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«Ich wurde jeden Morgen mit einem «Grüezi!» begrüsst»

Hat sein Auslandpraktikum genossen: Florian Roth.   Bild Peter Brand
Hat sein Auslandpraktikum genossen: Florian Roth. Bild Peter Brand

       

Florian Roth arbeitete vier Monate in einem Atelier für Schriftgestaltung in Prag. Dies im Rahmen seiner Ausbildung zum Grafiker EFZ in der Fachklasse der Schule für Gestaltung Bern und Biel. Im Gespräch blickt der 19-Jährige auf seinen Einsatz im Ausland zurück.

Peter Brand

Herr Roth, Sie sind zurück aus einem Auslandpraktikum. Wie geht es Ihnen?

Sehr gut. Ich schaue bereits ein wenig mit Nostalgie zurück auf mein Praktikum. Das war eine sehr schöne Zeit.

Sie waren in Prag. Was genau haben Sie dort gemacht?

Ich war in einem Grafikatelier, das spezialisiert ist auf Schriftgestaltung. Die Inhaber sind Experten für Typografie. Sie nahmen mich als Praktikanten auf. So lebte und arbeitete ich vier Monate in Prag. Das ist eine faszinierende Stadt. Allerdings ist sie auch sehr touristisch. Das Atelier liegt zentral mitten in der Innenstadt. Ich musste mich daher auf dem Arbeitsweg immer durch die Touristenströme kämpfen.

Was hatte den Ausschlag für diese Praktikumsstelle gegeben?

Meine Ausbildung an der Grafik-Fachklasse sieht vor, dass wir mindestens vier Monate Praktika absolvieren. Das muss nicht am Stück sein und auch nicht zwingend im Ausland. Aber da die Möglichkeit dazu besteht, fand ich es cool, etwas im Ausland zu machen. Ich begann auf Instagram nach geeigneten Betrieben mit Schwerpunkt Schriftgestaltung zu suchen und bewarb mich bei einigen. Ich erhielt viele Absagen, aber auch einige Rückmeldungen, die mir weiterhalfen. Aus Prag kam dann die Zusage.

In welchem Bereich waren Sie im Einsatz? Was konnten Sie alles tun?

Ich war der jüngste Praktikant, den das Atelier je hatte. Die Inhaber wussten daher zuerst nicht so genau, wo sie mich einsetzen konnten. Die ersten zwei Wochen verbrachte ich damit, alte Dokumente zu scannen, die für die Schriftentwicklung genutzt werden. Schon bald kamen die ersten gestalterischen Aufgaben hinzu. So musste ich beispielsweise Instagram-Beiträge für die entwickelten Schriften bewerben. Das Studio hat unter anderem Lizenzen von Schriften älterer tschechischer Schriftgestalter gekauft. Diese sind noch nicht digitalisiert. Gegen Ende des Praktikums bestand meine Aufgabe darin, diese Schriften am Computer nachzuzeichnen und zu digitalisieren. Das war eine Art erste grobe Skizze der Schrift. Später konnte ich die dazu gehörigen Schriftvarianten wie fett und kursiv dazu ergänzen. In den Zeiten zwischendurch konnte ich sogar eine eigene Schrift entwickeln.

Sind Sie fachlich auf Ihre Rechnung gekommen?

Ja. Ich habe viel über die Schriftgestaltung gelernt. Die Typografie ist innerhalb der Grafik eher eine Nische. Das Praktikum half mir, den Alltag in diesem Bereich kennenzulernen. Eine wertvolle Erfahrung war sicher auch, dass ich das erste Mal allein und in diesem Fall sogar im Ausland gelebt habe. Da wird man automatisch etwas selbstständiger. Im Vorfeld hatte ich grossen Respekt und vereinbarte daher nur ein viermonatiges Praktikum. Das schien mir mehr als genug. Ich lernte, meine Zeit einzuteilen und mich zu beschäftigen, betrieb oft Sport, las viel und unternahm auch mal einen Ausflug. Das lief alles so gut, dass ich rückblickend ruhig auch sechs Monate hätte vereinbaren können.

Sie fühlten sich in dieser Zeit demnach gut aufgehoben?

Absolut. Ich war sehr gut betreut, und wir hatten es gut im Team. Einmal konnte ich sogar mit nach Berlin, wo die Inhaber eine Präsentation hatten. Unter der Woche war ich bei der Arbeit oft auf mich gestellt, aber wir unternahmen immer wieder etwas gemeinsam. Wir verständigten uns auf Englisch recht gut. Einer der Inhaber sprach zudem nicht schlecht Deutsch und hatte auch schon in der Schweiz gearbeitet. Ich wurde daher jeden Morgen mit einem «Grüezi!» begrüsst.

Wie sehen nun Ihre weiteren Berufspläne aus?

Ich bin im vierten und letzten Lehrjahr und möchte vorerst einmal die Lehre und die Berufsmaturitätsschule, die ich lehrbegleitend absolviere, gut abschliessen. In welche gestalterische Richtung es dann geht, ist noch etwas offen. Vor mir stehen also entscheidende Monate. Ich freue mich auf sie.

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