Berufliche Grundbildung findet nicht nur in Lehrbetrieb und Berufsfachschule, sondern auch in überbetrieblichen Kursen statt. Was lernen die angehenden Berufsleute dort? Kürzlich trafen sich im Elektro Bildungszentrum Schönbühl die Elektroinstallateurinnen und Elektroinstallateure. Mit dabei waren auch Kursleiter Werner Brüllhardt und der Lernende Janis Flückiger.
Peter Brand
Herr Flückiger, Sie sind im dritten Lehrjahr Ihrer Ausbildung zum Elektroinstallateur und haben im Elektro Bildungszentrum Schönbühl soeben zwölf Kurstage absolviert. Wie ist es gelaufen?
Gut. Die Kurstage sind immer streng. Angenehm war, dass zum Teil noch Schulferien waren. Dadurch hatten wir keine Berufsfachschule.
Was haben Sie im Kurs alles gemacht?
Diesmal standen verschiedene Steuerungen im Zentrum. Wir sahen uns beispielsweise die Steuerung einer Pumpe, einer Lüftung oder eines Garagentors genauer an. Der Kursleiter händigte uns ein Schema aus, an dem wir uns orientieren konnten. Das Ziel ist, dass alle Lernenden selbstständig in ihren Kojen arbeiten. Natürlich kann man Fragen stellen, wenn etwas unklar ist.
Sie absolvieren Ihre Lehre bei der Elektro H. Christen GmbH in Kaltacker. Wie viele überbetriebliche Kurstage werden Sie am Ende Ihrer Lehrzeit besucht haben?
Letztlich werden es über 40 Kurstage sein. In jedem Lehrjahr sind es 9 bis 12 Tage. Die Anforderungen wachsen über die vier Lehrjahre hinweg stetig.
Wie erleben Sie die Kurstage?
Ich freue mich immer, wenn es wieder so weit ist und lerne in jedem Kurs sehr viel. Im Betrieb fehlt manchmal etwas die Zeit, um sich vertiefter mit einem bestimmten Thema zu befassen, weil das Tagesgeschäft drückt. Während der Kurstage kann man sich mehr Zeit nehmen. In den Kursen behandelt man zum Teil auch Arbeitsbereiche, die der eigene Lehrbetrieb nicht abdeckt, weil er diese Arbeiten gar nicht ausführt. Dann sind die überbetrieblichen Kurse besonders wertvoll.
Herr Brüllhardt, wie zufrieden sind Sie mit den drei Wochen?
Ich bin sehr zufrieden. Die Lernenden haben gut mitgemacht. Es gab wie immer stärkere und schwächere Lernende. Aber das ist gut so. Der Kurs soll zeigen, wo die Einzelnen stehen und wo noch angesetzt werden muss.
Welches waren die wichtigsten Lerninhalte?
Wie immer gab es zuerst einen Eintrittstest für die Lernenden. Dieser zeigt mir, wo sie praktisch, aber auch schriftlich stehen. Im Zentrum standen in diesen drei Wochen Schaltgerätekombinationen. Das sind die Tableaus, auf denen die Sicherungen und Zähler angebracht sind. Weiter befassten wir uns mit Steuertechnik. Zwischendurch gab es Lernkontrollen. Und am zweitletzten Tag fand ein Besuchstag für Eltern und Ausbildner statt.
Praktische Fertigkeiten werden auch im Lehrbetrieb vermittelt. Welche zusätzlichen Ziele und Inhalte verfolgen die überbetrieblichen Kurse?
Grundsätzlich sollen die Lernenden in der Grundbildung möglichst alle Inhalte und Arbeiten kennen lernen. Da die Lehrbetriebe zum Teil stark spezialisiert sind, können sie nicht alles abdecken. Es gibt Lernende, die beispielsweise selten oder nie mit Tableaus oder Steuerungen zu tun haben. Umso wichtiger ist es, dass wir mit den überbetrieblichen Kursen alle Lernenden auf den gleichen Stand bringen.
Sie unterrichten Lernende aus verschiedensten Betrieben. Das ist bestimmt eine anspruchsvolle Aufgabe?
Das ist so. Aber es ist auch eine sehr dankbare Aufgabe. Darum bin ich nach 33 Jahren immer noch dabei. Ich versuche, das Kursprogramm möglichst gut auszugestalten und biete wo nötig individuelle Unterstützung an.
Schliessen die Lernenden die Kurse mit einer Benotung ab?
Ja, sie erhalten nach jedem Kurs eine Note. Daraus ergibt sich dann eine Gesamtnote, die 10 Prozent der Abschlussnote im Qualifikationsverfahren ausmacht.
Überbetriebliche Kurse
Die überbetrieblichen Kurse sind neben Lehrbetrieb und Berufsfachschule der dritte Lernort in der beruflichen Grundbildung und für die Lernenden obligatorisch. Sie dienen dem Erwerb von grundlegenden praktischen Fertigkeiten. Die Lerninhalte sind im Bildungsplan festgelegt. Träger der überbetrieblichen Kurse sind die Organisationen der Arbeitswelt.
Elektro Bildungszentrum Schönbühl
Diese Institution ist das Bildungs- und Dienstleistungszentrum für die Elektrobranche im Kanton Bern. Hier besuchen pro Jahr rund 1100 Lernende in den Berufen Elektroinstallateur/in EFZ, Montage-Elektriker/in EFZ und Elektroplaner/ in EFZ die überbetrieblichen Kurse. Im selben Gebäude finden auch die Qualifikationsverfahren statt.
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