Logo Kanton Bern / Canton de BerneBildungs- und Kulturdirektion

Berufsmeisterschaften – Es braucht Ehrgeiz, Durchhaltewille und Siegermentalität

SwissSkills, EuroSkills, WorldSkills: Berufsmeisterschaften sind populär. Doch: Wie wird man eigentlich Berufsmeisterin bzw. Berufsmeister? Simon Hugi weiss es. Er hat an Meisterschaften teilgenommen und danach viele Gärtnerinnen und Gärtner auf Meisterschaften vorbereitet.

«Alles ist grösser geworden, Wirtschaft und Länder investieren immer mehr Geld», sagt Simon Hugi zur Entwicklung von Berufsmeisterschaften. Bild: Rolf Marti

       

Rolf Marti

Sie haben als Gärtner zwei Medaillen gewonnen – 1998 Gold an der SwissSkills, 1999 Silber an den WorldSkills. Was fasziniert Sie an Berufsmeisterschaften?
1998 führte der Gartenbau erstmals eine Schweizermeisterschaft durch. Weil ich mich gerne mit anderen messe, nahm ich daran teil. Durch den Sieg wurde ich erst richtig infiziert. Als Schweizermeister durfte ich unser Land an den WorldSkills in Kanada vertreten. Das war beeindruckend, fast wie Olympia … (schmunzelt). Zudem war es inspirierend, sich mit anderen ambitionierten Berufsleuten auszutauschen. Diese Erlebnisse motivierten mich, zwischen 2009 und 2022 als Experte und Chefexperte an Meisterschaften mitzuwirken.

Welche Aufgaben sind mit diesen Funktionen verbunden?
Ich habe Gärtnerinnen und Gärtner als Trainer und Coach auf Meisterschaften vorbereitet und bei den WorldSkills die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anderer Nationen bewertet. Zudem war ich in die inhaltliche Gestaltung und die Durchführung von Meisterschaften involviert.

Wie viele Medaillen haben die Gärtnerinnen und Gärtner in der Ära Hugi auf internationaler Ebene gewonnen?
Unser Beruf nimmt nur an den WorldSkills teil, die EuroSkills haben wir bisher ausgelassen. An den sieben Weltmeisterschaften, die ich begleiten durfte, haben wir vier Gold- und zwei Silbermedaillen geholt. Damit ist die Schweiz die erfolgreichste Gartenbaunation.

Banal gefragt: Wie wird man Berufsweltmeisterin bzw. Berufsweltmeister?
Das Selektionsverfahren ist nicht in allen Berufen identisch. Im Gartenbau laden wir Lernende, die ihre Ausbildung mit überragenden Leistungen abschliessen, zu einer regionalen Meisterschaft ein, wobei in unserem Beruf immer Zweierteams antreten. Die regionalen Meisterteams nehmen an den SwissSkills teil, das Siegerteam reist an die WorldSkills.

Welche Persönlichkeitsmerkmale muss jemand mitbringen, der sich auf diesen Weg begibt?
Man muss seinen Beruf leidenschaftlich ausüben und hervorragende Leistungen zeigen. Darüber hinaus braucht es Ehrgeiz, Durchhaltewille, Siegermentalität und Berufsstolz.

Wie werden die Teams auf den Einsatz an den WorldSkills vorbereitet?
Sie durchlaufen ein intensives Programm. Dieses beinhaltet einerseits die Fachtrainings. Dabei werden die jungen Berufsleute von Spezialistinnen und Spezialisten verschiedener Teildisziplinen unseres Berufs geschult. Hinzu kommen die Trainings mit der Nationalmannschaft. Dort geht es um Teamspirit, Auftritts- und Medienkompetenz usw.

Wie wichtig ist die mentale Vorbereitung?
Sehr wichtig. Die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer müssen lernen, mit Stresssituationen umzugehen. Unser Verband hat deshalb einen Mentalcoach engagiert. Da in unserem Beruf Zweierteams antreten, kommt eine weitere Dimension hinzu: die Aufgaben- und Rollenteilung. Wir schauen genau hin, wer welche fachlichen und mentalen Stärken hat und wer in welchen Situationen den Lead übernehmen sollte.

Wie viel Zeit nimmt die ganze Vorbereitung in Anspruch?
Mindestens zweieinhalb Monate, verteilt auf eineinhalb Jahre.

Haben sich die Berufsmeisterschaften verändert seit der Zeit, als Sie aktiv teilnahmen?
Alles ist grösser geworden, Wirtschaft und Länder investieren immer mehr Geld. In der Schweiz werden heute die Meisterschaften aller Berufe zentral durchgeführt – die SwissSkills 2022 sind vielen sicher noch in bester Erinnerung. Und an den internationalen Meisterschaften nehmen immer mehr Nationen teil. Dadurch steigt das Niveau.

Warum gehört die Schweiz seit Jahren zu den Top-Nationen?
Weil wir eines der besten Berufsbildungssysteme der Welt haben. Unsere Berufsleute erwerben einen Grossteil ihrer Skills in der Praxis – also in einem Lehrbetrieb. In den meisten anderen Ländern werden sie in Lehrwerkstätten oder schulischen Angeboten ausgebildet. Es ist wichtig, dass wir der dualen Berufsbildung Sorge tragen.

Berufsmeisterschaften

Die Schweiz trat an den World-Skills 2022 in 34 Berufen an und gewann 19 Medaillen (5 Gold-, 5 Silber-, 9 Bronzemedaillen). Sie war damit das bestplatzierte europäische Land. Gold holte die Schweiz auch im Garten- und Landschaftsbau. Das «Gärtner»-Team erhielt zudem die Auszeichnung «Best of Nation» für die höchste Punktezahl im Schweizerteam.
www.swiss-skills.ch

Der «Einsteiger» ist eine Dienstleistung der Espace Media Groupe (Publikationsplattform) und des Mittelschul- und Berufsbildungsamts des Kantons Bern (redaktionelle Verantwortung). Er ist eine Informationsplattform zur Berufs- und Mittelschulbildung.

Jeden Samstag erscheint im Stellen-Markt der Tageszeitungen Berner Zeitung BZ, Der Bund, Berner Oberländer, Thuner Tagblatt, Bieler Tagblatt und Langenthaler Tagblatt ein Artikel zu einem aktuellen Thema.

Unterstützt wird der «Einsteiger» durch folgende Partner:

Hinweis
Lob, Kritik, Anregungen

Bitte nutzen Sie die Möglichkeit per E-Mail uns Lob, Kritik oder Anregungen zum Einsteiger zu schicken.

einsteiger@be.ch

Frühere Ausgaben

Seite teilen