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Ausbildungsstation — «In einem solchen Setting lernt man einfacher und mehr»

In der Ausbildungsstation der Lindenhofgruppe tragen Studierende und Lernende  mehr Verantwortung für die Pflege der Patientinnen und Patienten sowie die Führung der Organisationseinheit. Die Pflege-Studierenden C. Lisa Nkou Meyanga und Mirjam Schütz sind von diesem Konzept überzeugt. 

Ein Semester in der Ausbildungsstation: Die Studierenden Pflege HF C. Lisa Nkou Meyanga (links) und Mirjam Schütz lernen früh, Verantwortung zu übernehmen.

       

Rolf Marti

Sie absolvieren den praktischen Teil Ihres HF Pflegestudiums in der Ausbildungsstation der Lindenhofgruppe. Wie funktioniert die Ausbildungsstation?
Schütz: Die Ausbildungsstation ist genau genommen eine Zone in der neurochirurgischen Station des Lindenhofspitals. Das Spezielle daran: Die Zone wird von Pflegestudierenden (Pflegefachfrau/-mann HF) geführt mit Unterstützung von FaGe-Lernenden (Fachfrau/
-mann Gesundheit EFZ). Wir tragen gemeinsam die Verantwortung für die Pflege der Patientinnen und Patienten. Gleiches gilt für die Organisation der Station, wir planen die Einsätze, führen Fallbesprechungen durch und treffen Entscheidungen. Berufsbildende und Vorgesetzte sind in der Nähe, bleiben aber im Hintergrund.

Wie viele Studierende und Lernende arbeiten auf der Ausbildungsstation?
Nkou Meyanga: Wir sind sieben Studierende Pflege HF und zwei FaGe-Lernende, die zehn bis fünfzehn Patientinnen und Patienten versorgen.

Wie stellen Sie sicher, dass dies fachgerecht passiert?
Nkou Meyanga: Auch wenn nicht alle alles wissen: Als Team decken wir das erforderliche Kompetenzraster ab. Wir unterstützen uns gegenseitig und lernen voneinander. Zudem ist jederzeit eine diplomierte Pflegefachperson anwesend. Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten ist also jederzeit gewährleistet.

Sie werden auch von Lerncoachs des Berner Bildungszentrums Pflege (BZ Pflege) begleitet, also von Lehrpersonen der höheren Fachschule für Pflege. Wie sieht diese Begleitung aus?
Nkou Meyanga: Die Lehrpersonen sind zwei Tage pro Woche auf der Station. Wir erhalten fachliche Inputs und besprechen Fragen, die sich während der Arbeit ergeben. Manchmal geben wir ihnen ein Thema mit, über das wir mehr wissen möchten. Beim nächsten Besuch erhalten wir den entsprechenden Fachinput.
Schütz: Die Präsenz der Lehrpersonen ist wertvoll für den Theorie-Praxis-Transfer. Was in der Regel im schulischen Umfeld behandelt wird, üben wir anhand realer Situationen ein. Der Lerneffekt ist enorm hoch.

Welches sind die grössten Herausforderungen, vor denen Sie im Alltag stehen?
Schütz: Eigenverantwortlich Entscheidungen treffen braucht Mut. Auch die Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten will gelernt sein. Ein gutes Selbstvertrauen und etwas Durchsetzungsvermögen helfen dabei … (lacht). Aber das ist das Schöne an der Arbeit auf der Ausbildungsstation: Wir üben bereits während der Ausbildung Kompetenzen ein, die im späteren Berufsleben zentral sind.

Wie reagieren die Patientinnen und Patienten auf das Modell?
Nkou Meyanga: Wir erhalten viele positive Rückmeldungen. «Cool, dass die Studierenden die Station führen», ist eine typische Reaktion. Viele wollen wissen, wie das funktioniert. So kommt man ins Gespräch, was den Beziehungsaufbau fördert.

Wie wird man Teil der Ausbildungsstation?
Nkou Meyanga: Ich absolviere mein Studium Pflege HF im sogenannten Schulanstellungsmodell. Das heisst: Ich bin beim BZ Pflege angestellt und absolviere den praktischen Teil der Ausbildung in verschiedenen Gesundheitsinstitutionen. Das BZ Pflege hat mich für ein Semester der Ausbildungsstation zugeteilt.
Schütz: Ich mache die Ausbildung im betriebsgestützten Modell, bin also für die Dauer der Ausbildung bei der Lindenhofgruppe angestellt. Auch ich wurde für ein Semester der Ausbildungsstation zugeteilt.

Mit welchen Erwartungen und Gefühlen sind Sie in dieses Semester gestartet?
Schütz: Mit viel Neugier. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Aber das ist eigentlich immer so, wenn man auf einer neuen Station beginnt.
Nkou Meyanga: Ich hatte Respekt, weil man auf der Ausbildungsstation deutlich mehr Verantwortung trägt. Ich habe im Vorfeld noch einiges an Stoff repetiert … (lacht).

Was bringt Ihnen dieser Einsatz für die Ausbildung?
Schütz: Man lernt früh, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Zudem ist die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis wertvoll. In einem solchen Setting lernt man einfacher und mehr.
Nkou Meyanga: Das unterschreibe ich. Wir profitieren auch von der guten Feedback-Kultur unter den Studierenden sowie von der Begleitung durch die Lehrpersonen und die Berufsbildenden. So macht lernen Spass.

Ausbildungsstation Lindenhofgruppe

Die Ausbildungsstation ist ein gemeinsames Projekt der Lindenhofgruppe und des Berner Bildungszentrums Pflege. Die zweijährige Pilotphase wird vom Berner Bildungszentrum Pflege und der Berner Fachhochschule evaluiert und weiterentwickelt. Mehr zu Aus- und Weiterbildung der Lindenhofgruppe:
https://www.lindenhofgruppe.ch/de/stellen-und-karriere/aus-und-weiterbildung

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