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Bilingualer Studiengang Primarstufe — «Ich werde in beiden Sprachregionen unterrichten können»

Sarah Oberle wird Primarlehrerin. Weil sie sowohl in Deutsch als auch in Französisch unterrichten möchte, absolviert sie den «Bilingualen Studiengang» der Pädagogischen Hochschule PHBern und der Haute Ecole Pédagogique der Kantone Bern, Jura, Neuenburg (HEP-BEJUNE).

Bild von Sarah Oberle vor einem Board
«Das Studium wird je zur Hälfte in Bern und in Delémont absolviert», sagt Sarah Oberle.

       

Rolf Marti

Guten Tag Frau Oberle, bonjour Madame Oberle. In welcher Sprache zählen Sie?
In Französisch. Diese Sprache ist mir am vertrautesten.

Sie sind in Biel aufgewachsen. Ist Ihre Familie zweisprachig?
Ja, meine Mutter stammt aus der Romandie, mein Vater aus der Deutschschweiz. Die Volksschule und das Gymnasium habe ich in französischsprachigen Klassen besucht. Leider fand in den Schulen – obwohl es Klassen beider Sprachen gab – keine Durchmischung statt. Wir hatten weder gemeinsamen Unterricht noch gab es gemeinsame Anlässe oder Ausflüge.

Sie haben nach dem Gymnasium eine Bankausbildung gemacht, später einen Bachelor in Soziologie und in Kommunikation. Nun werden Sie Primarlehrerin. Warum?
Mir hat alles, was ich zuvor gemacht habe, Spass bereitet. Aber ich möchte mehr mit Menschen arbeiten. Als Primarlehrerin kann ich junge Menschen in ihrer Entwicklung begleiten, ihnen etwas beibringen und gleichzeitig von ihnen lernen. Das ist überaus spannend. Der Lehrberuf bietet auch mehr Raum für Kreativität als andere Berufe. Die Schule gibt einen Rahmen vor, lässt den Lehrpersonen aber viel Spielraum für eigene Ideen. Das gefällt mir.

Welche Vorteile bringt Ihre Vorbildung im aktuellen Studium?
Einerseits bringe ich einen breiten Wissens- und Erfahrungsschatz mit, andererseits weiss ich dank meiner verschiedenen Ausbildungen, wie ich effizient lernen kann. Zudem wird mir aufgrund meiner Vorbildung der eine oder andere Kurs erlassen. Aber ich absolviere alle sechs Semester des Studiums.

Sie haben den bilingualen Studiengang gewählt. Warum?
Aus Neugier … (lacht). Es ist für mich eine neue Erfahrung, eine Ausbildung teilweise in deutscher Sprache zu machen. Und: Ich liebe Sprachen. Hinzu kommt, dass der Abschluss des «Bilingualen Studiengangs» Vorteile bringt. Ich werde ein Lehrdiplom mit dem Vermerk der zweisprachigen Ausbildung erhalten und dadurch befähigt sein, in beiden Sprachen und Sprachregionen zu unterrichten. Kurz: Ich habe eine zusätzliche berufliche Perspektive.

Nehmen Sie uns mit ins Studium: Wie funktioniert das mit der Zweisprachigkeit?
Das Studium wird je zur Hälfte an der PHBern und an der HEP-BEJUNE in Delémont absolviert. Die Semester eins, zwei und sechs finden in Delémont statt, die Semester drei bis fünf in Bern. Wir sind eine Gruppe von mittlerweile noch acht Studierenden und besuchen gemeinsam mit den Studierenden der jeweiligen Standorte die Veranstaltungen.

Wie ist die Gruppe zusammengesetzt?
Es gibt französisch-, deutsch- und zweisprachige Studierende. Wir sprechen unter uns mehrheitlich Französisch, was wohl damit zu tun hat, dass das Studium in Delémont gestartet ist. Wir haben eine gute Gruppendynamik und profitieren viel voneinander.

Sie absolvieren zurzeit ein Praktikum an einer deutschsprachigen Schule in Bern. Wie läuft’s?
Es ist eine wunderbare Erfahrung und macht Mut, diesen Weg weiterzugehen. Die Schülerinnen und Schüler freuen sich, wenn ich ihnen im Deutschunterricht die Theorie zu den vier Fällen erkläre, sie mich aber bei der praktischen Anwendung korrigieren können … (lacht). Sie freuen sich auch, dass sie im Französischunterricht eine Lehrerin haben, die Französisch als Muttersprache hat. Spannend finde ich, wie gross die kulturelle Vielfalt in unserem kleinen Land ist. Neulich haben die Schülerinnen und Schüler im Musikunterricht mit Inbrunst ein berndeutsches Lied gesungen. Wie hiess es doch gleich? «W. Nuss vo Bümpliz?». Alle kannten es – ausser mir.

Wo sehen Sie die grösste Herausforderung im bilingualen Studiengang?
Weil man in Bern und Delémont studiert, muss man sich mit zwei Hochschulkulturen vertraut machen. Die Hochchulen ticken etwas unterschiedlich. Für die Studierenden bedeutet das Mehraufwand. Trotzdem kann ich sagen: Es ist ein schöner und spannender Studiengang.

Sie werden im Sommer 2025 abschliessen. Wie geht es danach weiter?
Ich kann mir gut vorstellen, an einer zweisprachigen Schule zu unterrichten. Und ich möchte etwas dazu beitragen, dass es mehr Austausch zwischen den Sprachregionen gibt. Ich bin erstaunt, wie wenig die Mehrsprachigkeit in der Schweiz gefördert wird. Dabei ist sie eine Stärke unseres Landes.

Informationsveranstaltung «Bilingualer Studiengang/Cursus bilingue»

Am Samstag, 2. März 2024, findet eine Informationsveranstaltung zum «Bilingualen Studiengang» statt (10.30 – 11.20 Uhr, PHBern, Fabrikstrasse 6, Hörsaal 103). Weitere Informationen und Anmeldung unter
www.phbern.ch/bilingual

Informationen zum Studiengang

Der Studiengang umfasst je drei Semester in Bern und in Delémont. Die Studierenden eignen sich in sprachgemischten Gruppen Inhalte des Lehrplans 21 und des «Plan d’études romand» an. Ihre Praktika absolvieren sie in deutsch-, französisch- und zweisprachigen Schulen. Sie erwerben einen zweisprachigen Abschluss für den Kindergarten und die Primarstufe und werden so befähigt, in beiden Sprachen und in beiden Sprachregionen zu unterrichten.

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