Vom 10. bis 15. September 2024 finden in Lyon die 47. Berufsweltmeisterschaften statt – die WorldSkills 2024. Louisa Kistler hat eine intensive Vorbereitungszeit hinter sich. Sie hat bei der Lindenhofgruppe die Lehre als «Fachfrau Gesundheit EFZ» (FaGe) absolviert und tritt im Berufsfeld «Health and Social Care» an.
Rolf Marti
In drei Tagen starten die WorldSkills. Mit welchen Gefühlen reisen Sie nach Lyon?
Ich bin froh, dass es endlich losgeht. Seit acht Monaten trainiere ich intensiv. Und natürlich bin ich nervös. So einen Wettkampf erlebt man nicht alle Tage. Es schwingt aber auch viel Vorfreude mit – Vorfreude darauf, mein Können unter Beweis zu stellen, die Schweiz und die Pflege international zu repräsentieren und Kandidatinnen und Kandidaten anderer Länder kennenzulernen.
Wie haben Sie sich für die Teilnahme an den WorldSkills qualifiziert?
Meine Berufsbildungsverantwortliche in der Lindenhofgruppe hat mich vor zwei Jahren dazu motiviert, an den Berner FaGe-Meisterschaften teilzunehmen. Ich wurde Zweite und konnte dadurch bei den SwissSkills 2023 antreten, wo ich den dritten Platz belegte. Die drei Erstplatzierten wurden im Hinblick auf die Teilnahme an den WorldSkills 2024 zu einem eintägigen Assessment mit den Expertinnen eingeladen – und ich wurde nominiert.
Wissen Sie, welche Aufgaben in Lyon auf Sie warten?
Der Wettkampf dauert vier Tage. Wir bearbeiten zehn Patientensituationen, die von Schauspielerinnen und Schauspielern simuliert werden. Jeder Fall dauert 45 Minuten. Wir führen die erforderlichen Pflegehandlungen durch. Im Anschluss beschreiben wir den zu veranlassenden Pflegeprozess, erteilen schriftlich die erforderlichen Aufträge und führen eine Reflexion durch. Eine weitere Aufgabe besteht darin, auf einem Flipchart ein bestimmtes Thema zu reflektieren, zum Beispiel zur Sturzprophylaxe.
Sie werden sich mit den besten jungen Berufsleuten der Welt messen. Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich habe mit zwei Expertinnen der SwissSkills trainiert. Eine von ihnen hat selber an den WorldSkills teilgenommen und Gold gewonnen. Wir haben zehn Trainingseinheiten zu acht bis neun Stunden durchgeführt und dabei die oben beschriebenen Patientensituationen simuliert. Nach jedem Training habe ich eine Reflexion geschrieben und Wissenslücken geschlossen. Zur Vorbereitung gehörten auch Trainingswochenenden mit dem gesamten SwissSkills-Team. Innerhalb der Lindenhofgruppe habe ich tageweise in verschiedenen Abteilungen gearbeitet und so Einblicke in unterschiedliche Fachdisziplinen erhalten. Last but not least: Ich habe Englischkurse belegt, da dies die Wettbewerbssprache ist.
An den WorldSkills muss man mental top fit sein. Wie haben Sie sich diesbezüglich vorbereitet?
Mit einer Mentaltrainerin. Ich habe gelernt, Ziele zu setzen, Stress zu managen, mit Fehlern umzugehen, positive Assoziationen zu nutzen, aber auch, mich zu entspannen. Die gewonnenen Erkenntnisse und die erlernten Techniken sind mir auch im Beruf und im Privatleben von Nutzen.
Welche Unterstützung erhalten Sie von Ihrer Arbeitgeberin?
Fünf der zehn Trainings haben wir in der Lindenhofgruppe durchgeführt. Sie hat die Infrastruktur zur Verfügung gestellt und sich an den Kosten der Trainings beteiligt. Zudem wurde mir ein Teil der Trainings als Arbeitszeit angerechnet. Schliesslich hat mich auch mein Team im Sonnenhofspital mental und mit einer flexiblen Dienstplanung unterstützt. Dafür bin ich dankbar.
Mit der Teilnahme an Berufsmeisterschaften sammeln Sie wichtige Erfahrungen. Welche Impulse erhoffen Sie sich davon für Ihre berufliche Laufbahn?
Ich starte im Herbst mit dem Pflegestudium an der Höheren Fachschule in Betriebsanstellung bei der Lindenhofgruppe. Vieles von dem, was ich in der Vorbereitung auf die WorldSkills gelernt habe, wird mir da von Nutzen sein. Und ich werde vom Austausch mit Berufsleuten aus anderen Ländern bzw. den Einblicken in andere Gesundheitssysteme profitieren. Und: Die Teilnahme an Berufsmeisterschaften macht sich bestimmt gut im Lebenslauf … (lacht).
Was raten Sie jungen Talenten, die sich eine Teilnahme an Berufsmeisterschaften überlegen: Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um erfolgreich zu sein?
Man muss Lust auf Herausforderungen haben und bereit sein, Freizeit zu opfern. Mein Sozialleben hat in letzter Zeit doch etwas gelitten. Kurz: Es braucht den Ehrgeiz, mehr zu leisten als der Durchschnitt.
WorldSkills: 12 Bernerinnen und Berner am Start
Vom 10. bis 15. September 2024 messen sich an den WorldSkills Lyon 2024 rund 1’500 junge Berufschampions aus 65 Ländern. Sie kämpfen in 59 Berufen um Medaillen. Aus der Schweiz sind 45 Wettkämpfende (12 aus dem Kanton Bern) in 41 Disziplinen am Start.
Lindenhofgruppe
Mit Louisa Kistler nimmt erstmals eine Fachfrau Gesundheit der Lindenhofgruppe an den WorldSkills teil – eine Bestätigung für die Qualität der universitären Aus- und Weiterbildung des Great Start!-zertifizierten Lehrbetriebs. Seit 2017 war die Lindenhofgruppe an allen kantonalen und nationalen Berufsmeisterschaften mit ein bis zwei Teilnehmenden vertreten – oft mit Podestplätzen.
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