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Bildung für nachhaltige Entwicklung — «Wir wollten die Lust auf nachhaltiges Verhalten wecken­»

«Wir haben zum Beispiel Steinhaufen für Kleintiere aufgeschichtet», sagt Lehrer Samuel Käser.

Anfang Juli haben das Gymnasium und die Fachmittelschule Oberaargau gemeinsam die Projektwoche «Bildung für nachhaltige Entwicklung» durchgeführt. Co-Projektleiter Samuel Käser über die Ziele und die gemachten Erfahrungen.

Rolf Marti

«Bildung für nachhaltige Entwicklung» (BNE) ist in den Lehrplänen der Mittelschulen verankert. Was muss man sich darunter vorstellen?
Nachhaltige Entwicklung hat zum Ziel, die Bedürfnisse heutiger Generationen so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten künftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Einfacher gesagt: Auch künftige Generationen sollen eine lebenswerte Welt vorfinden. Im BNE-Unterricht beschäftigen wir uns damit, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Dabei betrachten wir, welche Zielkonflikte in den drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung – in Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt – entstehen. Die Schülerinnen und Schüler erwerben das erforderliche Wissen, um sich in die Diskussionen einzubringen.

Das Gymnasium und die Fachmittelschule Oberaargau haben Anfang Juli gemeinsam eine BNE-Projektwoche durchgeführt. Welche Ziele standen im Fokus?
Wir wollten die Lust auf nachhaltiges Verhalten wecken – also nicht nur Theorie vermitteln, sondern zum praktischen Handeln anregen. Und wir wollten den BNE-Unterricht aus den «Silos» der einzelnen Fächer herauslösen. Eine Projektwoche ermöglicht es, sich intensiv auf ein Thema einzulassen, fächerübergreifend zu arbeiten bzw. Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.

Insgesamt wurden 24 Workshops angeboten. Konnten die Schülerinnen und Schüler bei der Themensetzung mitbestimmen? Und: Konnten sie frei wählen, an welchem Workshop sie teilnehmen?
Die Themen wurden von den Lehrpersonen gesetzt, abhängig vom vorhandenen Know-how und den Möglichkeiten, externe Partner einzubinden. Die Schülerinnen und Schüler konnten angeben, an welchen Workshops sie teilnehmen möchten. Leider konnten wir nicht jeden Wunsch berücksichtigen, da einige Workshops grosses, andere kaum Interesse weckten.

Welche Themen interessierten?
Besonders gefragt waren die Reparaturwerkstatt, die biologische Aufwertung der Grünflächen auf dem Schulcampus sowie die Aktivitäten mit geflüchteten Jugendlichen. Auf wenig Interesse stiess – um ein Bespiel zu nennen – das Thema «Nachhaltigkeit bei der Lebensmittelproduktion». Im Nachgang waren die Schülerinnen und Schüler, die diesen Workshop besucht hatten, aber durchwegs positiv gestimmt. Offenbar konnten wir im Vorfeld zu wenig gut aufzuzeigen, was an diesem Thema interessant ist.

Geben Sie uns einen kurzen Einblick in den einen oder anderen Workshop? Wie wurde gearbeitet? Welche Produkte sind entstanden bzw. welche Resultate wurden erzielt?
Nehmen wir die Reparaturwerkstatt: Die Schülerinnen und Schüler haben von zu Hause defekte Haushaltgeräte, Velos usw. mitgebracht und repariert. Dabei wurden sie von Fachleuten des Repair Cafés Langenthal angeleitet. Wo nötig wurden Ersatzteile mit dem 3-D-Drucker hergestellt. Bei der Umgestaltung der Grünflächen auf dem Campus haben wir zum Beispiel Steinhaufen für Kleintiere aufgeschichtet, Vogelhäuser aufgestellt und einen Kompost für Grünabfälle eingerichtet.

Wie haben die Schülerinnen und Schüler auf die BNE-Woche reagiert?
Die Rückmeldungen waren grossmehrheitlich positiv. Die Projekte wurden als spannend beurteilt, die Lernenden schätzten die gute Stimmung während der Woche. Eine schöne Rückmeldung lautete: «Ich habe etwas fürs Leben gelernt.» Viele Schülerinnen und Schüler hätten sich aber gewünscht, bei der Themensetzung einbezogen zu werden und mehr darüber zu erfahren, was ihre Kolleginnen und Kollegen in den anderen Workshops gemacht haben. Da müssen wir uns für eine nächste Durchführung etwas einfallen lassen.

Wie sieht die Bilanz aus Sicht der Lehrpersonen aus?
Ebenfalls positiv. Die Aktion wurde auf die letzte Woche vor den Ferien angesetzt. Mit der BNE-Woche konnten wir einen motivierenden Impuls setzen und ein Erlebnis kreieren, das allen in Erinnerung bleibt. Als Lehrpersonen können wir nun im BNE-Unterricht beim Erlebten anknüpfen. Positiv ist auch, dass es zu einer Durchmischung von Gymnasium und Fachmittelschule sowie über Klassengrenzen hinweg kam. Das Wir-Gefühl wurde dadurch gefördert. Alles in allem eine nachhaltige Sache also.

Hintergrundinformationen zum Projekt

Die BNE-Woche der Mittelschule Oberaargau deckte ein breites Themenspektrum ab. Eine kleine Auswahl: «Was kostet mein T-Shirt», «Speicherung von Energie», «Landwirtschaft der Zukunft», «Pflanzenbasierte Ernährung», «Nachhaltiger Tourismus in der Schweiz», «Parteiprogramme und ihre Nachhaltigkeit». Bei vielen Workshops wurden externe Partner eingebunden wie Energiewerke, Gastronomie- und Landwirtschaftsbetriebe oder soziale Institutionen. Einblicke in die BNE Woche gibt es auf der Website gymo.ch (Suchbegriff «BNE-Wochen-Zeitung), ein Video und Bilder auf 32today.
Am Gymnasium Oberaargau flicken Jugendliche Velos und defekte Geräte | 32Today

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