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Berufswahl im Berner Jura

Berufswahl im städtischen Umfeld – Berufswahl in der Region: Wodurch unterscheiden sie sich? Patricia Capit ist Direktorin des BIZ Tramelan. Im Gespräch erläutert sie die beruflichen Möglichkeiten im Berner Jura und sagt, was die Jugendlichen bei der Berufswahl berücksichtigen müssen.

Freut sich über das vielfältige Bildungsangebot im Berner Jura: Patricia Capit. Bild: Peter Brand

       

Peter Brand

Frau Capit, Sie sind zuständig für das Beratungsgebiet des Berner Juras. Wie präsentiert sich die Lehrstellensituation in dieser Region?
Das Angebot ist recht gut. Die Zahl der Lehrverträge ist in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen, mit einem kleinen Einbruch 2022, der wohl auf die Pandemie zurückzuführen ist. Im Juni 2022 gab es im Kanton Bern gut 2000 französischsprachige Lernende. Nicht eingerechnet darin sind die Lernenden, die eine Vollzeit-Handelsschule absolvieren. Die Zahl der Jugendlichen ohne Anschlusslösung nach der obligatorischen Schulzeit lag Ende Mai 2022 bei lediglich 4 Prozent.

Welche Branchen und Berufe sind vor Ort vertreten? Welche fehlen?
Die Industrie ist gut vertreten. Der Lehrstellenmarkt widerspiegelt diese Präsenz. Sehr gefragt sind Lernende im Bereich Produktionsmechanik und Polymechanik. Der Dienstleistungsbereich (Versicherungen, Banken) ist etwas weniger vertreten als in den urbanen Gebieten des Kantons. Wenig Ausbildungsplätze gibt es im Laborbereich oder in der Kunst. Da der Jura eine weniger touristische Region ist, gibt es wenig Lehrstellen im Hotelgewerbe und im Tourismus. Kaum vertreten ist auch der Gemüseanbau.

Wie sieht es aus mit dem Angebot an Mittelschulen?
Jugendliche aus dem Berner Jura können sowohl das Gymnasium als auch die Fachmittelschule besuchen, müssen aber ein wenig reisen, da sich die französischsprachigen Schulen in Biel befinden. Der Weg dorthin ist selten ein Problem. Denn ein Jugendlicher, der beispielsweise von Courtelary nach Biel fährt, braucht gleich viel oder weniger Zeit, wie wenn er nach Tramelan reist. Handelsschulen gibt es in Biel, Tramelan und La Neuveville. Auch die Auswahl an Berufsfachschulen ist gross.

Sind die Jugendlichen bereit, für ihren Wunschberuf in andere Regionen des Kantons oder gar andere Kantone zu reisen?
Ja. Ist der Berufswunsch in der Region kaum vertreten, orientieren sie sich um und gehen entweder nach Biel oder in die Nachbarkantone Jura und Neuenburg. Umgekehrt bilden Unternehmen im Berner Jura auch Lernende in den Kantonen Jura und Neuenburg aus. Für ein Studium müssen die jungen Berner Jurassier mit grosser Wahrscheinlichkeit umziehen, zum Beispiel nach Neuenburg, Freiburg, Lausanne oder Genf. Studiengänge für angehende Lehrpersonen werden in Delémont, La Chaux-de-Fonds und Biel angeboten. Studiengänge der Fachhochschule sind über alle Westschweizer Kantone verteilt. Die nächstgelegenen befinden sich in Neuenburg und Delsberg.

Inwieweit kommt der regionale Aspekt in der Beratung zur Sprache?
Alles hängt von den beruflichen Plänen ab. Gibt es den gewünschten Bildungsgang in der Region nicht, thematisieren wir zwangsläufig regionale Aspekte. Ein häufiges Thema ist die deutsche Sprache. Die Wirtschaft im Berner Jura ist zwangsläufig stärker auf den deutschsprachigen Teil des Kantons ausgerichtet. Deutsch hat daher für die Jugendlichen hier eine viel grössere Bedeutung als beispielsweise für Jugendliche aus der Genferseeregion. Für die Suche nach Praktikums- oder Lehrstellen verweisen wir auf Lehrbetriebe im französischsprachigen Teil des Kantons Bern sowie in den Kantonen Jura und Neuenburg.

Müssen Beratungspersonen im Berner Jura andere Schwerpunkte setzen als ihre Kolleginnen und Kollegen in den grösseren Städten des Kantons?
Wir ermuntern die Jugendlichen, ihr Netzwerk zu nutzen. Im Berner Jura sind die Bindungen in der Gemeinschaft stärker als im städtischen Umfeld, mit allen Vor- und Nachteilen: So ist es zum Beispiel einfacher, einen Praktikumsplatz zu finden. Andererseits wird unangemessenes Verhalten leichter bekannt als in einem städtischen Umfeld.

Wie geht es dem regionalen Gewerbe – gelingt es den Lehrbetrieben, ihre Lehrstellen wunschgemäss zu besetzen?
Die Maschinenindustrie, das Baugewerbe und die Gastronomie sind Bereiche, in denen die Nachfrage nach Lernenden sehr hoch ist. Viele Berufsleute erreichen das Rentenalter, sodass die Unternehmen Mühe bekunden, die Lücken zu schliessen. Entspannter gestaltet sich die Situation im Sozialwesen, der Administration oder der Informatik.

BIZmobil im Berner Jura

Der Oldtimer-Bus des BIZ Bern macht vom 22. bis 27. Mai 2023 an sechs belebten Standorten im Berner Jura und im Berner Seeland halt.
Der Tourenplan: www.be.ch/biz-mobil
 

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