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Bilinguale Lehre — «Ich kann diese Ausbildungsform nur weiterempfehlen»

Ist von den Vorzügen der bilingualen Lehre überzeugt: Joëlle Feyer.

Joëlle Feyer ist Fachfrau Gesundheit und angehende Sozialpädagogin. Ihre Erstausbildung hat sie zweisprachig absolviert. Im Gespräch stellt die junge Frau dieses bilinguale Angebot der Berufsfachschule BWZ Lyss genauer vor.

Peter Brand

Frau Feyer, vor gut einem Jahr schlossen Sie Ihre Lehre als Fachfrau Gesundheit ab. Was gab den Ausschlag für diesen Beruf?
Ich wollte schon immer mit Menschen arbeiten. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich mich für die Pflege entschieden habe. Dieser Beruf vermittelt meiner Meinung nach viele wichtige Kompetenzen für das Leben. Meine Lehre absolvierte ich bei der Spitex Seeland in Aarberg.

Den Schulunterricht besuchten Sie an der Berufsfachschule BWZ Lyss. Dieser fand zu je 50 Prozent in Deutsch und Französisch statt. Was motivierte Sie für diese spezielle Ausbildungsform?
Ich bin nicht direkt zweisprachig aufgewachsen, aber meine Grosseltern sprechen Französisch. Ich habe also einen gewissen Bezug zu dieser Sprache. Daher sprach mich diese Form der Ausbildung an, auch wenn ich nicht genau wusste, wie das werden würde. Aber ich stellte schnell fest, dass der Aufwand überschaubar war.

Wie muss man sich den bilingualen Unterricht konkret vorstellen. Welche Fächer wurden beispielsweise in welcher Sprache unterrichtet? Und: War die Allgemeinbildung eingeschlossen?
Praktisch alle Fächer wurden zweisprachig unterrichtet – ausgenommen davon waren nur die Anatomie und die Hauswirtschaft. Auch die Allgemeinbildung und der Sport wurden in zwei Sprachen vermittelt. Bestimmte Themen innerhalb eines Faches behandelten wir auf Französisch, andere auf Deutsch. Tendenziell wurden die komplexeren Themen eher auf Deutsch vermittelt.

Stand eher das Mündliche oder das Schriftliche im Vordergrund?
Ganz klar das Mündliche. Das Ziel des zweisprachigen Unterrichts ist, dass wir als angehende Berufsleute ein Gespräch führen und uns mündlich ausdrücken können. Im Unterricht setzten wir uns eher spielerisch mit der Sprache auseinander. Wichtig war, dass wir überhaupt wagten, uns in Französisch zu äussern. Wir übten praktische Alltagssituationen mit berufsrelevantem Vokabular. Der schriftliche Ausdruck war weniger wichtig.

Was bedeutete der zweisprachige Unterricht für das abschliessende Qualifikationsverfahren – wurden Sie in beiden Sprachen geprüft?
Nein. Die Abschlussprüfungen fanden, wie bei allen anderen Lernenden auch, ausschliesslich auf Deutsch statt. Die Tests während der Lehrzeit hingegen wurden zum Teil auf Französisch durchgeführt.

Ihre Bilanz: Wie haben Sie die zweisprachige Lehre erlebt?
Absolut positiv. Ich kann diese Ausbildungsform nur weiterempfehlen. Eine zweisprachige Ausbildung ist bei der späteren Stellensuche ein Pluspunkt. Wir leben hier im Seeland so nahe an der Sprachgrenze, dass es wichtig ist, sich Französisch ausdrücken zu können. Wer in Biel oder Nidau arbeitet, kommt nicht darum herum, zweisprachig zu sein. Während meiner Lehrzeit realisierte ich, wie dankbar die französischsprachigen Patientinnen und Patienten waren, wenn sie mit mir ein paar Worte in ihrer Sprache wechseln konnten.

Mit wie viel Zusatzaufwand ist die bilinguale Lehre verbunden?
Wer im Unterricht gut aufpasst und mitmacht, hat nicht viel Mehraufwand. Natürlich muss man auch dafür lernen. Aber ob ich mich nun hinsetze, um Französisch zu lernen oder Stoff büffeln muss, macht keinen grossen Unterschied. Der Mehrwert macht den Mehraufwand längst wett.

Mittlerweile absolvieren Sie berufsbegleitend die Ausbildung zur Sozialpädagogin und arbeiten parallel dazu als Betreuerin in einer sozialen Institution. Inwiefern profitieren Sie in Ausbildung und Beruf von Ihrer zweisprachigen Erstausbildung?
Bei meiner Arbeit in der Stiftung Tannacker in Moosseedorf habe ich ausschliesslich mit Deutschsprachigen zu tun. Auch das Studium ist ganz auf Deutsch ausgerichtet. So gesehen profitiere ich zurzeit nicht direkt. Aber das kann sich schnell ändern. Ich bin überzeugt, dass die zweisprachige Lehre sehr wertvoll für meine weitere Laufbahn ist.

Bilingualer Unterricht

Im BWZ Lyss ist die bilinguale Lehre in folgenden Berufen möglich: Fachfrau/-mann Gesundheit EFZ, Fachfrau/-mann Betreuung EFZ (Fachrichtung Kinder), Kauffrau/-mann EFZ E-Profil, Schreiner/in EFZ und Florist/in EFZ.
www.bwzlyss.ch (< Zweisprachigkeit)
Auch andere Berufsfachschulen im Kanton bieten zweisprachigen Lehren an.
www.bkd.be.ch (Dienstleistungen > Förderung und Unterstützung > Sprache und Mobilität in der Berufsbildung)

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