Wir kümmern uns um all jene Jugendlichen, bei denen die Anmeldung für ein Brückenangebot noch unklar ist. Das sind rund 1500 Jugendliche pro Jahr. Wir laden sie und – solange sie noch nicht volljährig sind – ihre Eltern ein und erläutern ihnen die bestehenden Möglichkeiten. Anschliessend weisen wir sie einem geeigneten Brückenangebot zu. Im Gegensatz zur aufwendigen und unter Umständen mehrjährigen Begleitungsarbeit ist diese Aufgabe viel kürzer getaktet. Uns stehen dafür pro Person anderthalb Stunden zur Verfügung.

Seit Januar 2022 arbeitet das CMBB enger mit der IV zusammen. Was umfasst diese Zusammenarbeit? Welche Ziele verfolgt sie?
Das Ziel ist eine verstärkte Prävention, sodass weniger junge Menschen berentet werden müssen. Im Zuge dieser Bemühungen finanziert die IV in der ganzen Schweiz CMBB-Stellen. Im Kanton Bern sind es beispielsweise zweieinhalb Stellen. Das CMBB soll die Jugendlichen begleiten, aber auch frühzeitig erkennen, ob eine gesundheitliche Herausforderung besteht. Es geht dann darum, diese Personen gemeinsam mit der IV zu unterstützen. Jugendliche, die bereits von der IV begleitet werden, sollen zudem Zugang zu den kantonalen Brückenangeboten haben – und zwar so, dass sie diese mit Zusatzunterstützung erfolgreich abschliessen können.

Wie klären Sie ab, ob bei einer Person gesundheitliche Herausforderungen bestehen?
Wir können das nicht in dem Sinne tun wie ein regionaler ärztlicher Dienst der IV. Aber meine Mitarbeitenden verfügen über viel Erfahrung und merken schnell, wenn gesundheitliche Herausforderungen zum Risiko werden. Oftmals liegen bereits Resultate früherer Abklärungen der Erziehungsberatung oder von einem Arzt respektive einer Ärztin vor. Dann stellt sich die Frage, ob der Befund als vorübergehend oder länger anhaltend eingestuft wird. Die definitive Abklärung erfolgt immer bei der IV. Diese dauert meist einige Zeit. Die nötige Unterstützung unsererseits kann hingegen sehr schnell und zusätzlich in die Wege geleitet werden.

Wie wurden Ihre Mitarbeitenden auf den erweiterten Aufgabenbereich vorbereitet?
Unsere Case Managerinnen und Case Manager wurden entsprechend geschult und verfügen über viel Erfahrung. Sie erhalten zudem laufend Informationen und stehen in engem Kontakt zu den Fachpersonen der IV. Sie können am Telefon jederzeit anonymisiert die Situation schildern und werden entsprechend beraten.

Die Zusammenarbeit mit der IV läuft seit einem Jahr. Welches sind die Erfahrungen?
Die Zusammenarbeit läuft insgesamt sehr gut. Das ist nicht selbstverständlich, denn eine gemeinsame Fallführung schliesst immer auch Reibungspunkte ein. Das liegt in der Natur der Sache. Wir begleiteten im letzten Jahr rund 250 Personen mit der IV zusammen. Es ist uns gelungen, eine wichtige Lücke zu schliessen.

Link zum Thema

Mehr zur Zusammenarbeit zwischen CMBB und IV:
www.ivbe.ch (> Interinstitutionelle Zusammenarbeit > CMBB)
 

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