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«Lernende erklären Jugendlichen ihren Beruf sehr anschaulich»

"Es ist wichtig, dass die Jugendlichen Einblick in viele verschiedene Berufe erhalten", sagt Mattias Rubin.

Von Logistik bis Floristik: In den letzten zwei Wochen fanden in der Region Biel-Seeland die Berufswahlwochen statt – eine für Französischsprachige, eine für Deutschsprachige. Rund 800 Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse konnten mehr als 40 Berufe hautnah erleben. Berufs- und Laufbahnberater Mattias Rubin vom BIZ Biel erläutert die Hintergründe des Angebots.

Kathrin Kiener

Wie ist die Berufswahlwoche entstanden und was möchten Sie den Jugendlichen mit diesem Angebot vermitteln?
Die Berufswahlwoche entstand 2012 aus dem Projekt «Fokus Technik» der Wirtschaftskammer Biel-Seeland, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Heute erhalten Jugendliche der 8. Klasse in halbtägigen Workshops Einblicke in verschiedene Berufe. Sie sammeln praktische Erfahrung, stellen Berufsleuten Fragen und entdecken ungewohnte, genderuntypische Berufe. Das führt später oft zu Schnupperlehren oder sogar zu Lehrverträgen.

Heute werden nicht nur technische Berufe vorgestellt, sondern auch Berufe wie Floristin oder Grafiker. Wie wichtig ist diese Vielfalt für die Jugendlichen?Viele Jugendliche kennen nur wenige Berufe. So wählen Mädchen zu 70 Prozent und Buben zu 50 Prozent aus nur fünf Berufen aus – dabei gibt es in der Schweiz rund 250 Lehrberufe. Es ist deshalb wichtig, den Jugendlichen diese Vielfalt aufzuzeigen. Wenn sie neue Berufe entdecken, wird der Berufswahlprozess individueller und erfolgreicher, weil er besser zu ihren Interessen und Fähigkeiten passt.

Ein Markenzeichen der Berufswahlwoche sind die praxisnahen Workshops. Wie gelingt es, die Berufe anschaulich zu vermitteln?
Die Workshops werden von unseren 20 Partnerfirmen und einzelnen Berufsfachschulen gestaltet – etwa 75 Prozent der Zeit sind für praktische Übungen vorgesehen. Wir stellen den Firmen einen Leitfaden zur Verfügung, an dem sie ihre Workshops ausrichten können. Wichtig ist, dass die Jugendlichen aktiv mitarbeiten: Je nach Lehrberuf beladen sie zum Beispiel einen Lastwagen, stellen ein Holzbrett her oder üben das Rollstuhlfahren. Oft entsteht dabei ein Produkt, das sie mit nach Hause nehmen können – das stärkt ihre Selbstwirksamkeit.

In den Workshops begegnen die Jugendlichen auch Lernenden. Weshalb ist dieser direkte Austausch wertvoll?
Der Austausch mit Lernenden ist sehr wichtig, weil sich die Schülerinnen und Schüler viel leichter mit Gleichaltrigen identifizieren. Sie trauen sich eher, Fragen zu stellen, und nehmen die Lernenden oft als Vorbilder wahr. Lernende erklären den Beruf zudem in einfachen Worten und praxisnah – manchmal sogar anschaulicher als erfahrene Berufsleute. So entsteht ein realistisches Bild des Berufs und gleichzeitig können auch Klischees ausgeräumt werden.

Die Workshops sind kostenlos. Was sollten Jugendliche und Eltern wissen, bevor sie sich anmelden?
Das Anmeldefenster öffnet zwei Monate vor dem Anlass – bei beliebten Berufen sind die Plätze oft nach wenigen Stunden vergeben. Eine frühzeitige Anmeldung lohnt sich also. Wichtig ist, dass die Jugendlichen echtes Interesse mitbringen, pünktlich erscheinen und sich aktiv in die Workshops einbringen.

Sie arbeiten eng mit den Schulen zusammen. Was ist dabei zentral?
Die Berufswahlwoche richtet sich an einzelne Jugendliche, nicht an ganze Klassen. Die Lehrpersonen erhalten von uns im Vorfeld eine Liste der angemeldeten Schülerinnen und Schüler und können sie entsprechend vorbereiten. Nach dem Anlass geben wir den Schulen Rückmeldungen zur Teilnahme und zum Verhalten.

Welche Ideen und Berufsfelder möchten Sie zukünftig in die Berufswahlwoche aufnehmen?
Spannend wären Berufe rund um Fahrzeuge oder auch das Gastgewerbe und die Hotellerie. Grundsätzlich ist aber jede Branche willkommen. Für die Betriebe ist die Teilnahme attraktiv, weil wir vom BIZ gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Biel-Seeland die Koordination und Kommunikation übernehmen. Entscheidend ist für uns die Qualität der Workshops – davon hängt die Weiterentwicklung der Berufswahlwoche ab. Unser Ziel ist es, auch in Zukunft ein Angebot zu schaffen, das allen Beteiligten einen Mehrwert bringt. 

Infobox

Die Berufswahlwoche wird von der Wirtschaftskammer Biel-Seeland und dem BIZ Biel in Zusammenarbeit mit verschiedenen Lehrbetrieben und Berufsfachschulen durchgeführt. Das regionale Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse. Jährlich nehmen rund 800 Schülerinnen und Schüler teil. Die nächste Berufswahlwoche findet vom 26. bis 30. Oktober 2026 auf Französisch und vom 2. bis 6. November 2026 auf Deutsch statt.
www.berufswahlwoche.ch

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