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«Ich wollte den Ausbildungsbetrieb selbst wählen»

«Ich wollte den Betrieb, in dem ich die praktische Ausbildung absolviere, selbst wählen», sagt Aniththa Vincen Raj, dipl. Pflegefachfrau HF bei der Lindenhofgruppe. Bild: Rolf Marti

       

Wer an der Höheren Fachschule die Ausbildung «Pflegefachfrau/-mann» absolviert, tut dies entweder im Betriebs- oder im Schulmodell. Wie unterscheiden sich die beiden Wege? Und: Warum hat sich Aniththa Vincen Raj für das Betriebsmodell der Lindenhofgruppe entschieden?

Rolf Marti

Sie haben letztes Jahr die Ausbildung zur Pflegefachfrau HF abgeschlossen. Warum haben Sie sich für das Berufsfeld «Pflege» entschieden?
Pflegefachfrau war schon als Kind mein Berufswunsch. Ich mag Menschen und helfe ihnen gerne. Zudem ist die Pflege spannend und abwechslungsreich. In der Lehre zur Fachfrau Gesundheit und in der Ausbildung zur Pflegefachfrau habe ich schöne wie schwierige Situationen mit Patientinnen und Patienten erlebt. Man wird auch auf persönlicher Ebene gefordert – was die Persönlichkeitsentwicklung fördert. Früher war ich beispielsweise eher introvertiert, heute gehe ich offen auf Menschen zu. Das habe ich in der Pflege gelernt.

Wer an der Höheren Fachschule Pflege studiert, kann dies im Rahmen einer Betriebsanstellung oder im Rahmen einer Schulanstellung tun. Worin besteht der Unterschied?
Beginnen wir mit dem, was gleich ist: Bei beiden Modellen ist das Studium so aufgebaut, dass man abwechslungsweise ein Semester an der Höheren Fachschule studiert und danach ein Semester in einer Pflegeinstitution arbeitet. Das heisst: Die theoretische Wissensvermittlung ist identisch. Der zentrale Unterschied liegt darin, dass man bei der «Betriebsanstellung» direkt bei einem Spital, einem Pflegeheim oder einer Spitex angestellt ist. Die Studierenden absolvieren daher alle Praktika im selben Betrieb oder, je nach Vorbildung, in einem Partnerbetrieb. Bei der Schulanstellung haben die Studierenden einen Vertrag mit der Höheren Fachschule und absolvieren die Praktika in verschiedenen Institutionen.

Weshalb haben Sie sich für das Modell «Betriebsanstellung» entschieden?
Ich wollte den Betrieb, in dem ich die praktische Ausbildung absolviere, selbst wählen. Von der Lindenhofgruppe hatte ich viel Gutes gehört. Also habe ich mich dort beworben. Bei der Schulanstellung können die Studierenden nur aus jenen Praktikumsstellen auswählen, die die Schule für das jeweilige Semester zur Verfügung stellt. Es besteht keine Garantie, dass man jene Stelle bekommt, die man sich wünscht. Ein weiterer wesentlicher Unterschied: Bei der Betriebsanstellung verdient man während der Ausbildung mehr. Das war für mich zentral: Ich hatte nach der Lehre das Bedürfnis, finanziell unabhängig zu sein und in einer eigenen Wohnung zu leben.

Hat die Betriebsanstellung gegenüber der Schulanstellung auch Nachteile?
Einige Arbeitgeber verlangen, dass man nach dem Studium noch ein oder zwei Jahre im Betrieb arbeitet. Das ist in der Lindenhofgruppe nicht der Fall. Ich bin nach dem Studium freiwillig geblieben.

Wie haben Sie die Ausbildung in der Lindenhofgruppe erlebt?
Ich wurde hervorragend unterstützt – von den Kolleginnen und Kollegen auf den Stationen wie von der zuständigen Bildungsverantwortlichen. Das ist ein weiterer Vorteil der Betriebsanstellung: Man hat eine fixe Ansprechperson, die einen durch die gesamte Ausbildung begleitet.

Welche beruflichen Perspektiven verfolgen Sie nun?
Zurzeit bilde ich mich zur Berufsbildnerin weiter. Ich begleite eine Fachfrau Gesundheit und eine Pflegefachfrau durch die Ausbildung. Es macht Spass, die Rolle zu wechseln – von der Lernenden zur Ausbildnerin. In der Lindenhofgruppe hat man stets die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Vielleicht absolviere ich später das Nachdiplomstudium «Notfallpflege».

Was empfehlen Sie angehenden Studierenden, die vor der Wahl zwischen Betriebs- und Schulmodell stehen: Wie finden Sie heraus, welches Modell zu ihnen passt?
Man sollte sich zwei Dinge überlegen. Erstens: Wie wichtig ist mir der Ort, an dem ich meine Praktika mache? Möchte ich die Ausbildung in ein und demselben Betrieb absolvieren oder bin ich offen dafür, verschiedene Betriebe kennenzulernen? Zweitens: Wie wichtig ist der Lohn? Wer wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen will, ist mit der Betriebsanstellung besser dran.

Ausbildung in der Lindenhofgruppe

Die Lindenhofgruppe ist der zweitgrösste Ausbildungsbetrieb im Gesundheitswesen des Kantons Bern. Sie bietet rund 280 Ausbildungsplätze an. Im Bereich der beruflichen Grundbildung werden Lernende in zehn Berufen, im Bereich der Höheren Fachschulen und der Fachhochschulen Studierende in acht Berufen ausgebildet.

Seit 2015 hat die Lindenhofgruppe rund 100 diplomierte Pflegefachpersonen HF im Modell «Betriebsanstellung» ausgebildet. 90 Prozent sind nach Abschluss des Studiums bei der Lindenhofgruppe geblieben.

www.lindenhofgruppe.ch/ausbildung.

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