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Ausbildung im Wandel – «In unserem Beruf stehen nach wie vor Menschen im Zentrum»

Orlinda Kubli hat ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau 2003 abgeschlossen. Heute bildet sie bei der Lindenhofgruppe selber Pflegefachpersonen und Fachpersonen Gesundheit aus. Wie hat sich das Berufsfeld in den vergangenen zwanzig Jahren verändert? Was erwarten heutige Lernende von ihrem Ausbildungsbetrieb? Und: Wie arbeiten jüngere und ältere Generationen zusammen?

«Die jungen Leute bringen andere Lernstrategien mit, als wir sie damals hatten», sagt Orlinda Kubli, Berufsbildnerin im Sonnenhofspital. Bild: Rolf Marti

       

Rolf Marti

Frau Kubli, Sie haben ihr Diplom als Pflegefachfrau im Jahr 2003 gemacht. Wie hat sich der Beruf seither verändert?
Er ist schnelllebiger und anspruchsvoller geworden. Das hat mehrere Gründe. So hat sich beispielsweise die Liegedauer der Patientinnen und Patienten aufgrund der medizinischen Fortschritte verkürzt. Für die Pflege bedeutet dies: Wir haben mehr Ein- und Austritte zu bewältigen. Zudem werden die Menschen älter. Es gibt daher zunehmend Patientinnen und Patienten mit Mehrfacherkrankungen. Diese benötigen eine intensivere und umfassendere Pflege. Schliesslich wurden in den letzten Jahren viele Prozesse verschlankt – Stichwort «Lean Management» – und digitalisiert. Alles ist agiler geworden, was von den Mitarbeitenden viel Flexibilität und fundierte Fachkenntnisse verlangt.

Gibt es auch Dinge, die sich nicht oder kaum verändert haben?
Ja. In unserem Beruf stehen nach wie vor Menschen im Zentrum. Entsprechend zieht das Berufsfeld Leute an, die mit Menschen und für Menschen arbeiten möchten. In der Pflege finden sie eine sinnstiftende Tätigkeit, die zudem stark auf Teamarbeit basiert. Das war auch zu meiner Zeit schon so. Ich würde sogar meinen: Wir sind heute noch näher an den Patientinnen und Patient dran und arbeiten noch enger als Team zusammen. Gleich geblieben ist auch, dass wir die jungen Menschen für den Beruf begeistern müssen. Das bedingt, dass wir als Vorbilder vorangehen. Der Pflegeberuf ist nach wie vor interessant, abwechslungsreich und vielseitig.

Die heutige Generation der Lernenden und Studierenden ist – salopp formuliert – mit dem Smartphone zur Welt gekommen. Wie wirkt sich das auf die Ausbildung aus?
Die jungen Berufsleute bringen viele digitale Skills mit. Das ist ein Vorteil, da auch in unserem Beruf heute viele Arbeitsschritte digitalisiert sind. Sie bringen aber auch andere Lernstrategien mit, als wir sie damals hatten. So holen sie sich viele Informationen aus dem Netz – beispielsweise über YouTube-Tutorials. Wir können also oft auf Vorwissen aufbauen. Was auch anders ist: Auf die jungen Leute prasselt so viel Information ein, dass einiges gleich wieder vergessen geht. Für uns Berufsbildende bedeutet das: Wir müssen öfter nachhaken, um sicherzustellen, dass eine Wissenseinheit auch nachhaltig verankert ist.

Immer mehr junge Menschen fühlen sich psychisch belastet – eine Folge weltweiter Krisen wie Corona, Krieg, Klimawandel. Spüren Sie das in der Ausbildung?
In meinem Zuständigkeitsbereich stelle ich keine Zunahme an problematischen Situationen fest. Aber klar gibt es Jugendliche, die mit persönlichen Schwierigkeiten kämpfen, welche sich auch auf die Ausbildung auswirken. Aber die gab es früher auch. Was anders ist: Die heutigen Jugendlichen thematisieren diese Themen offen – beispielsweise in Sozialen Medien. Es gehört zur Verantwortung von uns Berufsbildenden, Warnsignale zu erkennen, Jugendliche in schwierigen Situationen zu begleiten bzw. wo nötig an eine Fachstelle zu verweisen. In der Lindenhofgruppe führen wir mit allen Lernenden und Studierenden strukturierte Gespräche, in denen auch persönliche Schwierigkeiten thematisiert werden können.

Wie steht es um die Zusammenarbeit zwischen den Generationen? Versteht sich die Generation Z noch mit der Generation Babyboomer?
Wir haben auf allen Stationen altersdurchmischte Teams, die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Beide Generationen lernen voneinander. Es kommt durchaus vor, dass ältere Mitarbeitende auf Lernende zugehen und fragen: Wie macht man das heute? Umgekehrt profitieren die Jüngeren im Team vom grossen Erfahrungsschatz der Routiniers.

Junge Menschen sind mobil. Sie wechseln den Beruf, wenn er nicht mehr zum Lebensentwurf passt. Wie halten Sie junge Menschen im Pflegeberuf?
Wichtig ist, dass man die junge Generation im anspruchsvollen Arbeitsalltag unterstützt, ihr zuhört und ihre Anliegen ernst nimmt. Sie wollen beruflich vorankommen. Das heisst: Wir müssen ihnen Perspektiven aufzeigen, Weiterbildungen anbieten und sie in ihrer Entwicklung unterstützen. Die jungen Berufsleute erwarten auch Wertschätzung für ihr Engagement sowie gute Arbeitsbedingungen und ein attraktives Arbeitsumfeld. Aber das ist bei den älteren Mitarbeitenden nicht anders. Wir müssen alles unternehmen, um möglichst viele qualifizierte Mitarbeitende im Pflegeberuf zu halten.

Miteinander stark – gegen den Fachkräftemangel

Die Lindenhofgruppe positioniert sich mit einer neuen Personal-Marketing-Kampagne als attraktive Arbeitgeberin. Im Fokus: Mitarbeitende der Lindenhofgruppe. Als Botschafterinnen und Botschafter vermitteln sie auf emotionale Art und Weise ihre individuelle Motivation, für die Spitalgruppe zu arbeiten. Transportiert werden die Botschaften vor allem durch Bewegtbilder. miteinanderstark.ch

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