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15. Januar 2024
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Medienmitteilung der Bildungs- und Kulturdirektion
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Bevölkerung der jungsteinzeitlichen Siedlungen am Bielersee war sehr mobil

Der Archäologische Dienst des Kantons Bern hat ein zweibändiges Buch zu den «Pfahlbauten» von Sutz-Lattrigen am Bielersee publiziert. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Siedlungsbewohner vor knapp 6000 Jahren weitreichende Kontaktnetze pflegten. Das neue Werk ist ein Meilenstein für die Erforschung der Jungsteinzeit in der Drei-Seen-Region.

An keinem Uferabschnitt des Bielersees wurden jungsteinzeitliche Seeufersiedlungen («Pfahlbauten») so grossflächig ausgegraben wie bei Sutz-Lattrigen. Nun hat der Archäologische Dienst des Kantons Bern umfangreiche Resultate der langjährigen Tauchgrabungen und Untersuchungen in Buchform veröffentlicht. Der älteste ausgegrabene Bereich, die nun publizierte sogenannte «Hauptstation innen», bestand gemäss Jahrringanalysen der Bauhölzer aus vier aufeinanderfolgenden Dörfern der Zeit um 3830 bis 3560 vor Christus. Ihre Bau- und Nutzungszeit, ihre Form sowie ihre Entwicklung können dank Tausenden von oft jahrgenau datierten Bauhölzern detailliert rekonstruiert werden.

Kontaktnetz von Frankreich bis nach Ungarn

Die geborgenen Funde aus Keramik, Stein, Knochen und organischem Material geben spannende Einblicke in das alltägliche Leben der Siedlungsgemeinschaften in der ersten Hälfte des vierten Jahrtausends vor Christus. Innovative Untersuchungen – unter anderem zur Herstellungstechnik von Keramikgefässen und Werkzeugen sowie zur Herkunft des Rohmaterials – und der Vergleich mit anderen Fundstellen erbrachten neue Erkenntnisse. So zeigen die Funde, dass die Menschen in der Jungsteinzeit sehr mobil waren und weitreichende Kontaktnetze in verschiedene Himmelsrichtungen pflegten. Menschen aus Ostfrankreich und der Region Elsass zogen in die Siedlungen am Bielersee und töpferten dort ihre Gefässe. Werkzeuge aus Feuerstein aus entfernten Regionen wie Südfrankreich, dem Pariser Becken, Polen, Dänemark und Ungarn sowie Steinbeilklingen aus den Vogesen und den italienischen Alpen belegen weitreichende Kontaktnetze.

Kooperation mit Universitäten und Schweizerischem Nationalfonds

Das Werk über die Ergebnisse der Tauchgrabungen von 1991 bis 2003 ist ein Meilenstein für die Erforschung der Jungsteinzeit in der Drei-Seen-Region. Es entstand in enger Kooperation mit mehreren Universitäten, unter anderem im Forschungsprojekt des Schweizerischen Nationalfonds «Mobilities, Entanglements and Transformations in Neolithic Societies of the Swiss Plateau (3900–3500 BC)» am Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern. Die Hauptautorin, Regine Stapfer, stellt in zwei öffentlichen Vorträgen am 16. und am 25. Januar 2024 die wichtigsten Erkenntnisse vor.

Öffentliche Vorträge an der Universität Bern

  • Öffentlicher Vortrag im Historischen Verein des Kantons Bern: Dienstag, 16. Januar 2024, 18.15 Uhr, Universität Bern, Unitobler, Lerchenweg 36, Hörsaal F 023, «Kontaktnetze der jungsteinzeitlichen Ufersiedlungen am Bielersee – Rohstoffe als Geschichtsquellen» von Regine Stapfer, Archäologischer Dienst des Kantons Bern
  • Öffentlicher Vortrag im Berner Zirkel für Ur- und Frühgeschichte: Donnerstag, 25. Januar 2024, 18.30 Uhr, Universität Bern, Hauptgebäude, Hochschulstr. 4, Hörsaal 201, «Die jungsteinzeitlichen Ufersiedlungen von Sutz-Lattrigen und ihre Kontaktnetze» von Regine Stapfer, Archäologischer Dienst des Kantons Bern

Angaben zur Publikation

Regine Stapfer et al., Die Ufersiedlungen von Sutz-Lattrigen 3830 bis 3560 v. Chr. und ihre Kontaktnetze. Hefte zur Archäologie im Kanton Bern 12. 2 Bde. Bern 2023. 812 Seiten, 526 Abbildungen. Preis: 78 Franken. ISBN 978-3-9525608-3-9.

Erhältlich beim Archäologischen Dienst des Kantons Bern, adb.sab@be.ch, Tel. 031 633 98 00 oder im Buchhandel.

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